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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Zeitlich gesehen ist George am nächsten dran. Er paßt sogar sehr gut ins Zeitschema. Um halb sieben hat er sich von General Fentiman verabschiedet, und gegen acht fand Robert den General tot. Vorausgesetzt also, daß ihm das Zeug in Form einer Pille gegeben wurde –«
    »Wie es in einem Taxi hätte geschehen müssen«, warf Parker dazwischen ein.
    »Du sagst es – in einer Pille, die etwas länger braucht, als wenn man dasselbe Mittel in gelöster Form zu sich nimmt –, also, dann hätte der General ohne weiteres zuerst noch in den Bellona-Club gehen und mit Robert sprechen können, bevor er zusammenbrach.«
    »Sehr schön. Aber wie ist George an das Mittel herangekommen?«
    »Ja, ich weiß, das ist die erste Schwierigkeit.«
    »Und wie kam es, daß er es zur fraglichen Zeit zufällig bei sich hatte? Er konnte ja unmöglich wissen, daß er dem General gerade in diesem Augenblick begegnen würde. Selbst wenn er gewußt hätte, daß er bei Lady Donner war, konnte er nicht damit rechnen, daß er von dort in die Harley Street fahren würde.«
    »Er könnte das Zeug stets bei sich gehabt und auf eine gute Gelegenheit gewartet haben, es ihm zu geben. Und als ihn der alte Herr dann zu sich rief und ihm Vorhaltungen wegen seines Benehmens und so weiter machte, hat er gedacht, er macht's am besten gleich, bevor er aus dem Testament gestrichen wird.«
    »Hm! – Aber warum hätte George dann so dumm sein und zugeben sollen, daß er von Lady Dormers Testament noch nie etwas gehört hatte? Wenn er es nämlich kannte, geriet er doch gar nicht so leicht in Verdacht. Er hätte nur zu sagen brauchen, der General habe ihm im Taxi davon erzählt.«
    »Er hat es wohl nicht in diesem Licht gesehen.«
    »Dann wäre George ein noch größerer Esel, als ich ihm zugetraut hatte.«
    »Vielleicht ist er das«, meinte Parker trocken. »Jedenfalls habe ich einen Mann abgestellt, der bei ihm zu Hause einige Nachforschungen anstellt.«
    »So, hast du? Ich will dir mal was sagen: Ich wollte, ich hätte die Finger von diesem Fall gelassen. Zum Teufel auch, was macht's denn schon, wenn der alte Fentiman ein bißchen vor der Zeit schmerzlos beseitigt wurde. Er war doch einfach unanständig alt.«
    »Mal abwarten, ob du in sechzig Jahren auch noch so redest«, meinte Parker.
    »Bis dahin bewegen wir uns hoffentlich in anderen Kreisen. Ich werde dort sein, wo die Mörder hinkommen, und du wirst an dem viel tieferen und heißeren Ort sein, der für die bestimmt ist, die andere dazu treiben, sie umzubringen. Ich wasche jetzt meine Hände in Unschuld, Charles. Nachdem du auf den Plan getreten bist, geht der Fall mich sowieso nichts mehr an. Er langweilt und ärgert mich. Reden wir von etwas anderem.«
    Wimsey mochte seine Hände in Unschuld waschen, aber wie Pontius Pilatus sah er sich von der Gesellschaft wider alle Vernunft gezwungen, sich weiter mit einem ärgerlichen und unbefriedigenden Fall zu befassen.
    Um Mitternacht klingelte sein Telefon.
    Er war eben zu Bett gegangen und stieß einen Fluch aus. »Sagen Sie, ich bin ausgegangen«, rief er Bunter zu und fluchte erneut, als er seinen Diener dem unbekannten Anrufer versichern hörte, er werde nachsehen, ob Seine Lordschaft bereits zurückgekommen sei. Wenn Bunter ungehorsam war, mußte es sich um etwas ungemein Wichtiges handeln.
    »Nun?«
    »Es ist Mrs. George Fentiman, Mylord. Sie scheint in großer Aufregung zu sein. Wenn Eure Lordschaft nicht zu Hause sei, solle ich Eure Lordschaft bitten, sich gleich nach Ihrer Rückkehr mit ihr in Verbindung zu setzen.«
    »Quatsch! Die haben doch gar kein Telefon.«
    »Nein, Mylord.«
    »Hat sie gesagt, was los ist?«
    »Sie hat als erstes gefragt, ob Mr. George Fentiman hier sei, Mylord.«
    »Hölle und Schwefel!«
    Bunter nahte höflich mit seines Herrn Morgenmantel und Pantoffeln. Wimsey zog sie sich wütend an und schlurfte zum Telefon. »Hallo!«
    »Ist dort Lord Peter? – Ah, gut! « Die Leitung seufzte vor Erleichterung – ein rasselnder Ton, wie ein Todesröcheln. »Wissen Sie, wo George ist?«
    »Keine Ahnung. Ist er nicht nach Hause gekommen?«
    »Nein – und ich – habe Angst. Heute morgen waren Leute hier ...«
    »Die Polizei.«
    »Ja ... George ... sie haben etwas gefunden ... ich kann das am Telefon nicht sagen ... aber George ist mit dem Wagen zu Walmisley-Hubbard gefahren ... und die sagen, er ist nicht dorthin zurückgekommen ... und ... Sie wissen doch, daß er schon einmal so komisch war ... und vermißt wurde ...«
    »Ihre sechs

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