Aerzte zum Verlieben Band 41
ihr nicht egal.
„Verraten Sie mir, was Sie nach Cornwall und vor allem nach Penhally Bay geführt hat?“, wechselte Mac das Thema. „Jemand hat erzählt, dass Sie die letzten elf Jahre beim Londoner Rettungsdienst gearbeitet haben. Was ist passiert? Hatten Sie genug vom Großstadtleben?“
Jetzt wäre der geeignete Moment, ihm von Emma zu erzählen. Doch Abby war noch nicht so weit. Erst musste sie mehr über ihn wissen, denn wenn sie das Geheimnis erst gelüftet hatte, gab es kein Zurück.
„Meine Tochter brauchte eine Luftveränderung“, meinte sie leichthin, obwohl ihr ganz anders zumute war. „Und ich brauchte einen Ortswechsel.“
„Sie haben eine Tochter? Das wusste ich nicht.“ Er klang überrascht … und enttäuscht.
Wahrscheinlich wäre er längst nicht so erpicht darauf gewesen, mit ihr auszugehen, wenn er geahnt hätte, dass sie ein Kind hatte. Die Männer, mit denen sie ausgegangen war, hatten ähnlich reagiert. Entweder machten sie sofort einen Rückzieher oder kurze Zeit später, sobald ihnen klar wurde, dass Emma immer an erster Stelle stand. Und wenn schon … Abby brauchte keinen Mann in ihrem Leben, dem Emma nicht genauso wichtig war wie ihr.
Sein Blick glitt zu ihrer Hand. „Sie tragen keinen Ehering, deshalb habe ich angenommen, dass Sie ledig sind.“
„Ich bin alleinerziehende Mutter.“ Die Antwort musste ihm erst einmal genügen. Abby hatte auch ein paar Fragen an ihn. „Und Sie? Ich vermute, dass Sie nicht verheiratet sind.“
„Genau. Wahrscheinlich bin ich nicht der Typ dafür.“
„Haben Sie Kinder?“ Unwillkürlich hielt sie den Atem an.
„Nein. Bin wohl auch nicht der Vatertyp.“
Wenn er wüsste …
„Wie lange arbeiten Sie schon bei der Luftrettung?“
„Seit zwei Jahren. Als ich meinen Facharzt für Anästhesie hatte, habe ich mich in Glasgow noch auf Rettungsmedizin spezialisiert. Leider sind die Surfbedingungen dort nicht gerade ideal. Dann wurde hier ein Rettungsmediziner gesucht, und ich habe die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Hier bin ich schnell am Wasser und kann in meiner Freizeit jederzeit aufs Brett.“
Also war ihm sein Sport genauso wichtig wie der Job. Vielleicht sogar noch wichtiger. Abby fand auch das enttäuschend. Schon wieder musste sie ihre Meinung über Emmas Vater ändern.
„Man hört schon, dass Sie aus Schottland sind, aber wie ein echter Glasgower klingen Sie nicht“, sagte sie. Je mehr sie über diesen Mann erfuhr, umso besser.
„Ich bin auf Tiree aufgewachsen. Das ist eine kleine Insel vor der Westküste von Schottland. Mit achtzehn ging ich weg, um in Glasgow Medizin zu studieren. Seitdem war ich selten dort.“
Abby hätte schwören können, dass ein ärgerlicher Ausdruck flüchtig in seinen Augen auftauchte. Aber der Moment war so schnell vorüber, dass sie sich fragte, ob sie es sich nur eingebildet hatte. Hatte Mac auch Geheimnisse?
Sie wollte schon nachhaken, da blieb er plötzlich stehen. Verwundert folgte sie seinem Blick, um zu sehen, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte.
Zu ihrer Linken lief ein Mann dicht an den Klippen auf und ab und rief laut nach einem Jungen.
„Da muss was passiert sein“, meinte Mac.
Sie eilten hin, und der Mann drehte sich um, als Mac ihn ansprach. Die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Mein Sohn!“, stieß er hervor. „Ich kann ihn nicht finden! Gerade war er noch hier, und jetzt ist er verschwunden. Ich war nur ganz kurz eingenickt. Helfen Sie mir, bitte. Er ist erst acht.“ Während er sprach, suchte er mit den Augen hektisch die Umgebung ab.
Mac legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter. „Erzählen Sie mir alles genau. Wie heißen Sie?“
„Dave. Mein Sohn heißt Luke.“
„Wo haben Sie Luke zuletzt gesehen?“
„Dort drüben. Er wollte zum Strand hinunter, aber ich habe ihm gesagt, dass es keinen Weg gibt. Und ihm versprochen, morgen mit ihm hinzugehen.“ Mit panischer Miene blickte er Mac an. „Wenn er nun versucht hat, hinunterzuklettern? Wenn er abgestürzt ist?“
„Haben Sie schon Hilfe gerufen?“
„Nein, ich war die ganze Zeit damit beschäftigt, nach ihm zu suchen.“
Mac ließ den Blick über den Klippenrand gleiten, hielt auf einmal inne und schnappte unterdrückt nach Luft. Jetzt sah Abby es auch. An einer Stelle war eine frische Abbruchkante. Macs besorgter Miene nach zu urteilen, dachte er das Gleiche wie sie. Es war nicht auszuschließen, dass der Junge zu nahe an den Abgrund geraten und von der Klippe gefallen
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