Aerzte zum verlieben Band 48
recht. Hier war sie keine Hilfe, im Gegenteil.
Doch dann zwinkerte sie entschlossen die Tränen fort. Was sie nicht wusste, konnte sie lernen!
„Okay, wo kann ich noch helfen?“, überspielte sie die demütigende Situation forsch.
„Frag Hanuna. Sie kann beim Baden und Füttern sicher Hilfe gebrauchen.“
Hanuna war beschäftigt, erklärte ihr aber kurz, wie die Babys gefüttert wurden.
„Die meisten werden von ihren Müttern gestillt, wir kümmern uns nur um die Waisen. Zurzeit haben wir fünf. Zwei trinken noch aus der Flasche, die anderen essen schon Babynahrung. Versorg bitte erst die Flaschenkinder, dann kannst du aus dem Essenszelt Breinahrung für die anderen holen.“ Ihr war anzumerken, dass sie mit ihrer Arbeit weitermachen wollte. Sie deutete auf zwei Bettchen. „Also, das da sind die Flaschenkinder.“
Alice hob eins der Babys heraus, und es fing an zu weinen. Es war ein Mädchen, bestimmt noch kein Jahr alt. Nachdem Alice die Milchtemperatur an ihrem eigenen Handgelenk geprüft hatte, legte sie sich das Baby in die Armbeuge. Sanft schob sie den Schnuller in das Mündchen, und sofort begann das Kind gierig zu saugen. Der vertrauensvolle Ausdruck in den großen dunklen Augen ging ihr zu Herzen.
Als sie zufällig aufblickte, sah sie, dass Dante sie betrachtete. Mit einem Ausdruck, den sie nicht deuten konnte, aber als ihre Blicke sich trafen, hielt Alice unwillkürlich den Atem an. Ihr Herz schlug schneller, und verlegen sah sie als Erste weg.
Nachdem die Flaschenkinder satt und zufrieden eingeschlafen waren, machte Alice sich auf den Weg zum Küchenzelt, um das Essen für die anderen Kinder zu holen. Sie war froh und erleichtert, dass alles so gut geklappt hatte.
Das Füttern der anderen Kinder verlief nicht so glatt. Sie zappelten und wanden sich, sodass sie das Gefühl hatte, dass mehr Nahrung auf ihnen als in ihrem Mund landete. Schließlich erbarmten sich ein paar Mütter und halfen ihr.
Immer wieder spürte sie Dantes Blicke. Es war, als hätte ihr Körper einen zusätzlichen Sinn dafür entwickelt, ob Dante in der Nähe war oder nicht.
Nach dem Füttern nahm Alice zwei Wassereimer, die neben dem Eingang standen, und verließ das Zelt.
„Warte, ich helfe dir.“ Dante tauchte neben ihr auf und streckte die Hand aus. Er lächelte, und ihre Haut begann zu kribbeln. Zum ersten Mal, seit sie sich wiedergesehen hatten, war nicht die geringste Spur von Spott in seinem Lächeln. Sie meinte sogar, einen anerkennenden Ausdruck in seinen Augen zu lesen.
„Ich schaffe das schon“, wehrte sie ab.
„Das weiß ich.“ Als er ihr einfach einen Eimer abnahm, streiften seine Finger ihre Hand, und sofort durchzuckte es Alice heiß. „Aber es muss nicht sein. Außerdem kann ich ein wenig frische Luft gebrauchen.“
„Die Frauen mögen dich“, sagte er nach ein paar Schritten.
„Ich bringe sie zum Lachen mit meinen kläglichen Versuchen beim Windeln und Füttern“, erklärte sie achselzuckend. „Bei mir dauert alles länger.“
„Und wenn schon“, meinte er. „Zeit haben sie hier mehr als genug. Und je länger das Füttern dauert, umso länger werden die Kinder gehalten. Das tut ihnen gut.“ Er wurde ernst. „Wir können sie zwar körperlich mit allem Nötigen versorgen, aber uns wiederum fehlt die Zeit, mit ihnen zu spielen oder sie im Arm zu halten. Wenn du das machst, tust du schon viel.“
Es kam ihr so wenig vor. „Gibt es hier einen Hort? Oder eine Schule?“
„Noch nicht. Wir hatten bisher keine Zeit, so etwas einzurichten, aber es ist geplant. Linda hat schon in der Zentrale angefragt, ob sie nicht jemanden suchen können, der hier als Lehrer arbeiten möchte.“
Das brachte sie auf eine Idee. Aber sie wollte sich erst allein damit befassen, bevor sie etwas sagte.
An einem der Brunnen füllten sie die Eimer und trugen sie zurück zum Zelt. Dante machte sich wieder an die Arbeit, und eine der Frauen half Alice, eine Zinkwanne zu finden, die sie in die Sonne stellten. Inzwischen war Bruno aufgewacht und folgte ihr mit seinen Blicken überallhin. Alice beschloss, ihn als Ersten zu baden.
Der Rest des Nachmittags verflog rasch. Schließlich waren alle Kinder gebadet und gefüttert, sie setzte sich Bruno auf die Hüfte und erklärte der Krankenschwester, sie würde mit ihm ein wenig ins Freie gehen. Noch hatte sie nicht das gesamte Lager gesehen und wollte sich umschauen, ob sie nicht etwas fand, das sich als Schule nutzen ließ.
Bruno gab keinen Laut von sich, während sie
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