Aerzte zum verlieben Band 48
konnte. Sie war so aufgewühlt, dass sie keinesfalls ruhig vor ihm stehen bleiben konnte, während sie sprach.
„Erstens: Deine E-Mail hat mich so sehr verletzt, dass ich lange Zeit glaubte, mich nie wieder von diesem Schlag erholen zu können. Die Dinge, die du darin behauptet hast, deine Wortwahl … Falls es deine Absicht war, meine Liebe zu dir zu zerstören, hast du alles richtig gemacht. Ohne diese Liebe fühlte ich mich leer und verloren, doch das hat dir nicht gereicht. Du hast sogar behauptet, du hättest mich nie geliebt. Daran wäre ich fast zerbrochen. Als ich dann feststellte, dass ich schwanger war, blieb mir nichts anderes übrig, als mich zusammenzureißen und meine Verzweiflung zu verdrängen. Ich bekam ein Kind, also musste mein Leben weitergehen.“
Nun war sie an dem entscheidenden Punkt angekommen. Wenn sie jetzt weitersprach, sich ihm öffnete und ihm die Wahrheit sagte, dann gab es kein Zurück mehr. Falls Jorge in seiner E-Mail doch nicht gelogen hatte, würde der Schmerz sie umbringen.
„Ich habe mich in meinem Leben ohne dich eingerichtet. Zuerst hat meine Mutter mir mit Ella geholfen, nach ihrem Tod war ich allein für sie verantwortlich. Die Erbschaft von meinem Vater hat vieles einfacher gemacht. Doch eines Tages stieß ich auf diesen Artikel über dich. Ja, ich gebe es zu, ich habe von Zeit zu Zeit deinen Namen in ein paar Suchmaschinen eingegeben. Es ist albern, ich weiß, aber ich konnte nicht anders. Ich las den Artikel, doch es war vor allem das Foto von dir, das mich dazu brachte, nach dir zu suchen.“
Er sollte jetzt gehen, überlegte Jorge. Sich entschuldigen und einfach verschwinden. Weit weg von ihr. Ihre Worte hatten die Erinnerung an den Schmerz – sowohl den körperlichen als auch den emotionalen – mit aller Wucht wieder in sein Bewusstsein geholt.
Er konnte die Qual, die aus ihren Worten klang, keine Sekunde länger ertragen. Eine Qual, die er verursacht hatte.
Doch sie sprach bereits weiter. „Ich las also den Artikel, sah dein Foto, und ich wusste …“ Sie kam näher und sah ihm direkt in die Augen. „Ich wusste, dass du mir diese E-Mail geschickt hattest, weil du die Vorstellung nicht ertragen hast, ich könnte dich bemitleiden. An dem Tag, an dem dir das Ausmaß deiner Verletzungen klar wurde, hast du mich aus Stolz aus deinem Leben verbannt.“
Sie trat noch einen Schritt näher, so dass ihre Gesichter sich fast berührten. „Ich war so zornig auf dich, Jorge. So unglaublich wütend auf deine Starrköpfigkeit und deinen dummen Stolz, der dafür gesorgt hat, dass ich so furchtbar verletzt wurde und dass Ella ohne ihren Vater aufwachsen musste. Und das alles nur, weil du nicht mehr so gesund und so attraktiv wie früher warst. Versuch bloß nicht, es abzustreiten! Manche deiner Behauptungen in der E-Mail mögen ja gestimmt haben. Vielleicht hast du mich wirklich niemals richtig geliebt, doch du hast unsere Beziehung beendet, weil du glaubtest, etwas so Oberflächliches wie ein paar Narben wäre ein legitimer Grund dafür. Hast du gedacht, meine Liebe zu dir sei so schwach? Hast du eine so schlechte Meinung von mir?“
Jorge brachte kein Wort heraus. Was hätte er auch sagen sollen; sie hatte ja recht. Alle ihre Anschuldigungen stimmten – außer ihrer Annahme, dass er sie nie wirklich geliebt hatte. Das musste er richtigstellen.
„Ich habe dich belogen, als ich behauptete, dich nicht zu lieben“, sagte er leise.
Caroline fing wieder an, angespannt hin und her zu laufen. „Du hast gelogen, weil du mich verletzen wolltest?“, hakte sie mit Wut in der Stimme nach.
„Ich habe gelogen, um dich von mir fernzuhalten. Weil ich …“ Er konnte es ihr nicht sagen. Aber er hatte keine Wahl. „Es waren nicht nur meine Verbrennungen. Mehrere Monate lang war es ungewiss, ob ich je wieder würde laufen und arbeiten können. Ich war sicher, dass ich für die Menschen, die ich liebte, nur noch eine Last sein würde.“
Caroline drehte sich zu ihm um, und ihre Augen blitzen vor Zorn. „Und du hast gedacht, wenn ich bei dir wäre, dir beistehen und helfen würde, dann würde ich es nur aus Mitleid tun?“ Ihre Stimme bebte. „Gib zu, dass du genau das geglaubt hast! Deshalb hast du mich weggestoßen. Als ob ich dich jemals bemitleiden würde! Du bist der stärkste Mensch, dem ich je begegnet bin. Der stärkste und gleichzeitig der zärtlichste. Auch wenn dein Körper verletzt war, warst du doch immer noch dieser Mann. Keine Bombe auf der Welt könnte das
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