Aerzte zum verlieben Band 39
für mich.â Gemma richtete den Blick auf die Dau und das türkisblaue Meer. âDoch es gab niemanden. Deshalb glaubte ich lange, ich hätte nichts Liebenswertes an mir. Weder mein GroÃvater noch der Mann, von dem ich annahm, dass er mich liebte, haben wirklich etwas für mich empfunden. Irgendwann wurde mir klar, dass ich â so wie jeder andere Mensch auf der Welt â auch Liebe verdiene.â
Sie sah ihm in die Augen. âDas ist der Grund, weshalb ich nicht deine Mätresse werde â ich will nicht die Zweitbeste sein. Zu lange habe ich mich mit weniger zufriedengegeben, als gut für mich ist, und dahin will ich nie wieder zurück.â
Was sollte er sagen? Ihr die Ehe anbieten und damit möglicherweise ein Chaos in seinem Land riskieren? Gemma schien sein Dilemma zu verstehen, denn von Heiraten hatte sie kein Wort erwähnt. Obwohl sie sein Angebot abgelehnt hatte, küsste sie ihn nun. Sie nahm sein Gesicht zwischen beide Hände und liebkoste ihn mit weichen Lippen, forschend zuerst, dann immer leidenschaftlicher.
Yusef überlieà sich ihren Zärtlichkeiten und genoss die erotischen Freuden, die sie ihm schenkte. HeiÃes Verlangen erfasste beide. Schnell wurden sie eins, zwei nackte, erhitzte Körper, die sich im selben Rhythmus bewegten, der Erfüllung entgegen.
Danach lagen sie erschöpft zwischen den Seidenkissen, unfähig, sich zu rühren, zufrieden und wenigstens für den Moment in eine andere Welt versetzt, wo es keine Sorgen gab.
Ãber Yusefs Vorschlag fiel kein weiteres Wort.
Nach einem Bad im Meer unterhielten sie sich, auch über Fajellas Zukunft.
âWer weià schon, wohin das Schicksal ein Kind führtâ, meinte Gemma schlieÃlich und suchte die Kissen zusammen. Es war Zeit, aufzubrechen.
âIch dachte, das Schicksal spielt in unserer Kultur eine gröÃere Rolle als in eurer.â
Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über ihr Gesicht. âWenn man ohne Eltern aufwächst, muss man an die Macht des Schicksals glauben, sonst sucht man alle Schuld bei sich alleinâ, erwiderte sie, den Arm voll bunter Kissen. âDas hilft in schlechten Zeiten und macht zuversichtlich, dass auch wieder bessere kommen werden.â
Er nahm ihr die Kissen ab, lieà sie fallen und zog Gemma an sich. âUnd, war es bei dir so?â, fragte er mit rauer Stimme.
Lächelnd schmiegte Gemma den Kopf an seine Schulter. âManchmal braucht man viel Geduld. Der Erfolg des Frauenzentrums ist so eine Belohnung. Auch diese romantische Insel ist etwas ganz Besonderes für mich.â
Yusef berührte ihr vom Meerwasser feuchtes, zerzaustes Haar. Eine Frau wie sie hatte er noch nicht kennengelernt. Sie weckte nicht nur sein Verlangen, sondern auch den Wunsch, sie vor Kummer und Leid zu beschützen. War es Liebe, was er für sie empfand?
Gemma entwand sich seinen Armen, hob die Kissen auf und trug sie zur Dau. Nachdem sie wieder zurück war, drehte sie ihm den Rücken zu und zog sich an. Ein Signal, dass der Tag unwiderruflich zu Ende war, der Zauber verflogen â¦
Eigentlich bist du verrückt, dass du sein Angebot abgelehnt hast, dachte Gemma, während sie in die leichte Baumwollhose schlüpfte, die sie für den Aufenthalt in Fajabal gekauft hatte. Du könntest in diesem magisch schönen Land leben, müsstest dir keine Gedanken über deinen Lebensunterhalt machen. Stattdessen sagst du Nein, weil dir so etwas Flüchtiges wie die Liebe wichtiger ist?
Rasch verscheuchte sie diesen Gedanken. Yusef liebte sie nicht â konnte sie nicht lieben â, und damit war die Sache erledigt.
Schweigend segelten sie zum Festland zurück. Abed wartete bereits am Kai.
âIch habe ihn vorhin angerufenâ, erklärte Yusef, dem ihr Erstaunen nicht entgangen war.
âNatürlich. Du scheinst immer an alles zu denken.â
âNicht an allesâ, erwiderte er düster, sodass sie sich einen Moment lang fragte, ob er enttäuscht war. Hatte er nicht damit gerechnet, dass sie seinen Vorschlag zurückwies?
âAbed wird dich zurückbringenâ, sagte Yusef dann und berührte Gemma leicht an der Schulter. Mehr nicht.
Es klang wie ein Abschied. Sie sah ihn an, hätte gern noch so vieles gesagt, fand aber nicht die richtigen Worte für die Gefühle, die sie erfüllten. Also nickte sie nur stumm und ging auf Abed zu.
Mit jedem Schritt, so schien es ihr, zerrissen das
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