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Aerger mit dem Borstenvieh

Aerger mit dem Borstenvieh

Titel: Aerger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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Landarbeiter und ein halbes Dutzend weiterer Männer, ich eingeschlossen, beobachteten mit Spannung meinen Freund, als er an die Kuh herantrat und ganz sanft eine Hand auf ihre Flanke legte. Als Belohnung kam von ihr ein >swinging< Kick, der ihn sicher in hohem Bogen hätte davonfliegen lassen, wäre er getroffen worden. Es war ein belustigtes Gemurmel aus den Reihen der Zuschauer zu hören, und der Knecht meinte: »Wenn der Bursche mit ihr nich mal fertig wird — wer, zur Hölle, soll’s dann können?«
    Wir verließen sie und gingen weiter. Als wir schließlich am anderen Ende angelangt waren, hatten wir acht Eventualitäten auf der Liste angekreuzt. Aber die Gedanken meines Begleiters waren woanders. »Das paßt so gar nicht zu Gaffer«, sagte er. »Du hast die Kuh gesehen und ich hab’ die Kuh gesehen. Aber da muß noch was sein. Ich geh’ noch mal hin und guck noch mal nach.«
    »Besser du als ich«, erwiderte ich.
    Im Tee-Zelt kam er später wieder zu mir, wo Männer aller Körpergrößen und — formen herzhaft in Butterbrote, Kuchenstücke oder Schweinepasteten bissen.
    »Kreuz sie dir an«, sagte er leise zu mir.
    »Welche?«
    »Die Verrückte, Kickende. Dürfte billig weggehen.«
    »Nicht billig genug, Ellis«, sagte ich zu ihm mitfühlend. »Falls die verflixte Kuh nach Egerton kommt, zieh’ ich aus. Es wär zwischen uns wie beim Fußballspielen, wobei ich der Ball wäre.«
    Fast hätte er sich an seinem Käsebrot verschluckt.
    »Was hast du denn bloß gesehen, daß du jetzt deine Meinung geändert hast?« fragte ich ihn.
    »Was glaubst du?« entgegnete er.
    Ich fand, daß sie aussah, als wäre sie nicht ganz richtig im Kopf: genau das glaubte ich.
    Bevor die Kühe gegen Ende des Tages zum Verkauf angeboten wurden, hatte ich einige Schweinetröge für die Schweine erstanden, drei zum Teil gebrauchte Rollen Stacheldraht und eine kleine Teekiste. Neben allem möglichen Kram waren darin Tischlerwerkzeuge und Schraubdeckel, die mit sorgfältig eingefetteten Muttern, Schrauben, Bolzen, Nägeln und Krampen gefüllt waren.
    »Gaffer war ein Mann, der alles sehr ordentlich und an einem bestimmten Platz aufhob«, sagte Ellis.
    Wir erwischten einen guten Platz an der hölzernen Umzäunung des Geheges, wo die Kühe versteigert wurden. Dicht gedrängt standen die Männer hier, die alle aussahen, als hätten sie ihre Zähne an Milchkannen ausgebissen.
    Bereits vom ersten Augenblick an, als man die Kuh Nummer eins in den Ring führte, wurde mit großem Interesse geboten. Ein etwas beleibter Herr in einer khakifarbenen Kampfjacke, der offensichtlich etwas von der Materie verstand, ersteigerte drei von den ersten fünf Kühen, die so um hundertsiebzig Pfund lagen. Zwei davon hatte auch ich auf meiner Liste angekreuzt, aber ich kam nicht einmal dazu, beim Bieten mitzumachen.
    Doch dann wurde als elfte Kuh eine graugescheckte angeboten, die zur Zeit zwar trocken war und keine Milch gab, aber in Kürze kalben würde. Ich kaufte sie — allerdings war Ellis nicht aus vollem Herzen damit einverstanden — für hundertfünfzehn Pfund.
    »Milch sollten wir kaufen und keine Kälber«, ermahnte er mich. »Aber sie sieht einigermaßen gesund aus...«
    Bewegung ging durch die Menge, als Nummer neunzehn — die Kickerin — mit einem gewaltigen Satz hereingestürmt kam und plötzlich nervös anhielt. Einer der Helfer versuchte, sie zum Umhergehen zu bewegen, indem er sie mit einem Stock anspornte. Das Ergebnis war ein Mittelding zwischen seitlichem Radschlagen und einem Knallkörper auf Beinen. Unter lautem Applaus suchte der Mann schnellstens das Weite.
    Die Auktion war gut gelaufen bisher; der Auktionator wirkte entspannt und glücklich über die Preise, die erzielt worden waren.
    »Also, hier haben wir eine besonders nette Kuh, meine Herren«, witzelte er. »Diese sollte von der Missus versorgt werden. Von Kopf bis Schwanz ein gesundes Tier... und sehr gut auf den Beinen! Sagen wir mal hundertfünfzig Pfund zum Anfängen?«
    Es kam überhaupt keine Reaktion.
    »Nun, gut. Sie sollen was sagen — wie wär’s mit hundertdreißig Pfund?«
    Keiner muckste sich, keiner bot.
    In Etappen ging er runter bis auf hundert Pfund. Der Mann in der Kampfjacke sagte etwas zu seinem Nachbarn, hob bereits halb seinen Katalog hoch, aber überlegte es sich dann doch anders.
    »Das ist ja lächerlich«, rief der Auktionator mit gespielter Entrüstung. »Es handelt sich hier um ein wunderbares Tier. Wer sagt fünfundneunzig Pfund?«
    Ellis stieß

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