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Aerger mit dem Borstenvieh

Aerger mit dem Borstenvieh

Titel: Aerger mit dem Borstenvieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Holgate
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»Mensch, Jacky, wirst nie gut flunkern lernen«. Aber er drang nicht weiter in mich und begleitete mich zum Auto.
    Als ich davonfuhr, stand er in der Mitte des Hofs, rieb sich mit einem Finger eine Seite der Nase und lächelte über etwas Unausgesprochenes.
     

22

Viehbremsen und die Erblindung von Rufus
     
    E s war an einem ruhigen, verschlafenen Nachmittag Ende Juli, als es plötzlich so aussah, als würden die Kühe ihren Verstand verlieren. Zwanzig sonst so gesetzte Tiere, die nichts mehr in Erstaunen versetzen konnte, begannen mit einmal auf der Weide herumzugaloppieren. Ihre Schwänze standen in die Höhe, die Euter schwangen gefährlich von einer Seite zur anderen — so versuchten sie aus ihren knochigen Körpern das Letzte herauszuholen, um einem Verfolger durch einen Meter Vorsprung zu entkommen.
    Man brauchte sich gar nicht erst zu fragen, was sie so in Aufregung versetzte: Sie rannten vor Viehbremsen davon. Dieses widerwärtige Insekt, das der Biene etwas ähnlich sieht, legt seine Eier auf den armen Tieren ab, und zwar mit Vorliebe in dem Fell auf ihren Beinen oder am Bauch. Wenn die Larven ausgeschlüpft sind, fressen sie sich mitten durch den Tierleib hindurch, bis sie unter der Haut auf dem Rücken des Tieres im nächsten Frühling wieder auftauchen. Diese Parasiten bohren sich dann ein Loch zum Atmen, kriechen schließlich heraus, fallen auf den Boden, verpuppen sich und produzieren neue unerwünschte Viehbremsen, womit sie den Zyklus von vorne beginnen.
    Da brauchte man sich nicht zu wundern, daß die Rinder sich vor ihnen fürchteten. Anblick oder Summen dieser Fliege, wenn sie sich ihnen näherte und irgendwo lauernd hockte, waren das Signal zu einem sehr eiligen Exodus.
    Zum ersten Mal waren wir mit diesem ekelhaften Insekt gegen Ende des letzten Frühlings in Berührung gekommen. Als ich mit der Hand über den Rücken einer Kuh — es war Lizzie-Three-Spots — strich, während sie gemolken wurde, entdeckte ich eine Reihe von vier Knotenbildungen beachtlicher Größe.
    Als ich sie gerade untersuchte, kam Shirley hinzu und fragte: »Was ist das denn?«
    »Furunkel oder so was Ähnliches«, antwortete ich ihr und drückte den größten geschickt aus.
    Entsetzt riß sie die Augen auf, als eine große, graue Made von etwa zwei Zentimetern Länge und so dick wie ein Bleistift langsam herauskam. Als ich sie dann in meine Handfläche legte und herumrollte, schreckte Shirley angewidert zurück. Natürlich lehnte es die arme Lizzie ab, daß weitere Versuche an ihr unternommen wurden, um die restlichen Bewohner der anderen drei Beulen herauszudrücken. Daher gab ich auf und stopfte die Made in eine Streichholzschachtel, um sie abends in der >Schmiede< vorzuführen und mehr darüber zu erfahren.
    Bei meiner Ankunft in der Gastwirtschaft war der Wirt, der liebenswerte, rundliche Griff, gerade dabei, das Kaminholz für ein Feuer zurechtzulegen. Die Jacke von seinem blauen Anzug aus Serge hatte er an einen hölzernen Haken, der in die weiß getünchte Steinwand gehauen worden war, gehängt, damit sie nicht schmutzig wurde. Er hantierte in Weste und Hemdsärmeln herum. Old Jonathon sowie ein weiteres halbes Dutzend seiner Kumpane waren mit guten Ratschlägen zur Hand, halfen ihm aber nicht bei der Arbeit.
    Griff ließ den letzten Scheit eines ganzen Armvoll Holz auf das Feuer fallen und zwinkerte mir zu. »Wenn dir jetzt immer noch nicht warm wird, Jonathon, mußt du dir ‘ne gute Frau zum Aufwärmen suchen — aber das machst du dann besser allein«, sagte er zu dem Mann, der sich offensichtlich beschwert hatte. »Falls dir immer noch kalt ist, solltest du vielleicht ‘n bißchen rumrennen.«
    »Rumrennen? Ich? Um Himmelswillen, Griff, siehst du denn nicht, daß ich für den Rest meines Lebens als Krüppel rumlaufen muß? Die Kuh ist doch wahrhaftig doll genug auf meinem Fuß rumgetrampelt, hätte ihn beinahe dabei verloren...«
    »Es war ein Kalb, gerade einen Monat alt«, berichtete allen sein Bruder Matthew, der neben dem Leidenden saß. »Ihr hättet ihn schreien hören sollen; kam einem vor, als wäre der Teufel hinter ihm her.«
    Das konnte Old Jonathon nicht so im Raum stehen lassen. »Es war die Kuh und nicht das Kalb, du Idiot.«
    Sein Bruder beschäftigte sich mit seinem Bierkrug, um sein Grinsen zu verbergen.
    »Na, Jacky«, sagte Griff und zog seine Jacke wieder an, »was darf ich dir bringen?«
    Einer aus der Runde, ein kleiner Mann mit einem dicken, graumelierten Moustache, bestand darauf,

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