Aerger mit dem Borstenvieh
zurück. Er hatte an diesen seine eigene Dungschleuder befestigt, das gleiche Modell wie das von mir geliehene.
Für Zimperliche ist das Ausfahren von Mist nicht geeignet. Es war bestimmt keine Beschäftigung, nach der ich schon immer getrachtet hatte. Aber was machte das schon - das Gras mußte gefüttert werden. Der Mief und die Gestanksböen schienen Thomas dagegen überhaupt nichts auszumachen. Alles Mechanische liebte er derart, daß er ganz aufgeregt umhersprang, den Mist auflud und dann die Traktoren wechselte zum Verteilen.
»Achte ‘n bißchen auf den Wind«, rief er mir zu.
»Warum?«
»Wirst schon sehen«, lachte er zurück mit einem breiten Grinsen und puckerte davon.
Er arbeitete auf der entgegengesetzten Seite des Feldes und überzog es mit einem Haarnadelmuster. Er schien gut zurechtzukommen, so daß ich zu dem mir zugeteilten Anfangspunkt fuhr. Dort brachte ich den Motor auf Touren, betätigte den Hebel, der die Achsenwelle mit den dranhängenden Ketten zum Dreschen regulierte, und fing an.
Der Wind kam von vorn. Hoch in die Luft warf die Schleuder den zerkleinerten Dung hinter mir; der Lärm war zwar gewaltig, aber nicht unerträglich. Indem ich weiterfuhr, hinterließ die Maschine einen breiten Schwaden an nährreichem Dünger, genau das richtige, um jedem Grashalm das Wasser im Munde zusammenlaufen zu lassen.
Die Ladung von Thomas war aufgebraucht, so daß er zurück zum Dunghaufen gefahren war. Er winkte und rief mir etwas zu, aber seine Worte gingen in dem Lärm unter. Ich winkte zurück als Zeichen für ihn, daß alles reibungslos lief.
Als ich jedoch am Ende des Feldes wendete, um die Rückfahrt zu beginnen, merkte ich, warum er mir so heftig zugewunken hatte. Der Wind kam nun von hinten. Die größeren Klumpen Mist wurden zwar weiterhin hinter dem Traktor über das Feld gestreut, aber die kleinen feinen Teilchen fielen jetzt sanft herab — auf meinen Rücken, in meinen Nacken und in mein Haar. Es brachte überhaupt nichts, sich darüber aufzuregen, daher fuhr ich lediglich ein bißchen schneller und machte weiter. Als ich allerdings am Feldrand bei den Hecken ankam, war ich so bekleckert, daß ich eine ganze Menge Gras hätte ernähren können.
Thomas, mein Helfer, wartete auf mich und verschluckte sich fast vor Lachen. »Hast du mich nicht winken gesehen?« kicherte er vergnügt und wußte dabei verdammt gut, daß ich die Bedeutung gar nicht begriffen haben konnte. Ich bezweifelte nicht im geringsten, daß er ganz genau vorausgesehen hatte, was eintreffen würde. »Du mußt immer den Wind entweder direkt von vorn oder schräg von der Seite kommen lassen, damit er das Zeug von dir wegträgt.«
Irgend etwas Unaussprechliches spuckte ich aus und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar.
»Jeder muß für seine Erfahrungen bezahlen«, sagte er ohne Reuegefühle. «Übrigens soll das gut für die Haut sein. Es gibt reiche Frauen, die daraus einen Brei anrühren und ihn sich anschließend ins Gesicht klatschen.«
Darauf gab’s nur eine einzige treffende Antwort. Ich blieb sie ihm nicht schuldig.
Gegen Mittag klappte es bereits schon recht gut, wenn man von ein oder zwei leichten Fehlkalkulationen absah, aufgrund derer ich kurzfristig in dicken Wolken penetrant stinkender Teilchen eingehüllt wurde. Als Shirley uns zum Mittagessen rief, zog ich nur den Pullover aus und wusch mich draußen am Wasserhahn. Es lohnte sich nicht, sich vor Beendigung der Arbeit gründlich zu schrubben.
Unangenehm wurde die Sache am späten Nachmittag; zu diesem Zeitpunkt war ich, wieder mit dem Pullover bekleidet, in einem atemberaubenden Zustand. Meine Frau brachte mir die Neuigkeit, daß eine ihrer Busenfreundinnen, die zu Besuch kommen sollte, einen Tag zu früh gekommen sei und nun am elf Kilometer entfernten Bahnhof warte. Da unser Auto zur Reparatur in der Garage war und Shirley unseren Diesel-Kleinlaster, Old Lil, nicht fahren konnte, fragte sie mich, ob ich wohl den Besuch, Paulina, abholen würde.
»Was, jetzt? So, wie ich bin?«
Die Zeit wäre nicht vorhanden, sich jetzt Gedanken über das Aussehen zu machen, wurde ich belehrt und unter beachtlicher Anfeuerung von Seiten Thomas’ in den Kleinlaster geschoben und auf den Weg geschickt. »Brauchst dir keine Sorgen zu machen — sie wird Verständnis dafür haben.«
Unser Gast saß ganz gelassen auf einer Bank und blätterte in einer Zeitschrift, als ich am Bahnhof ankam. Ihr modisch geschnittener Mantel, Nylonstrümpfe und hohe Absätze wären
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