Aerzte zum Verlieben Band 41
meinten. Aber Abby war anders.
An Schlaf war nicht mehr zu denken. Vorsichtig entzog er sich ihrer Umarmung und stand leise auf. Er wickelte sich ein Handtuch um die Hüften und ging ins Wohnzimmer. Darauf bedacht, kein Geräusch zu machen, öffnete er langsam die Balkontüren und trat hinaus in die Kälte. Vielleicht brachte ihn das wieder zur Vernunft.
Wie verrückt, wie egoistisch war er nur gewesen, dass er es so weit hatte kommen lassen! Eine Beziehung zu Abby kam nicht infrage. Beziehungen machten einem nur Kummer und Ärger. Das war nichts für ihn.
Er hörte das Tapsen nackter Füße auf dem Holzboden, dann schlangen sich zwei weiche Arme um seine Taille.
„Was machst du hier draußen in der Kälte?“ Abby lehnte die Wange an seinen Rücken. Ihr Haar war wie eine zarte Liebkosung auf seiner Haut, und trotz allem, was er sich gerade gesagt hatte, wünschte er sich, es könnte immer so sein … mit Abby.
Unerwartet löste sie sich von ihm, und er spürte es wie einen schmerzlichen Verlust. Ich muss ihr sagen, dass es keinen Zweck mit uns hat, bevor es zu spät ist.
„Das darf nicht wahr sein, schon zehn?“, stieß sie hervor. „Um Himmels willen, in einer halben Stunde kommt Emma nach Hause. Ich muss los, sofort.“ Sie hatte sich ein Laken umgewickelt, bevor sie herauskam, und fiel nun fast über ihre eigenen Füße, als sie hastig ihre Sachen zusammensuchte.
„Wo sind meine Schuhe?“, ertönte ihre Stimme mit einem deutlichen Anflug von Panik aus dem Schlafzimmer, und dann erschien Abby wieder im Wohnraum. Rock und Bluse hatte sie bereits angezogen und stopfte nun hastig ihre Strumpfhose in die Handtasche.
„He, beruhige dich, du brauchst höchstens eine Viertelstunde. Das schaffst du locker.“ Er angelte einen ihrer High Heels unterm Sofa hervor, den anderen entdeckte er auf halbem Weg zum Schlafzimmer. „Ihre Schuhe, Mylady“, präsentierte er ihr das zierliche Paar mit einer angedeuteten Verbeugung.
Sie riss es ihm förmlich aus den Händen. „Das ist nicht witzig!“, fauchte sie. „Ich bin immer da, wenn Emma nach Hause kommt. Sie wird sich Sorgen machen. Außerdem kann alles Mögliche passieren, ein Feuer, oder sie verletzt sich und braucht mich. Wie konnte ich nur einschlafen?“
Während sie vor sich hin schimpfte, schlüpfte sie in die Schuhe. Mac hatte schon den Mantel genommen und hielt ihn ihr so hin, dass sie nur die Arme in die Ärmel zu schieben brauchte.
„Ach, komm Abby, du weißt genau, dass ihr in den paar Minuten schon nichts passieren wird. Du hast zu viele Notfälle erlebt, deshalb vermutest du gleich eine Katastrophe.“
Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. „Als Eltern trägt man Verantwortung, Mac. Und dazu gehört, dass man sein Kind möglichst vor Gefahren schützt.“
Es war zwecklos, mit ihr zu diskutieren. Außerdem, was wäre ihm denn lieber? Eine Mutter, die ihre Aufgabe übertrieben ernst nahm, oder eine, die sich weniger besorgt um ihr Kind kümmerte? Er unterdrückte ein Aufstöhnen. Das war ja das Problem. Abby gehörte zu den Frauen, die eher zu viel als zu wenig gaben … ob Fürsorge oder Liebe. Und das war etwas, was er weder wollte noch verdient hatte.
Ein Kuss noch, flüchtige Wärme auf seinen Lippen, dann war Abby weg.
Abgehetzt kam sie zu Hause an. Alles dunkel, nirgends war Licht. Mac hatte recht gehabt, sie hatte überreagiert. Seufzend stieg Abby aus dem Wagen. Aber schon die Vorstellung, dass Emma etwas zustoßen könnte, ließ sie halb durchdrehen.
Während sie ins Haus ging, dachte sie an den vergangenen Abend zurück. Es war der aufregendste, den sie je erlebt hatte, und sie erschauerte bei dem Gedanken an die lustvollen Stunden in Macs Armen. Kein Mann hatte bisher solche tiefen, innigen Gefühle in ihr geweckt. Lag es daran, dass sie Mac liebte? Verlegen erinnerte sie sich daran, wie sie sich verraten hatte, weil sie die Worte einfach nicht zurückhalten konnte.
Sie rannte die Treppe hinauf, zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Während das heiße Wasser über ihren Körper strömte, hatte sie Mühe, nicht an Macs warme, forschende Hände zu denken. Sie hätte schwören können, dass er ihr gegenüber nicht gleichgültig war. Aber andererseits … was wusste sie schon von Männern?
Er hat nicht gesagt, dass er dich liebt. Die mahnende Stimme wollte nicht verstummen.
Es ist okay, sagte Abby sich. Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie bereit, alle Bedenken in den Wind zu schlagen und sich treiben zu lassen,
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