Aerzte zum verlieben Band 48
Daniel, weil er hoffte, dass Melora sich ihm vielleicht öffnen würde, wenn er ihr von seinem eigenen Schicksalsschlag erzählte. Er spürte, dass sie unter irgendetwas litt, und wollte ihr gern helfen.
„Ich weiß, Feeree hat es kurz erwähnt, als ich in ihrer Hütte war.“
„B’lana ist wie ich in zwei verschiedenen Kulturen aufgewachsen. Ihr Vater war Tarparniier und bestand darauf, dass seine Tochter nach den alten Traditionen und Gebräuchen seiner Insel aufwuchs. Sie lebte zwar auch eine Zeitlang in England, aber in erster Linie war sie Tarparniierin.“ Daniel berührte den Baum voll Ehrfurcht. „Dieser Baum ist ein Symbol für mich und B’lana, weil auch er geteilt ist und sich in zwei verschiedenen Richtungen neigt, so wie wir in zwei verschiedenen Ländern und Kulturen lebten.“
„Und der kleine neue Baum, der aus seiner Mitte wächst, ist das Symbol für eure Tochter, nicht wahr?“, ergänzte Melora sanft.
Daniel sah sie an, und wieder breitete sich dieses angenehme Gefühl der Wärme in ihm aus. Melora war unglaublich einfühlsam und schien ihn auch ohne viele Worte zu verstehen. „Ja, so ist es. Als B’lana starb, fühlte ich mich wie vom Blitz getroffen, so wie dieser Baum. Es war, als hätte man mir eine schwere, tiefe Wunde zugefügt, die sehr viel Zeit zum Heilen braucht.“
„Das kann ich sehr gut nachvollziehen.“ Auch Meloras Wunden schmerzten immer noch, und sie hoffte, dass sie auf Tarparnii Heilung finden würde.
„Weil du selbst vom Blitz getroffen wurdest?“, fragte Daniel sanft.
Melora wich seinem Blick aus, was Daniel zeigte, dass er mit seiner Vermutung richtig lag. „Ich will dir nicht zu nahetreten, Melora, aber ich muss einfach wissen, was dich vorhin so aus der Fassung gebracht hat. Hier draußen in der Wildnis muss unser Team oft unter den schwierigsten Bedingungen arbeiten, und da ist es unerlässlich, dass jeder mit seinen Gedanken und Gefühlen voll bei der Sache ist. J’tana mit ihrem Baby zu sehen hat dich aus dem Gleichgewicht gebracht, das habe ich dir deutlich angemerkt. Und das könnte ein Problem für dich werden. Mehr als die Hälfte unserer Patientinnen sind schwangere Frauen, und manche davon sind sogar noch jünger als J’tana. Andere bekommen mit über vierzig ihr zehntes oder elftes Kind, was oft zu Komplikationen führt. Ich muss mich darauf verlassen können, dass du in der Lage bist, mit solchen Situationen umzugehen.“
Melora sah ihn wieder an, und leichter Ärger flammte in ihr auf. Wie konnte Daniel daran zweifeln, dass sie ihren Aufgaben nicht gewachsen war? „Soll das heißen, dass du an meinen ärztlichen Fähigkeiten zweifelst?“, entgegnete sie schroff. „Ich bin ein Profi, Dr. Tarvon, ich beherrsche meinen Job.“
„Das bestreite ich auch gar nicht, Melora.“ Daniel ärgerte sich nun über sich selbst, weil er sich so ungeschickt ausgedrückt hatte und einfach mit der Tür ins Haus gefallen war. Er hatte Melora keinesfalls kränken oder ihre Fähigkeiten infrage stellen wollen, sondern wollte sie nur dazu bringen, dass sie ihm Vertrauen schenkte. Gegenseitiges Vertrauen war in einem kleinen Team wie seinem und vor allem draußen in der Wildnis ganz besonders wichtig. „Hör zu, Melora, ich wollte dir damit nur sagen, dass ich das Gefühl habe, dass du … dass dich irgendetwas sehr bedrückt“, erklärte er nun etwas vorsichtiger. „Ich weiß nicht, was es ist, aber ich glaube, es hat etwas mit Babys zu tun.“
Melora verschränkte die Arme vor der Brust, als könne sie sich dadurch vor Daniels Fragen schützen. “Ich glaube kaum, dass meine Vergangenheit hier irgendeine Rolle spielt“, erwiderte sie barsch.
„O doch, das tut sie schon, wenn sie deine Arbeit negativ beeinflusst.“
„Das wird nicht der Fall sein.“
„Das weißt du nicht, Melora.“
„Doch, das weiß ich, Daniel. Ich bin eine hoch qualifizierte, sehr erfahrene Chirurgin, die fast ihr ganzes Leben nur der Medizin gewidmet hat. Persönliche Gefühle bei der Arbeit auszuschalten oder zumindest zu kontrollieren ist ein wesentlicher Bestandteil jeder ärztlichen Ausbildung, das weißt du selbst am besten.“
„Das ist schon klar, aber hier draußen herrschen andere Gesetze. Unsere Arbeit ist nicht so, wie du sie von deiner Klinik in Australien kennst. Im Dschungel ist man ganz auf sich allein gestellt, da kommen Gefühle in einem hoch, gegen die man sich nicht wehren kann. Du bist hier, weil du an deinem Leben etwas ändern willst, und das ist
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