Aerzte zum verlieben Band 48
Lage war, einer Frau sein Herz zu schenken, und ob er es überhaupt wollte.
Sein Blick glitt erneut zu Melora, und ein seltsames Gefühl der Wärme breitete sich in ihm aus. Ein Gefühl, das er schon sehr lange nicht mehr verspürt hatte. Melora gefiel ihm wirklich sehr, aber welchem Mann würde diese attraktive Frau nicht gefallen? Sie war mittelgroß und schlank, hatte honigbraune ausdrucksvolle Augen, eine schmale gerade Nase, und ihre natürlich rosigen Lippen waren voll und sinnlich – zum Küssen wie geschaffen …
Verdammt, was war denn plötzlich in ihn gefahren? Wie kam er nur dazu, an so etwas zu denken? Normalerweise dachte Daniel nie an Sex, wenn er mit Kolleginnen zusammen war, im Gegenteil. Als Teamleiter gehörte es zu seinem Job, darauf zu achten, dass im Team stets eine professionelle und kameradschaftliche Atmosphäre herrschte. Und mehr als Freundschaft hatte sich bisher noch nie mit einer seiner Kolleginnen ergeben.
Davon abgesehen gab es sehr viel Wichtigeres, worum Daniel sich Gedanken machen musste. Simone wurde bald fünf Jahre alt, und er hatte eine schwere Entscheidung zu treffen. Natürlich wollte er, dass seine Tochter eine gute Schul- und Berufsausbildung erhielt, aber die konnte er ihr auf Tarparnii nicht bieten. Andererseits war es für ihn unvorstellbar, sie auf ein Internat zu schicken, so wie sein Vater es mit ihm getan hatte. Nein, Daniel wollte seine Tochter bei sich haben und für sie da sein, wann immer sie ihn brauchte.
J’toreks lautes Schreien beendete Daniels Grübeleien, und er richtete sein Augenmerk erneut auf Melora, die den Kleinen gerade behutsam zurück in die Arme seiner Mutter legte.
„Ich glaube, er hat Hunger“, sagte sie lächelnd und führte zwei Finger an den Mund, um sich verständlicher zu machen. „J’torek ist ein sehr kräftiger und gesunder Junge.“
Daniel übersetzte, und J’tana nickte strahlend und legte sich das Baby an die Brust. Und wieder merkte Daniel, wie sich Meloras Gesichtsausdruck veränderte, genau wie zuvor im Busch, kurz nachdem J’torek geboren worden war. Sie schien ein Problem damit zu haben, J’tana stillen zu sehen, und Daniel fragte sich, warum.
Melora nickte den beiden Frauen noch einmal kurz zu, dann ging sie hinaus ins Freie, um tief durchzuatmen. Es tat ihr jedes Mal weh, wenn sie eine junge Mutter stillen sah, denn dadurch wurde ihr nur allzu sehr bewusst, dass ihr ein solches Glück niemals zuteilwerden würde. Dennoch musste sie dem Schicksal dankbar sein, denn sie hatte die Operation und alle weiteren Behandlungen erfolgreich überstanden und nun gute Chancen, wieder ganz gesund zu werden.
„Ist alles okay, Melora?“
Sie drehte sich um und sah Daniel an, der ihr gefolgt war. „Klar“, schwindelte sie, um ihren Schmerz vor ihm zu verbergen. „Ich bin sehr froh, dass alles so gut verlaufen ist. J’torek ist ein richtiger kleiner Wonneproppen.“
„Das ist er in der Tat.“ Daniel überlegte kurz, dann sagte er: „Komm mal mit, ich möchte dir was zeigen.“
Obwohl Melora lieber noch ein bisschen allein gewesen wäre, wollte sie nicht unhöflich sein und folgte Daniel einen schmalen Pfad entlang, der in den Busch führte. Die grüne Wildnis, die sie hier umgab, gefiel ihr unheimlich gut. Sie spürte, wie der Stress der letzten Monate von ihr abfiel und sie sich zu entspannen begann. Während ihrer stationären Klinikaufenthalte hatte sie mit dem Malen begonnen und freute sich schon jetzt darauf, sich bei Gelegenheit hier draußen mit dem Zeichenblock hinzusetzen, wenn es die Zeit erlaubte.
Nach wenigen Minuten hatten sie eine kleine Lichtung erreicht, und Daniel blieb stehen. „Hier, das wollte ich dir zeigen.“
Vor ihnen erhob sich ein riesiger, wunderschöner Baum, dessen dicker Stamm sich genau in der Mitte teilte, als wäre er gespalten worden. Langes, dichtes Astwerk breitete sich nach allen Seiten aus, und genau an der Stelle, wo der Stamm sich teilte, war ein neuer kleiner Baum emporgewachsen.
„Das ist ja unglaublich!“, rief Melora. „Was ist denn mit dem Baum passiert? Wurde er vom Blitz getroffen?“
„Genauso ist es, und zwar vor über zwanzig Jahren. Wenn ich dieses Wunderwerk betrachte, muss ich immer daran denken, dass sich aus einem Unglück auch etwas Positives entwickeln kann.“ Er wies auf den neuen schönen Baum, der aus dem alten Holz hervorgewachsen war und sich in alle Richtungen verzweigte.
„Als meine Frau starb, brach für mich die Welt zusammen“, erklärte
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