Aerzte zum Verlieben Band 41
und zu gab es auch mal riskante Einsätze, aber Steven kam immer unbeschadet davon. Und obwohl ich natürlich beunruhigt war, habe ich nie geglaubt, dass ihm irgendwas Ernsthaftes zustoßen könnte.“
Der Pfad wurde schmaler, sodass sie dichter nebeneinander hergehen mussten und sich flüchtig berührten.
„Doch das änderte sich“, fuhr Maggie fort. „Es war in den Sommerferien, und in Sydney herrschte eine Hitzewelle. Die Nerven der Leute lagen blank, und die allgemeine Gewaltbereitschaft nahm zu. Eines Tages brach eine Schlägerei aus, und die Polizei wurde gerufen, um einzugreifen. Dieser Strand gehörte zu Stevens Revier.“
„Es war eine ziemlich brutale Schlägerei. Einige Männer hatten Messer, und die anderen benutzten einfach alles als Waffe, was ihnen in die Hände kam. Sie brachen Holzlatten aus den Sitzbänken, schleuderten Mülleimer, Stühle und leere Flaschen. Steven war natürlich mittendrin, genau wie seine Kollegen. Irgendwann bekam er einen heftigen Schlag auf den Kopf, konnte sich aber nicht daran erinnern, wie es genau passiert war. Und niemand hatte etwas gesehen, ist ja klar.“
Nach einer kurzen Pause erzählte Maggie weiter. „Er hatte eine große Schwellung am Hinterkopf, meinte aber zunächst, dass alles in Ordnung wäre. Im Krankenhaus wurde er untersucht und dann entlassen. Abends klagte Steven über Kopfschmerzen. Er nahm Tabletten und ging schlafen, doch die Kopfschmerzen wurden immer schlimmer. Nachts weckte er mich und sagte, dass er noch nie solche Schmerzen gehabt hätte.“
Der Weg führte unter einem großen Feigenbaum vorbei, der das Sonnenlicht verdeckte. Maggie fröstelte, und Ben legte ihr den Arm um die Schultern. Sie wusste nicht, ob die Geste tröstlich gemeint war, oder ob er sie wärmen wollte. Doch es half ihr, die leidvolle Erinnerung besser zu ertragen.
Sie lehnte sich an ihn. „Im Gegensatz zu vorher war seine linke Pupille erweitert und starr. Also habe ich ihn in die Notaufnahme gebracht. Als Polizist musste er nicht warten, sondern kam sofort dran. Das CT zeigte ein Blutgerinnsel im Gehirn. Es war schon nach Mitternacht, und der Neurochirurg musste ins Krankenhaus gerufen werden. Aber das Gerinnsel löste sich, bevor er da war.“ Maggie atmete tief durch. „Steven hat es nicht geschafft.“
Ben blieb stehen und zog sie in seine Arme. Die Wärme und Geborgenheit, die sie dabei spürte, taten ihr gut. „Und wenn jetzt jemand eine Kopfverletzung hat, gerate ich sofort in Panik. Ich bin mir dessen bewusst, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich weiß, wie schnell so was gehen kann. Deshalb war ich bei Eds Unfall wie gelähmt. Ich befürchte dann immer gleich das Schlimmste.“
Sanft strich Ben ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Warum haben Sie gestern nicht darauf bestanden, dass Edward geröntgt wird? Hätte das geholfen?“
Maggies Herz klopfte wie wild. Das Thema wühlte sie jedes Mal sehr auf, und Bens Berührung löste zusätzlich starke Gefühle in ihr aus. „Ich weiß, dass ich panisch reagiere, und nicht jede Beule am Kopf verursacht ein Blutgerinnsel“, erwiderte sie.
„Edward hatte nicht nur eine kleine Beule, sodass Ihre Sorge durchaus begründet war. Aber ich bin sicher, es geht ihm gut.“ Ben wurde durch das Klingeln seines Handys unterbrochen und ging sofort dran. „Okay, danke. Wir sind gleich da.“ Er klappte das Handy zu. „Sie kommen gerade aus dem Sprechzimmer des Arztes.“
Rasch kehrten sie zur Klinik zurück.
„Und? Gibt es noch andere Phobien, von denen ich wissen sollte?“, erkundigte sich Ben und lächelte verschmitzt. „Spinnen, Flugangst oder so was?“
„Ein bisschen Mut habe ich schon noch.“ Maggie stieß ihm den Ellenbogen in die Seite, als er ihr die Tür aufhielt.
Juliet und Edward saßen im Warteraum. Der Junge trug eine Halskrause, und Maggie erschrak. War doch nicht alles in Ordnung?
Wieder legte Ben beruhigend den Arm um sie. „Schauen Sie sich sein breites Grinsen an. Ich schätze, ihm geht’s gut.“
Juliets neugieriger Blick zeigte Maggie, dass ihrer Schwester Bens Geste nicht entgangen war.
Schnell löste Maggie sich von ihm. „Was hat das Röntgen ergeben?“
Juliet stand auf. „Nichts. Sowohl der Radiologe als auch der Orthopäde denken, dass es sich bloß um einen starken Muskelkrampf handelt. Es scheint keine Brüche am Nacken oder am Schädel zu geben und auch keine Anzeichen für innere Blutungen.“ Sie strich Edward über den Kopf. „Der Orthopäde hat ihm ein leichtes
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