Aerzte zum Verlieben Band 41
Zum Glück tauchte in diesem Moment Justin wieder auf.
„Leo, ich möchte Ihnen unsere leitende Ärztin vorstellen.“
Leos Lächeln erlosch schlagartig, als er in ein Paar grüne Augen blickte, die ihn fragend musterten. Augen, die etwas Verlockendes an sich hatten. Sommersprossen auf heller Samthaut … Eine Hitzewelle schien plötzlich in seinem Bauch zu explodieren, bevor die Realität ihn wieder hatte.
Unsere leitende Oberärztin ! Wie um alles in der Welt konnte sie die leitende Ärztin sein? Auf peinliche Weise wurde ihm sein Benehmen von gestern Abend bewusst. Himmel, wozu hatte er sich hinreißen lassen? Mühsam zwang er sich zu einem Lächeln. „Hallo, Susan.“
„Hallo, Leo.“
Verwundert schaute Justin von einem zum anderen. „Ihr kennt euch schon?“
„Seit gestern Abend.“ Susan zupfte am Kragen ihres frisch gestärkten weißen Kittels, unter dem sie ein weißes T-Shirt und einen schlichten blauen Rock trug. Ihre Füße steckten in bequemen Sandalen. Sie hatte keinerlei Make-up aufgelegt, dennoch lag auf ihren Lippen ein verführerischer Glanz.
Nur mit Mühe konnte Leo seinen Blick von ihrem Mund lösen. Was zum Teufel war bloß mit ihm los? „Ich hatte keine Ahnung, dass Susan die leitende Ärztin hier ist“, sagte er entschuldigend.
Justin lächelte seine Vorgesetzte an. „Arme Susan! Wärst du ein Mann, könntest du dir einen Bart wachsen lassen, um älter auszusehen.“ Augenzwinkernd wandte er sich an Leo. „Irgendwann wird Sie Ihnen vergeben haben.“
Ihre angespannte Miene ließ ihn daran zweifeln. Aber es spielte auch keine Rolle, denn er hatte vor, die Behandlung seiner Großmutter dem Arzt in Naroopna zu übertragen. „Kann ich Sie einen Moment allein sprechen?“
Susan zuckte die Schultern. „Gibt es denn noch etwas zu besprechen? Sie haben Ihre Meinung zu diesem Thema gestern Abend deutlich geäußert. Aber wie Sie meinen.“ Sie machte kehrt und stieß die Tür auf.
Leo ignorierte die neugierigen Blicke des Pflegepersonals, als er neben ihr herging. „Ich habe Ihnen tatsächlich noch etwas zu sagen.“
„Tatsächlich?“ Ihr Sarkasmus war unüberhörbar. Mit vor der Brust verschränkten Armen fuhr sie zu ihm herum. „Hören Sie, Leo, ich habe nicht viel Zeit. Wollen Sie einen Privatarzt einfliegen lassen oder Maria nach Mildura oder Melbourne überweisen?“
Es fiel ihm schwer, nicht auf ihre Brüste zu starren. „Weder das eine noch das andere.“ Er wusste, dass er Nonna niemals dazu bewegen könnte, Bandarra zu verlassen. Es war ihre Heimat, seit sie in den Fünfzigerjahren als Braut von Italien gekommen war. Seit dem Unglück wollte sie nicht einmal mehr auf einen kurzen Besuch nach Melbourne kommen. Niemals würde sie Dominico verlassen.
Nur Leo war derjenige gewesen, der geflohen war.
Er kehrte mit seinen Gedanken wieder in die Gegenwart zurück. „Bitte übertragen Sie ihre weitere Behandlung David Martin.“
Susan zog die Brauen hoch. „Sie wollen sie nach Adelaide schicken?“
„Nein, natürlich nicht.“ Er blickte ihr eindringlich in die Augen. „Nehmen Sie es bitte nicht persönlich, Susan. Ich denke nur, dass Nonna besser einen Arzt mit Davids Erfahrung haben sollte.“
Zum ersten Mal sah er ein Lächeln um ihre Lippen spielen. Es breitete sich auf ihren Wangen aus und ließ ihre grünen Augen aufleuchten.
„Anscheinend sind Sie schon länger nicht mehr in Bandarra gewesen, sonst wüssten Sie, dass David Martin schon vor zehn Monaten nach Adelaide gezogen ist und seine Praxis in Naroopna leer steht. Auch in Budjerree gibt es keinen Arzt mehr. Bandarra ist der einzige Ort im Umkreis von zweihundert Kilometern, das noch ein Krankenhaus hat und medizinische Versorgung bietet. Ab Mittwoch, wenn Justin wieder nach England zurückkehrt, bin ich mit dem Pflegepersonal allein.“
Das Frühstück lag Leo plötzlich wie ein schwerer Stein im Magen. Er hatte doch nur das Beste für Nonna gewollt! Stattdessen hatte er sich nun selbst in die Enge getrieben.
Das durchdringende Piepen ihres Pagers ließ ihn zusammenzucken.
Susan warf einen kurzen Blick auf das Display und stürzte ohne ein weiteres Wort davon. Zurück blieb ein schwacher Duft von Erdbeeren und Lakritze.
Leo hasste sich dafür, dass er ihn beinahe gierig einatmete.
In der Notaufnahme war die Hölle los. Energisch verbannte Susan jeden Gedanken an den attraktiven Leo Costa, der es fertigbrachte, sie derart zu verwirren, und konzentrierte sich auf ihre Aufgaben. Es wimmelte bereits
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