Aerzte zum verlieben Band 48
ändern. Ich wäre niemals auch nur auf die Idee gekommen, Mitleid für dich zu empfinden. Aber dein bescheuerter Stolz hat verhindert, dass du mir vertraut hast. Dein Stolz hat uns auseinandergerissen und uns alle – dich, mich und Ella – um vier glückliche Jahre gebracht.“
„Während meiner Reha war ich alles andere als glücklich“, murmelte er und vermied es, auf ihre anderen Anschuldigungen einzugehen. Sie hatte wie immer ins Schwarze getroffen.
„Wenn ich bei dir gewesen wäre, wärst du glücklicher gewesen. Und du weißt genau, dass es dich unglaublich motiviert hätte, wenn du von Ella gewusst hättest.“
Hatte sie recht? Natürlich.
„Ich kann doch nichts für meinen Stolz“, versuchte er sich zu verteidigen.
„Auch wenn es falscher Stolz ist?“, fragte Caroline zurück. Sie spürte, dass sie an einem entscheidenden Punkt angekommen waren. „Man sollte bestenfalls stolz darauf sein, wer man ist und was man bewirkt hat. Aber nicht auf sein Aussehen oder andere oberflächliche Dinge. Ich weiß, dass das leichter gesagt ist als getan, aber glaubst du, Ella bemerkt deine Narben, wenn sie auf dich zugerannt kommt und dich umarmt? Du bist ihr Vater, ihr Papá . Nur das ist wichtig für sie.“
Caroline holte tief Luft, denn ihre nächsten Worte würden eine verbindliche Zusage sein. „Und bei mir ist es genauso, Jorge. Es interessiert mich nicht, wie du aussiehst oder welche Verletzungen ihre Spuren auf deinem Körper hinterlassen haben. Du bist der Mann, den ich liebe. Den ich immer geliebt habe.“ Sie stand nun wieder so dicht vor ihm, dass er ihren Atem spüren konnte.
Doch Jorge schwieg.
Wie in Trance drehte Caroline sich um und ging davon, um sich irgendwo im Garten einen ruhigen Platz zu suchen. Einen Platz, an dem sie ihren Tränen freien Lauf lassen konnte.
Sie hatte alles auf eine Karte gesetzt, und dies war der Zeitpunkt gewesen, an dem Jorge ihr hätte sagen müssen, dass auch er sie liebte. Doch sein Schweigen hatte ihr mehr gesagt als tausend Worte. Sie hatte sich lächerlich gemacht. Auf der ganzen Linie.
Schon als sie ihre Sachen in sein Schlafzimmer geräumt hatte.
Schnell drehte Caroline sich um und ging hastig zurück ins Haus. Außer Jorge hatte bestimmt noch niemand ihren Umzug bemerkt.
Jorge holte sie ein, als sie gerade durch die Verandatür stürmen wollte. „Wo willst du hin?“
Blind vor Tränen drehte sie sich zu ihm um und versuchte, sich loszureißen. „Ich gehe nach oben und räume meine Sachen wieder ins Gästezimmer“, schluchzte sie. „Ich habe dich geheiratet, Jorge, aber ich werde nicht so tun, als würden wir eine glückliche Ehe führen. Früher haben wir miteinander geschlafen, weil wir uns geliebt haben. Zumindest galt das für mich. Heute wäre es nur noch Sex. Und auch wenn die Anziehungskraft zwischen uns noch immer stark ist, reicht mir das nicht.“
Zornig versuchte sie, seine Hand abzuschütteln, doch Jorge ließ sie nicht los. Sanft zog er sie zurück in den Garten. „Und wenn ich dir sage, dass ich dich liebe?“, fragte er zärtlich und zog sie so dicht an sich, dass sie seine Wärme spüren konnte.
„Ich liebe dich – mein Leben lang habe ich nur dich geliebt. Und das wird für immer so bleiben.“ Er schlang seine Arme um ihre Taille. „Dir diese E-Mail zu schicken war das Schwerste und gleichzeitig das Schrecklichste, das ich in meinem ganzen Leben getan habe. Die gemeinen, verletzenden Worte, die ich dir geschrieben habe, waren schmerzhafter als meine Verbrennungen. Doch ich glaubte …“
Er suchte nach Worten, und Caroline lauschte ihm atemlos. Endlich würde sie erfahren, was der Mann, den sie liebte, sich damals gedacht hatte.
„Du hast recht. Es war mein Stolz. Ich war überzeugt davon, dass ich keine andere Wahl hatte. Dass ich es aus Liebe zu dir getan habe, damit du nicht dein Leben an einen Krüppel verschwendest.“
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und sah sie an. „Denn genau das hättest du getan, nicht wahr? Du wärst bei mir geblieben, auch wenn du mich nicht mehr geliebt hättest.“
„Ich hätte niemals aufgehört, dich zu lieben“, flüsterte Caroline.
Jorge lächelte und küsste sie sanft auf den Mund. „Ich habe mich geirrt. Indem ich dir Unrecht getan habe, habe ich auch mir selbst Unrecht getan. Aber damals …“
„Und nun?“ murmelte sie, während sie seinen Kuss erwiderte.
Seine Antwort war unmissverständlich zu spüren. „Vielleicht sollten wir endlich nach oben gehen
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