Aerzte zum Verlieben Band 41
einfach ein unerschütterliches Selbstvertrauen. „Wo wohnen Sie?“ Als sie ihm die Adresse nannte, nickte er. „Ich glaube, ich weiß, wo das ist.“
„Fanden Sie es nicht trotzdem ein bisschen leichtsinnig?“ Abby ließ das Thema noch nicht los. „Sie hätten tödlich verunglücken können.“ Und dann hätte Emma keinen Vater mehr gehabt.
Er warf ihr einen Seitenblick zu. „Wo bleibt der Spaß im Leben, wenn Sie nichts riskieren? Sie können vorsichtig sein und immer aufpassen und trotzdem vom Auto überfahren werden. Außerdem wusste ich, dass ich es schaffe. Glauben Sie mir, es war längst nicht so gefährlich, wie es aussah. Jedenfalls für mich nicht. Freeclimbing ist eins meiner Hobbys.“
„Was ist das?“
„Ein Klettersport. Ohne Seile. Macht einen Riesenspaß.“
Gütiger Himmel! Emmas Vater war ein Adrenalinjunkie, dem es völlig egal war, ob er am Leben blieb oder nicht. Schlimmer konnte es wohl kaum kommen.
„Ach, und übrigens, Sie schulden mir ein Date. Und wenn Sie eins über mich wissen sollten, dann das, dass ich meine Schulden immer eintreibe.“ Seine diamantblauen Augen suchten ihren Blick, und wieder hatte sie das beunruhigende Gefühl, dass er ihr bis auf den Grund ihrer Seele sehen konnte.
Ihr stieg das Blut in die Wangen. Es war, als hätte jemand dicht unter ihrer Haut ein Feuer angezündet, das sich mit warmen Flammenzungen mehr und mehr ausbreitete. Verzehrend, heiß und glühend.
Zum Glück hielt Mac gerade vor ihrem Haus, und Abby war aus dem Wagen, bevor er richtig zum Stillstand gekommen war.
So hatte sie das alles nicht geplant!
Fünf Minuten, nachdem Mac weggefahren war, kam Emma ins Haus gestürmt und warf sich neben Abby aufs Sofa. Sie strahlte von einem Ohr zum anderen.
„Hallo, mein Schatz. Du scheinst einen schönen Tag gehabt zu haben.“
„Es war toll! Wir haben unsere Klamotten getauscht und Schminke ausprobiert. Das hat Spaß gemacht. Keins von den Mädchen hat nach meinem Vater gefragt. Ich glaube, es ist ihnen nicht wichtig, ob ich einen habe oder nicht.“
„Die Mädchen an deiner früheren Schule waren eine Ausnahme. Sie wollten sich auf deine Kosten als etwas Besseres fühlen.“ Sie zerzauste ihr liebevoll das Haar. „Willst du nicht schnell duschen und dich bettfertig machen, während ich das Abendessen vorbereite? Hinterher können wir noch einen Film sehen, wenn du möchtest.“
Mac würde jede Minute zurück sein, und sie wollte vermeiden, dass Vater und Tochter sich jetzt schon kennenlernten.
Wie sie gehofft hatte, war Emma noch unter der Dusche, als er klopfte. Abby riss ihm fast die Wagenschlüssel aus der Hand, damit er wieder verschwunden war, bevor ihre Tochter herunterkam. Nachdem sie die Tür hinter ihm geschlossen hatte, sank sie matt dagegen. Dieses Gefühlschaos machte sie fertig.
Zu allem Überfluss reagierte sie auch noch auf Mac, wie sie es nie erwartet hätte. Sie erbebte, wenn er sie intensiv ansah. In jeder Sekunde in seiner Nähe war sie sich seiner deutlich bewusst. Musste der Mann so wahnsinnig attraktiv sein?
4. KAPITEL
„Megan?“
Josh O’Hara betrachtete die zierliche Ärztin, die ihm nicht mehr aus dem Sinn ging, seit er im St. Piran angefangen und entdeckt hatte, dass sie auch hier arbeitete. Mit ihr war die Vergangenheit auf bedrückende Weise wieder lebendig geworden.
Eine Vergangenheit, die er verdrängt, aber nie richtig überwunden hatte.
Megan blickte auf und schaute sich im Personalraum der Notaufnahme um. Ihrer Miene nach zu urteilen gefiel es ihr nicht, dass sie allein waren.
Joshs Unbehagen wuchs, je länger sich das Schweigen hinzog. Seit Wochen schlichen sie mehr oder weniger umeinander herum, und jetzt ergab sich endlich eine Gelegenheit, ungestört mit ihr zu reden.
„Warst du die ganze Zeit in Cornwall?“, fragte er.
Sie sah ihn an und wieder weg. „So ziemlich.“
Erleichtert, dass sie ihn nicht einfach stehen ließ, stellte er die nächste Frage. „Wie geht es deiner Großmutter?“
„Sie ist vor drei Jahren gestorben.“
„Das tut mir leid.“ Josh hätte sich ohrfeigen können. Musste er ausgerechnet daran rühren? „Ich weiß, wie sehr du an ihr gehangen hast“, fügte er mitfühlend hinzu.
Ein trauriges Lächeln glitt über ihre ebenmäßigen Züge. „Ich verdanke ihr alles.“
Wie sie ihm einmal erzählt hatte, waren ihre Eltern bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen, als Megan vier war. Ihre Großmutter hatte sie großgezogen.
Josh wagte sich weiter vor.
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