Aerzte zum Verlieben Band 41
gerötet.
Abby beobachtete, wie Mac sich über Jenny beugte. Er verwirrte sie. Seit zwölf Jahren hatte sie ein Bild von ihm im Kopf, und bisher war er alles andere als ein alternder Schürzenjäger, der sich am Strand unter dem Vorwand, ihnen das Surfen beizubringen, an junge Frauen heranmachte. Nie im Leben hätte sie erwartet, ihn als fürsorglichen, kompetenten Arzt wiederzusehen.
Zugegeben, Lucys Bemerkungen und sein Verhalten vorhin im Personalraum verrieten, dass er immer noch gern flirtete. Aber er hatte ihr Herz berührt, weil er sich mitten in einem schwierigen Rettungseinsatz die Zeit nahm, sich um den kleinen Tim zu kümmern.
Der Hubschrauber landete am Krankenhaus, und Abby seufzte erleichtert auf. Sie hatten es geschafft!
„Immer schön bei mir bleiben, Tim“, sagte Mac, nachdem er ihm den Helm abgenommen hatte.
Die Rotorblätter drehten sich noch, als schon das Team der Entbindungsstation auftauchte, um Jenny in Empfang zu nehmen. Dann ging alles rasend schnell. Mac und Abby liefen neben der Rollliege her und brachten die Kollegen auf den neuesten Stand. Tim folgte dichtauf.
„Danke, Leute“, meinte Dr. Gibson schließlich. „Jetzt übernehmen wir.“
Ein bisschen verloren stand Tim da und blickte seiner Mutter nach.
„Komm, Tim, wir holen dir etwas zu trinken.“ Abby wollte ihn ablenken. Der aufregende Hubschrauberflug war vorbei, jetzt holte die Realität den Jungen wieder ein. „Du hast doch bestimmt Durst?“
Tim nickte. „Wann kann ich Mum sehen?“
„Das dauert noch eine Weile. Jetzt werden wir erst einmal deinen Vater anrufen und ihm alles erklären. Dann suche ich dir einen Platz, wo du warten kannst.“
Er verzog das Gesicht. „Ich will nicht allein bleiben, ich will zu meinem Dad.“
Und nun? Sie mussten zur Luftrettung zurück, weil jederzeit ein neuer Einsatz auf sie warten konnte.
Mac fand auch hier eine Lösung. „Weißt du was, Tim? Wenn ich mit deinem Dad spreche, schlage ich ihm vor, dass du mit in die Zentrale kommst. Wir zeigen dir unsere Ausrüstung und wie es bei der Luftrettung zugeht. Hier sagen wir Bescheid, wo du bist, und dann können die Kollegen jederzeit bei uns anrufen, wenn es Neuigkeiten von deiner Mum gibt. Was hältst du davon?“
Tims Augen leuchteten auf. „Das geht? Darf ich wirklich? Ich werde auch nicht im Weg sein, das verspreche ich.“
Schon wieder war Abby angenehm überrascht. Mac hätte das Kind auch in der Obhut einer Schwester im Krankenhaus lassen können. Sie hatten ihre Pflicht getan und waren nicht für den Jungen verantwortlich. Aber anscheinend hatte sie Mac unterschätzt.
Ihr schwirrte der Kopf. Am liebsten hätte sie jetzt etwas Zeit zum Nachdenken gehabt, aber sie hatte Tim etwas zu trinken versprochen, während Mac versuchte, den Vater des Jungen zu erreichen.
Sie entdeckte einen Getränkeautomaten im Flur der Notaufnahme und suchte in ihrer Tasche nach Kleingeld. Geräuschvoll schluckte die Maschine die Münzen, weigerte sich dann aber, den Drink rauszurücken. Da konnte Abby auf die Taste drücken oder mit der flachen Hand gegen die Metallkiste schlagen, sooft sie wollte.
„Warten Sie, ich helfe Ihnen.“ Die Frau, die aussah, als wäre sie einem Hochglanzmagazin für Designermode entstiegen, hatte tatsächlich mehr Erfolg. Sekunden später rollte eine Dose ins Ausgabefach.
„Es gibt einen Trick.“ Sie streckte Abby ihre perfekt manikürte Hand hin. „Sie müssen neu sein. Ich bin Rebecca O’Hara. Mein Mann Josh ist einer der Chefärzte der Notaufnahme.“
„Abby Stevens. Sie haben recht, heute ist mein erster Tag bei der Luftrettung.“
„Freut mich, Sie kennenzulernen, Abby. Woher kommen Sie? Ihr Akzent verrät, dass Sie nicht aus Cornwall stammen.“
„Ich habe in den letzten Jahren in London gelebt.“
„London?“ Das klang wehmütig. „Vermissen Sie die Stadt nicht?“
„Ehrlich gesagt, nein. Es gefällt mir sehr gut hier.“ Sie blickte zu Tim hinüber, der sie nicht aus den Augen ließ. Rebecca wollte sicher noch ein wenig plaudern, doch Abby mochte den Jungen nicht länger als nötig allein lassen.
Da erschien Mac auf der Bildfläche. „Oh, hallo, Rebecca.“ Er lächelte freundlich. „Falls Sie zu Josh wollen … ich fürchte, er steckt bis zum Hals in Arbeit.“
Rebecca wirkte enttäuscht. „Dann trinke ich mit den Schwestern einen Kaffee. Irgendwann wird er ja einen Moment Zeit haben.“ Sie wandte sich wieder an Abby. „Es war nett, Sie kennenzulernen. Vielleicht können wir uns
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