Aerzte zum Verlieben Band 41
bist du nicht mehr für längere Zeit nach Hause gekommen. Aber nun bist du da, und diesmal musst du bleiben. Tu es für Nonna und den Rest der Familie.“ Er legte Rosa die Hand auf die Schulter und drückte sie kurz.
Leo wurde die Brust immer enger. Verzweifelt suchte er nach einem Ausweg, um nicht bleiben zu müssen. Allerlei Ausreden fielen ihm ein, doch bei der Miene seines Vaters vergaß er sie sofort wieder. Stefano hätte ihn sofort durchschaut. Aber er wollte sich von den Familienbanden auch nicht an einen Ort zurückziehen lassen, an dem er nicht mehr sein wollte.
Anna zwinkerte ihm aufmunternd zu. „Nun komm schon, Bruderherz. Bleib für eine Weile bei uns. Es wird wieder wie in alten Zeiten sein, und wir werden eine Menge Spaß haben.“
Spaß? Das war das Letzte, was er in Bandarra jemals wieder haben würde.
Obwohl es noch nicht einmal neun Uhr morgens war, drang bereits eine unangenehme Hitze durch die ungetönten Scheiben von Leos Leihwagen. Es würde wieder ein heißer Tag werden.
Leo setzte seine Sonnenbrille auf und klappte den Sonnenschutz herunter. Seit siebzehn Jahren hatte sein Vater nicht mehr so hart mit ihm gesprochen. Außerdem ärgerte Leo sich über die Haltung seiner Familie, wenn es um Nonnas medizinische Betreuung ging. Glaubten sie wirklich, Susan McFarlane war die beste Ärztin für sie?
Er selbst war keinesfalls davon überzeugt. Diese Frau mit ihrer zerknitterten und verschmutzten Kleidung und dem sommersprossigen Gesicht schien eine wandelnde Katastrophe zu sein. Sie sah aus wie einundzwanzig, aber natürlich musste sie älter sein.
Auf Leo machte sie den Eindruck einer Chaotin, die nicht einmal für sich selbst sorgen konnte, geschweige denn für ihre Patienten. Nonna brauchte einen erfahrenen Arzt, keine Praktikantin. Er nahm sich vor, mit dem Chefarzt zu sprechen.
Weinberge und Obstgärten zogen an ihm vorbei, als er in den Ort fuhr. Die fruchtbare rote Erde bot einen farbreichen Kontrast zu dem grünen Laubwerk der Trauben. Bald würde die Weinlese beginnen.
Leos Unbehagen wuchs, und der Ring um seine Brust wurde wieder enger, wie jedes Mal, wenn er Bandarra und die endlosen Weiten des Outback vor sich liegen sah. Er packte das Lenkrad fester und versuchte, die Dämonen der Vergangenheit zu vertreiben, die ihm die Luft zum Atmen nehmen wollten.
Entschlossen bog er links ab, statt die Straße zu nehmen, die am Murray River entlangführte, was wesentlich kürzer gewesen wäre. Wenn er einen drei- bis vierwöchigen Aufenthalt in Bandarra überstehen wollte, musste er den Fluss unter allen Umständen meiden.
Zehn Minuten später betrat Leo das Krankenhaus. Sein erster Blick fiel auf den breiten Rücken eines Mannes im weißen Mantel, der an der Anmeldung stand. Leo lächelte zufrieden. Dieser Kollege sah schon gleich viel vertrauenserweckender aus.
„Entschuldigen Sie bitte …“
Der Arzt wandte sich ihm zu. „Kann ich Ihnen helfen?“
Sein britischer Akzent irritierte ihn etwas. Er reichte ihm die Hand. „Leo Costa, Chirurg. Sind Sie hier der leitende Arzt?“
„Nein, aber ich mache Sie gern bekannt.“ Er drückte Leos Hand. „Justin Willoughby. Super, dass Sie hier arbeiten werden.“
„Um Himmels willen, nein!“ Eher würde die Welt untergehen, als dass er in Bandarra arbeitete. „Verzeihung, ich wollte damit sagen, dass ich Maria Rossis Enkel und nur für ein paar Wochen zu Besuch bin, bis sie wieder auf dem Damm ist“, erklärte er, als er Justins verwunderten Ausdruck sah. „Dann kehre ich wieder nach Melbourne zurück.“
„Schade.“ Justin lächelte enttäuscht. „Wir könnten einen Gastchirurgen gebrauchen. Unser Boss ist gerade in der Notaufnahme beschäftigt. Hier entlang, bitte.“
Leo folgte ihm durch die doppelten Flügeltüren in die Notaufnahme. Um die Kabinen waren Vorhänge gezogen. Eine hübsche Krankenschwester kam auf sie zu.
„Wo ist unser Boss, Lisa?“, fragte Justin.
„Hier irgendwo in der Nähe.“
„Warten Sie hier, Leo. Ich bin gleich wieder zurück.“
Justin verschwand, und Leo blieb mit der Krankenschwester zurück, die ihn mit unverhohlenem Interesse musterte. „Hallo. Neu in Bandarra?“
„Ich bin hier aufgewachsen.“ Er merkte selbst, dass seine Antwort ziemlich schroff geklungen hatte. Rasch setzte er wieder sein gewohntes Lächeln auf.
„Sind Sie mit der italienischen Familie draußen am Wadjeera Billabong verwandt?“
Der Name schnitt Leo wie ein Messer ins Herz. Unwillkürlich versteifte er sich.
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