Aerzte zum verlieben Band 39
ist wahrscheinlich besser als meinesâ, erwiderte Gemma, denn sie wollte nicht zugeben, dass sie sich ihm wirklich verbunden fühlte. Allerdings beruhte diese Anziehung sicher nicht auf Gegenseitigkeit â¦
âBestimmt nichtâ, widersprach er, âaber ich habe viele englische Dichter gelesen. Shakespeare schätze ich besonders. Er hat viel zu zwischenmenschlichen Beziehungen zu sagen.â
Verblüfft sah Gemma ihn an. Für sie war Shakespeare immer ein lästiges Ãbel gewesen, mit dem man sich in der Schulzeit notgedrungen hatte befassen müssen. âAls Staatschef bleibt Ihnen noch Zeit, Shakespeare zu lesen?â
EbenmäÃige weiÃe Zähne blitzten in dem tief gebräunten Gesicht auf. Gemma stieg das Blut in die Wangen, weil sein umwerfendes Lächeln ein erregendes Kribbeln in ihrem Bauch auslöste.
âFür ein Gedicht ist immer Zeit, und Poesie kann uns so viel lehren. Einer unserer groÃen arabischen Dichter hat einmal gesagt, dass Liebe nicht durch langes Zusammensein entsteht, sondern aus der innigen, in einem Augenblick geborenen Verbundenheit zweier Menschen. Ich will ja nicht behaupten, dass wir einander lieben, aber haben wir nicht von Anfang an beide eine gewisse Verbundenheit gespürt?â
Gemma hoffte inständig, er möge ihr nicht anmerken, wie sehr seine Worte sie aufwühlten. Wollte er etwa andeuten, dass er sich so heftig zu ihr hingezogen fühlte wie sie sich zu ihm? Nein, bestimmt meinte er die kollegiale Ebene.
Während sie ihm zu Tür folgte, bewunderte sie seine hochgewachsene, breitschultrige Gestalt. Er sieht atemberaubend aus, dachte sie und betrachtete die schmalen Hüften und die langen, muskulösen Beine. Aber er war ein Scheich, Herrscher eines Landes. Damit spielte er in einer ganz anderen Liga als sie. Sie musste endlich aufhören, ihn förmlich mit Blicken zu verschlingen!
In diesem Moment drehte er sich um, und sie fühlte sich ertappt.
âKann ich gehen, oder besteht die Gefahr, dass unten wieder eine arme Seele wartet, die Ihre Hilfe braucht? Dann würde ich natürlich bleiben.â Ein neckender Ausdruck glomm in den schwarzen Augen auf.
Gemma hielt unwillkürlich den Atem an. Reià dich zusammen, schimpfte sie stumm mit sich. Du benimmst dich wie eine Dreizehnjährige, die unverhofft ihrem Pop-Idol gegenübersteht!
Es half nichts, sie konnte ihn einfach nur wie gebannt ansehen. Als er nach ihrer Hand griff und sie an seine Lippen führte, hielt sie still, statt sie ihm zu entreiÃen oder ihm eine Ohrfeige zu verpassen.
âBis heute Abendâ, sagte er rau, stieg die Stufen hinab und öffnete die Tür.
Gemma stand stumm da, kaum in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Nur flüchtig nahm sie die schwarze Limousine wahr, die am StraÃenrand auf Yusef Akkedi wartete. Die Erinnerung an die Berührung seiner warmen Lippen lieà ihre Haut prickeln â¦
Mit einem Gefühl der Beklommenheit betrat Gemma am Abend das âNautilusâ, was allerdings nicht an dem Mann lag, den sie hier treffen würde. Das elegante Hotelrestaurant war in ihren Gedanken untrennbar mit ihrem GroÃvater verbunden, der sie früher anlässlich ihres Geburtstages oder eines guten Zeugnisses zum Essen hierher ausgeführt hatte. Wie sehr hatte sie diese Einladungen gefürchtet, aus Angst, vielleicht das Messer fallen zu lassen oder versehentlich aufzustoÃen und dafür einen bösen Blick aus den kühlen grauen Augen zu ernten â¦
Heute wie damals blickte sie automatisch an sich herunter, um ihre Kleidung zu überprüfen. Gemma hatte ihre widerspenstigen Locken zu einem Knoten im Nacken gebunden. An dem schlichten schwarzen Kleid, das sich vorteilhaft, aber nicht zu eng an ihren schlanken Körper schmiegte, und den schwarzen Seidenstrümpfen hätte selbst ihr GroÃvater nichts auszusetzen gehabt. Höchstens vielleicht an den zehn Zentimeter hohen, spitzen Absätzen ihrer glänzenden schwarzen Pumps.
Aber eine Frau durfte ja wohl eine kleine Schwäche für modische High Heels haben. AuÃerdem war GroÃvater längst tot. Er kontrollierte ihr Leben nicht mehr. Dennoch dämpfte der Gedanke an ihn ihre Stimmung, und sie schaute sich unsicher um.
Dezentes, geschmackvolles Dekor beherrschte die Eingangshalle. Die breiten cremefarbenen Sofas harmonierten mit dem beige-golden schimmernden MarmorfuÃboden. Dazwischen standen
Weitere Kostenlose Bücher