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Aerzte zum verlieben Band 48

Aerzte zum verlieben Band 48

Titel: Aerzte zum verlieben Band 48 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meredith Webber , Anne Fraser , Lucy Clark
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um den Heimweg anzutreten.“
    „Sie geht zu Fuß nach Hause?“, erwiderte Melora verblüfft. „Warum wird sie denn nicht heimgefahren?“
    „Das ist unmöglich. Ihr Dorf liegt sehr weit abgelegen, dort kommt man mit dem Wagen überhaupt nicht hin. Wir könnten sie zwar einen Teil der Strecke im Jeep mitnehmen, aber dazu müssten wir mehrere Checkpoints durchlaufen, was sehr aufwändig und zeitraubend wäre. Viele Dörfer auf Tarparnii sind überhaupt nicht über eine Straße erreichbar, sondern nur zu Fuß, und man muss mitten durch den Busch. Das ist auch der Grund, warum wir an verschiedenen Standorten Kliniken errichtet haben – um mehr Menschen Zugang zu medizinischer Versorgung zu ermöglichen.“
    Daniel führte Melora durch die verschiedenen Räume, die alle über ein oder mehrere Waschbecken verfügten. „Für dich ist es ganz normal, mehrmals täglich den Hahn aufzudrehen und fließendes Wasser zu bekommen, aber für uns ist das fast schon wie ein kleines Wunder.“
    „Das kann ich mir vorstellen. Man fühlt sich wie ein Kind im Spielzeugladen kurz vor Weihnachten.“
    Daniel lachte. „So ungefähr.“
    Es gefiel ihm sehr, mit welch großem Interesse und Verständnis Melora sich mit den neuen Gegebenheiten vertraut machte. Sie schien alles, was sie auf Tarparnii sah, aufzusaugen wie ein Schwamm und versuchte sich von Anfang an in die Gefühls- und Gedankenwelt der Menschen dieser Insel hineinzuversetzen. Manche Ärzte, die hierherkamen, brauchten Wochen oder sogar Monate, um sich an die neuen und oft sehr schwierigen Umstände zu gewöhnen, und manchen gelang es sogar nie.
    Als sie die Krankenstation betraten, lief P’tanay freudig auf Melora zu und berührte sie am Haar. Dabei sagte sie etwas auf Tarparniisch, und Melora blickte sich fragend nach Daniel um.
    „Sie hat gesagt, zum Dank an die ‚ goldene Frau‘ , die ihrem ersten Enkelsohn auf die Welt verholfen hat, wollen sie ihn J’torek nennen. Das bedeutet so viel wie Kind, auf das strahlendes Licht fällt oder Glückskind .“
    Melora machte großen Augen. „J’tana will ihr Kind nach der Farbe meines Haares nennen?“
    „Ja, die Menschen hier sind fasziniert von deinem Haar, denn blonde Haare gibt es bei uns nicht. P’tanay sagt, die goldene Frau hätte ihrer Tochter Glück gebracht, denn sie sei diejenige gewesen, die sie im Busch entdeckt und ihr geholfen habe. Und darum gebührt dir diese Ehre.“
    „Ich … bin einfach sprachlos“, erwiderte Melora gerührt und verbeugte sich vor P’tanay. „Vielen Dank, P’tanay. Vielen, vielen Dank.“
    Daniel übersetzte wieder, woraufhin P’tanay Melora fest umarmte und danach noch einmal voller Bewunderung ihr Haar berührte. Und dann tat Daniel plötzlich etwas, womit Melora überhaupt nicht gerechnet hatte. Auch er umarmte sie spontan, als wäre dies ganz selbstverständlich. Für Melora kam die Geste allerdings so unerwartet, dass sie sich abrupt versteifte. Da ließ Daniel sie wieder los, und der seltsame Moment verflog.
    Daniel war etwas irritiert. War es Melora etwa unangenehm, wenn er sie umarmte? In seinem Team waren solche Gesten ganz natürlich und alltäglich, besonders, wenn es einen Grund zur Freude gab. Was war mit Melora los? Mochte sie es nicht, berührt zu werden? Tatsächlich hatte Daniel schon von Anfang an das Gefühl, dass es sie nervös machte, wenn er ihr sehr nahe kam. Was steckte nur dahinter?
    Er sah schweigend zu, wie sie J’tanas Blutdruck kontrollierte und ihren Herzschlag überprüfte, was beides sehr zufriedenstellend war. Dann untersuchte sie den kleinen J’torek, der seine Ungeduld schon mit einem Quengeln kundtat.
    „Pass auf, gleich fängt er an zu schreien, weil ihm das alles viel zu lange dauert“, scherzte Daniel, woraufhin Melora leise lachte, was ihm eine Gänsehaut verursachte. Und als er dann auch noch sah, wie behutsam sie den Säugling auf den Arm nahm und zum Abschied zärtlich küsste, rührte sich plötzlich etwas tief in seinem Innern. Nicht nur Meloras warmes Lachen durchflutete sein Herz, sondern auch ihre gefühlvolle und unendlich sanfte Art, mit den Menschen auf Tarparnii umzugehen. Daniel hätte ihr noch stundenlang zusehen können, so sehr gefiel ihm diese Frau.
    Was war auf einmal los mit ihm? Weshalb zog Melora ihn so in ihren Bann? Seit B’lanas Tod hatte Daniel nie wieder an eine neue Beziehung gedacht, und selbst heute noch, nach fast vier Jahren, schmerzte der Verlust. Daniel hatte Zweifel, ob er jemals wieder in der

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