Aerzte zum verlieben Band 48
verstärkte.
„Ich meinte eigentlich, dass du vielleicht noch etwas Zeit zum Nachdenken brauchen könntest“, erklärte Caroline. „Darüber, ob du wirklich lieber deine Zeit über einem Mikroskop verbringen möchtest, als mit Patienten zu arbeiten.“
Wie konnte sie es wagen, genau auf dem einen Aspekt herumzureiten, der ihn am meisten an seiner neuen Stelle störte? Ärger stieg in ihm auf. Doch dann berührte sie ihn sanft am Arm und fügte hinzu: „Doch du musst es selbst wissen. Tu einfach, was du für richtig hältst.“
Diese nachgiebige Haltung passte so gar nicht zu seiner sonst so durchsetzungsstarken Frau.
„Ach ja?“ Provozierend sah er sie an und entdeckte Trotz in ihren Augen.
„Du weißt ja, wie ich darüber denke“, erklärte sie. „Ich habe dir gesagt, dass ich es für eine Verschwendung von Talent halte, wenn du dich für diesen neuen Job entscheidest.“
Das Abendessen verlief ungewöhnlich unterhaltsam. Lag es daran, dass die beiden Frauen noch immer ihre hübschen neuen Kleider trugen?
Jorge wusste es nicht, doch es kam ihm so vor, als wäre die Atmosphäre – die auch sonst heiter und entspannt war – an diesem Abend besonders anregend. Vor allem Carlos blühte auf und erzählte einen Witz nach dem anderen, wobei es ihm offensichtlich in erster Linie darum ging, Antoinette zum Lachen zu bringen.
Lief da etwas zwischen Antoinette und seinem Vater?
Anscheinend hatte er fragend die Stirn gerunzelt, denn plötzlich gab Caroline ihm unter dem Tisch einen leichten Tritt vors Schienbein und sah ihn mit einem vielsagenden Lächeln an. „Später“, flüsterte sie unauffällig.
Das Wort verursachte bei Jorge eine Gänsehaut, auch wenn er wusste, dass diese Reaktion lächerlich war. Sie meinte damit nur, dass sie später darüber reden würden.
„Wie wäre es, wenn wir unseren Kaffee auf der Terrasse trinken würden?“, schlug Caroline nach dem Dessert vor.
„Ich bringe euch das Tablett nach draußen“, versprach Antoinette. „Carlos trinkt seinen lieber in der Bibliothek, und ich leiste ihm Gesellschaft.“
Caroline hoffte, dass die beiden sich endlich näherkommen würden.
„Gibt es einen besonderen Grund dafür, dass wir hier sind?“, fragte Jorge, nachdem sie sich auf den Gartenstühlen niedergelassen hatten.
„Es gefällt mir hier draußen. Die Blumen duften wundervoll. Außerdem sind wir hier allein und trotzdem auf neutralem Terrain.“
„Neutrales Terrain?“ Verständnislos sah er sie an.
„Damit meine ich, nicht im Schlafzimmer“, stellte Caroline klar. Allmählich wurde sie etwas nervös wegen der Unterhaltung, die sie geplant hatte.
Musste sie wirklich den ersten Schritt machen? Er hatte die Sachen doch oben gesehen. Bestimmt würde er das Thema ansprechen.
Doch natürlich tat er nichts dergleichen. So einfach machte er es ihr nicht.
„Ich habe mir überlegt, ähm … also … wenn wir so eine Art Ehe führen wollen, dann sollten wir auch das Schlafzimmer teilen. Deshalb habe ich meine Sachen umgeräumt.“ Die Worte waren nur so aus ihr herausgesprudelt.
Jorge schwieg. Quälend lange.
Er saß direkt neben ihr. Sie brauchte nur ihren Arm auszustrecken und seine Hand zu nehmen. Irgendetwas hielt sie jedoch davon ab, und sie spürte, dass jede Bewegung, jedes Wort jetzt alles zerstören konnte.
„Warum hast du geweint?“
Seine Frage kam so unvermutet, dass sie einen Moment brauchte, um zu verstehen, was er meinte.
„Letzte Nacht“, präzisierte Jorge.
„O Jorge“, flüsterte sie, und nun wagte sie es doch, nach seiner Hand zu greifen. „Wie hätte ich denn nicht weinen sollen? Die ganze Zeit habe ich daran gedacht, wie es früher zwischen uns war. Was sollte ich anderes tun als weinen, wenn der Mann, den ich mehr will als alles andere auf der Welt, neben mir im Bett liegt und seinen Pyjama nicht auszieht?“
„Du hattest doch selbst noch dein Negligé an“, verteidigte Jorge sich schroff.
Sie lächelte traurig. „Ich bin davon ausgegangen, dass du es mir gern ausziehen würdest. Früher hast du das immer innerhalb von wenigen Sekunden geschafft …“
Sein Schweigen zeigte ihr, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hätte ihn nicht an die Vergangenheit erinnern sollen. Aber Caroline fand, dass es an der Zeit war, die Sackgasse zu verlassen, in der sie sich seit ihrer Ankunft befanden.
10. KAPITEL
„Es gibt ein paar Dinge, die du wissen solltest“, erklärte sie und ließ seine Hand los, damit sie beim Reden auf und ab gehen
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