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Aerger im Bellona-Club

Aerger im Bellona-Club

Titel: Aerger im Bellona-Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Minuten sind um«, dröhnte die Stimme von der Vermittlung dazwischen. »Wollen Sie ein neues Gespräch?«
    »Ja, bitte ... nein, nicht trennen! ... Augenblick ... o Gott, ich hab kein Kleingeld mehr ... Lord Peter ...«
    »Ich komme sofort zu Ihnen«, sagte Wimsey stöhnend.
    »Danke – vielen, vielen Dank!«
    »Moment noch – wo ist Robert?«
    »Ihre sechs Minuten sind um«, sagte die Stimme in abschließendem Ton, und mit einem metallischen Klicken brach die Verbindung ab.
    »Bringen Sie mir meine Sachen«, sagte Wimsey griesgrämig. »Geben Sie mir diese abscheulichen, verhaßten Klamotten, die ich für immer abzulegen gehofft hatte. Rufen Sie mir ein Taxi. Bringen Sie mir was zu trinken. Macbeth hat den Schlaf gemordet. Ach ja, und schaffen Sie mir zuerst eine Verbindung mit Robert Fentiman.«
    Major Fentiman sei nicht in der Stadt, sagte Woodward. Er sei wieder nach Richmond zurückgekehrt. Wimsey versuchte nach Richmond durchzukommen. Nach langer Zeit meldete sich eine weibliche Stimme, halb erstickt von Schläfrigkeit und Wut. Major Fentiman sei noch nicht nach Hause gekommen. Major Fentiman pflege immer spät zu kommen. Ob sie Major Fentiman etwas ausrichten würde, wenn er zurückkomme? Nein, das könne sie nicht. Sie habe Besseres zu tun als die ganze Nacht wachzubleiben und Anrufe entgegenzunehmen und Major Fentiman Nachrichten zu übermitteln. Dies sei heute nacht schon das zweitemal, und sie habe der anderen Anruferin schon gesagt, daß man ihr nicht auftragen könne, Major Fentiman dies und jenes auszurichten. Ob sie Major Fentiman denn einen Zettel hinlegen und ihn bitten würde, unverzüglich zum Haus seines Bruders zu kommen? Also, das könne man ja wohl nicht von ihr verlangen, daß sie in einer bitterkalten Nacht aufbleibe und Briefe schreibe. Natürlich nicht, aber es handle sich um einen schweren Krankheitsfall. Das sei überaus freundlich von ihr – ja, nur das – er solle zum Haus seines Bruders kommen, und der Anruf komme von Lord Peter Wimsey.
    »Von wem?«
    »Lord Peter Wimsey.«
    »Ja, Sir, und entschuldigen Sie, daß ich ein bißchen kurz war, aber es ist wirklich –«
    »Du warst nicht kurz, du eingebildete alte Hexe, du warst gottserbärmlich lang«, raunte Seine Lordschaft unhörbar. Er bedankte sich und legte auf.
    Sheila Fentiman erwartete ihn schon ungeduldig auf der Schwelle, so daß ihm die Verlegenheit erspart blieb, sich erst erinnern zu müssen, wie oft er klingeln sollte. Sie ergriff ungestüm seine Hand und zog ihn ins Haus.
    »Das ist ja so lieb von Ihnen! Ich mache mir solche Sorgen. Ach, bitte, machen Sie keinen Lärm. Das gibt sonst Klagen.« Sie sprach in gehetztem Flüsterton.
    »Pah, sollen die sich doch beschweren«, erwiderte Wimsey seelenruhig. »Warum sollten Sie keinen Krach machen, wenn George aus dem Tritt ist? Außerdem, wenn wir flüstern, denken sie nachher noch was ganz anderes. Also, mein Kind, was ist nun los? Sie sind ja so kalt wie ein >Pfirsich Melba<. Das geht nicht an. Das Feuer ist halb aus – wo ist der Whisky?«
    »Still doch! Mir fehlt nichts. Aber George –«
    »Und ob Ihnen was fehlt. Und mir auch. Wie schon George Robey sagte: Dieses Aufstehen aus dem warmen Bett und Hinausgehen in die kalte Nachtluft bekommt mir nicht.« Er schaufelte reichlich Kohlen aufs Feuer und stieß den Schürhaken in den Rost. »Und gegessen haben Sie auch nichts. Kein Wunder, daß Sie sich elend fühlen.«
    Auf dem Tisch lagen zwei Gedecke – unberührt. Sie hatte auf George gewartet. Wimsey ging ohne Umschweife in die Küche, gefolgt von Sheila, die erregt protestierte. Er fand ein paar unappetitliche Speisereste – einen wäßrigen Eintopf, kalt und zerkocht; eine halbvolle Schüssel mit irgendwelcher Dosensuppe; auf einem Regal stand kalter Pudding.
    »Kocht Ihre Haushälterin für Sie? Ich nehme es an, weil Sie ja tagsüber beide fort sind. Jedenfalls kann sie nicht kochen, mein Kind. Egal, hier ist noch etwas Rindfleischextrakt – das kann sie nicht verdorben haben. Setzen Sie sich jetzt mal hin, und ich mache Ihnen was zurecht.«
    »Mrs. Munns –«
    »Mrs. Munns kann uns gestohlen bleiben!«
    »Ich muß Ihnen von George berichten.«
    Er sah sie an und verstand, daß sie ihm wirklich von George berichten mußte.
    »Entschuldigung. Ich wollte nicht so über Sie bestimmen. Man hat so eine überkommene Vorstellung, daß man Frauen in Krisensituationen wie Schwachsinnige behandeln muß. Das macht dieses jahrhundertelange >Frauen-und-Kinder-zuerst<. Arme

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