Aerzte zum verlieben Band 48
Sie hatte nicht gewusst, dass er Gitarre spielte. Wie viele Seiten, wie viele verborgene Talente hatte er noch? Wahrscheinlich könnte sie noch jahrelang Neues an ihm entdecken.
Der Gedanke riss sie aus ihren Träumereien. Für sie und Dante gab es keine gemeinsamen Jahre. Nach diesem Einsatz würden sie sich bestimmt nie wiedersehen. Unwillkürlich stiegen ihr die Tränen in die Augen.
Als sie aufblickte, bemerkte sie, dass Dante sie intensiv ansah, während er sang.
In diesem Moment blieb die Zeit stehen. Alles um sie herum versank, bis auf Dante und sie. Ihr Herz hämmerte gegen die Rippen, atemlos erwiderte sie seinen Blick.
Ich liebe ihn. Es hatte keinen Sinn, sich länger etwas vorzumachen. Dante hatte ihr Herz und ihre Seele erobert, er bedeutete alles für sie, und ohne ihn kam ihr die Zukunft öde und leer vor.
Sie sehnte sich danach, mit ihm zusammen zu sein. Aber wenn er sie nicht wollte, was dann?
Leise seufzend senkte sie den Blick. Sie war nicht länger die Alice, die das Leben so akzeptierte, wie es kam. Sie war bereit zu kämpfen für das, was ihr wichtig war, und sie wollte Dante haben. Doch zuerst musste sie wissen, ob er sie lieben könnte.
Die letzten Töne verklangen, und es herrschte andächtiges Schweigen. Sein gefühlvolles Spiel hatten auch die anderen berührt.
„ Basta! Genug!“, sagte Dante da. „Costa, sing du uns auch etwas vor.“
Costa nahm die Gitarre und stimmte ein fröhliches griechisches Lied an. Während alle dabei rhythmisch in die Hände klatschten und mit den Füßen wippten, schlüpfte Dante neben Alice.
Schweigend streckte er die Hand aus. Ohne nachzudenken, nahm sie sie und ließ sich hochziehen. Ihr Herz schlug wie wild, als er sie ins Dunkle führte. Keiner von ihnen sagte ein Wort.
Hinter seinem Zelt zog er sie in die Arme und küsste sie hungrig. Leidenschaftlich, als wären sie nie getrennt gewesen, eroberte er ihre Lippen, und sie erwiderte seinen Kuss voller Verlangen.
Als er schließlich den Kopf hob, rang Alice nach Atem.
„Hat dich jemals ein Mann so geküsst?“, fragte Dante rau. „Hast du jemals einen Mann so geküsst wie mich? Als wir uns liebten, war das auch eine Lüge? Weil ich das nämlich nicht glauben kann, cara .“
Sein glutvoller Blick bohrte sich förmlich in ihre Augen. Dann wandte sich Dante ab und ging.
Alice stand da und sah ihm nach. Sie berührte ihren Mund und lächelte verträumt. Hatte je ein Mann sie so geküsst? Hatte sie je einen Kuss so hingebungsvoll erwidert wie bei Dante? Nein.
Dante mochte denken, dass sie ihm nichts bedeutete, aber jetzt wusste sie, dass er sich etwas vormachte. Sie musste ihn nur noch dazu bringen, die Wahrheit zu erkennen.
Dante legte die Hände unter den Kopf und schaute zur Zeltdecke hinauf. Costa schnarchte leise, aber das war nicht der Grund, warum Dante nicht schlafen konnte.
Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er Alice vor sich.
Verdammt . Er hatte gedacht, wenn er sie hierherbrachte, würde sich zeigen, dass sie ein verwöhntes reiches Mädchen war. Aber vorhin, als sie im flackernden Licht des Feuers saß, mit ihren kurzen blonden Haaren und der sonnenverbrannten Nase, da hatte sie ihn an die Alice in Italien erinnert. Und er hatte sie küssen müssen, auch wenn es schlichtweg dumm gewesen war.
Wütend auf sich selbst, warf er sich so heftig auf die Seite, dass das Feldbett schwankte.
Jeden Tag überraschte sie ihn von Neuem. Als sie das Lager erreichten, hatte er den Schock in ihrem Gesicht gesehen, auch Furcht, und er war sicher gewesen, dass sie es keine achtundvierzig Stunden aushielt. Aber sie hatte nicht ihren Vater angerufen und sich per Hubschrauber abholen lassen. Nein, sie hatte angepackt und sich trotz anfänglicher Schwierigkeiten nicht unterkriegen lassen. Alle Mitarbeiter lobten ihre Einsatzfreude. Alice erledigte, was man ihr auftrug, und beklagte sich nie. Die Mütter und Kinder mochten sie, weil sie freundlich und einfühlsam mit ihnen umging.
Er drehte sich auf die andere Seite und schlug mit der Faust aufs Kissen.
Wo er sich im Lager auch aufhielt, ständig traf er auf Alice. Sie fütterte und badete die Babys. Wenn sie das nicht tat, half sie den Müttern, Wasser oder Feuerholz zu tragen, oder spielte mit den Kindern. Oder sie saß im Registrierungszelt, wo jeden Tag neue Flüchtlinge Schlange standen. Und wenn sie nicht arbeitete, sah er sie durchs Lager streifen, mit Bruno auf der Hüfte und gefolgt von einer kichernden Kinderschar. Hassan wich ihr
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