Aerzte zum verlieben Band 48
einem kleinen Mädchen, das vor ihrem Haus gerade hingefallen war, und umarmte es tröstend.
Und dann kam auch schon Daniel mit Simone auf dem Arm herbei. „Melora, darf ich vorstellen? Das ist meine Tochter Simone.“
Die Kleine sah Melora an und strahlte dabei übers ganze Gesicht. „Ich bin vier dreiviertel, also fast schon fünf“, erklärte sie ihr wichtig und in perfektem Englisch.
„Oh, das sieht man dir auch an“, erwiderte Melora lächelnd. „Ich meine, dass du fast schon fünf bist.“
„Und wie alt bist du?“
Daniel bedachte seine kleine Tochter mit einem tadelnden Blick. „Simone, du sollst doch Erwachsene nicht nach ihrem Alter zu fragen, das ist sehr unhöflich.“ Er lächelte entschuldigend. „Tut mir leid, Melora. In letzter Zeit findet sie es ungeheuer spannend, alle Leute zu fragen, wie alt sie sind.“
„Ach, das ist doch nicht schlimm.“ Melora wandte sich wieder an Simone. „Ich bin einundvierzig.“
„Oh, genauso wie mein Daddy!“ Simone klatschte begeistert in die Hände. „Ihr seid gleich, ihr zwei!“
Melora lachte vergnügt, denn sie fand Simone so goldig, dass sie sie am liebsten auf den Arm genommen und geknuddelt hätte.
„Und guck mal, wir sind auch gleich.“ Simone griff an ihre Zöpfe. „Wir haben beide blonde Haare, bloß sind meine viel, viel länger als deine. Niemand sonst in unserem Dorf hat solche Haare, alle haben sie nur schwarze.“ Die Kleine neigte den Kopf zur Seite und überlegte laut: „Tante Emmy hat rote Haare, aber sie ist jetzt nicht da. Und Gloria hat ganz verschiedene Farben auf dem Kopf, aber sie ist auch nicht da.“
„Okay, Separ , jetzt ist’s genug mit all den Haaren“, bremste Daniel Simones munteres Geplapper. „Wir wollten Melora doch noch unser Dorf zeigen.“
„Au ja!“
Wieder lachte Melora herzlich, denn sie hatte sich auf Anhieb in dieses reizende kleine Mädchen verliebt. „Na, dann führt mich mal herum, ich bin schon ganz gespannt.“
„Also, dann mal los.“ Mit Simone auf dem Arm führte Daniel Melora am Dorfplatz vorbei und wies auf mehrere größere Hütten, die dicht nebeneinander lagen. „Das sind die Unterkünfte unseres PMA-Teams. Momentan sind allerdings alle voll belegt, was bedeutet, dass ich noch überlege, wo wir dich unterbringen.“
„Heißt das, es steht noch gar nicht fest, wo ich schlafen soll?“
„Keine Sorge, es wird sich schon was finden.“ Daniels Lächeln war so herzlich, dass Meloras Herz schon wieder schneller schlug. „Rechts am Ende der Straße ist unsere Lebensmittelhütte“, fuhr er fort. „Dort kannst du immer hingehen, wenn du Hunger oder Durst hast. Du musst nicht extra fragen, sondern nimmst dir einfach, was du brauchst. Wir haben Trockenfleisch, Früchte, Brot, solche Sachen eben. Und das dort drüben …“ Er wies auf ein Lehmziegelhaus, das deutlich größer war als die Hütten des PMA-Teams, „… ist unsere Klinik. Sie ist inzwischen zwei Jahre alt und unser ganzer Stolz.“ Daniel trat an das Haus und tätschelte es so liebevoll, dass Melora lachen musste.
„Ich weiß, Emmy hat mir schon viel von eurer Klinik erzählt. Sogar fließend Wasser soll es darin geben.“
„So ist es, und das ist für uns der pure Luxus. Emmy und Dart waren diejenigen, die damals den Bau dieser Klinik initiiert haben, und wir sind alle sehr glücklich, dass er auch verwirklicht werden konnte. Wir haben vier Operationsräume, zwei große Behandlungsräume und eine Krankenstation mit sechs Betten.“
Er ließ Simone runter, und als sie zurück zu ihren Freunden lief, fiel Melora erst so richtig auf, wie sehr das kleine Mädchen unter all den dunkelhäutigen und schwarzhaarigen Kindern herausstach.
„Falle ich hier auch so auf?“, fragte sie und berührte unwillkürlich ihr kurzes blondes Haar.
„Und wie“, erwiderte Daniel prompt. „Aber das ist jetzt nicht negativ gemeint, im Gegenteil.“
Er hielt ihren Blick fest, und für Melora fühlte es sich an wie eine zärtliche Liebkosung. Hatte Daniel Tarvon ihr gerade indirekt gesagt, dass er sie hübsch fand? Aber nein, das war sie nicht, zumindest nicht wie früher. Sie musste sich getäuscht haben.
„Wie … wie geht es J’tana und dem Baby?“, wechselte sie rasch das Thema, um ihre Unsicherheit zu verbergen.
„Sehr gut.“ Er öffnete die Tür, und Melora folgte ihm hinein.
„Und wann dürfen sie nach Hause?“
„In ein paar Tagen oder vielleicht einer Woche. Kommt ganz drauf an, wann J’tana fit genug sein wird,
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