Aerzte zum verlieben Band 48
Und ich dachte, dass es uns gelingen würde, irgendein Arrangement zu finden, damit du in ihrem Leben eine Rolle spielen kannst. Deshalb bin ich hier.“
Atemlos sah sie ihn an. „Sie braucht deine Liebe, Jorge. Nicht dein Geld. Ist das wirklich zu viel verlangt?“
War es zu viel verlangt?
Nachdenklich betrachtete Jorge das Kind – Ella – die gerade lachend einen Ball ins Tor schoss. Die Toba-Kinder jubelten ihrer lockigen neuen Freundin mit den hübschen roten Schuhen begeistert zu.
Jorges Herz zog sich zusammen.
War der Schutzwall, den er um sein Herz herum gebaut hatte, wirklich so leicht einzureißen?
„Wir sollten das nicht hier draußen besprechen. Komm doch mit herein. Nicht in die Krankenstation, sondern in mein Haus.
Bei dem Gedanken an seine primitive Unterkunft mit dem dreckigen Frühstücksgeschirr auf dem Tisch und den unzähligen Bücherstapeln, die überall herumlagen, schämte Jorge sich ein wenig. Bestimmt würde Ella den Vorhang, der sein ungemachtes Bett von seinem Wohnraum abtrennte, zurückziehen. Andererseits waren Kinder meistens unbekümmert, wenn es um Unordnung ging.
„Wir könnten einen Mate trinken. Das ist eine Art Tee. Hattest du schon Gelegenheit, es zu probieren?“
Jetzt hörte er sich an wie ein Reiseführer, und obwohl er ihr den Rücken zuwandte, spürte Jorge, dass Caroline lächelte.
„Da wir direkt vom Flughafen kommen, hatte ich noch keine Zeit dafür. Aber ich habe schon viel darüber gehört.“
Sie klang wie eine höfliche Touristin. Doch als sie dann hinzufügte: „Du hast mir früher so oft davon erzählt … Ich würde es sehr gern probieren“, glaubte er fast …
Glaubte er was?
Dass sie nach vier Jahren immer noch etwas für ihn empfand?
Imbécil! War er wirklich dumm genug, so etwas zu glauben?
Inzwischen waren sie an seiner Hütte angekommen. Im Grunde war es gar nicht seine Hütte. Von Anfang an war das kleine Gebäude als Unterkunft für Gastärzte gedacht gewesen.
Gastärzte! Es war seine eigene Idee gewesen, freiwillige Hilfskräfte zu rekrutieren. Caroline musste sich direkt bei der Verwaltung beworben haben, und da die Kommunikation schon mehr als einmal nicht geklappt hatte, war er völlig ahnungslos gewesen.
Endlich waren sie vor der Hütte angekommen. Zum Glück gab es seit einigen Tagen eine richtige Eingangstür. Jorge hatte sie aus einer großen Holzplatte zurechtgesägt, die einer seiner Helfer mitgebracht hatte.
„Hübsche Tür.“ Caroline stricht lächelnd über das unebene Holz. „Hast du die selbst gemacht?“
Mühsam widerstand Jorge dem Impuls, zurückzulächeln. Und dem Verlangen, seine Hand auf ihre zu legen. Sie anzulächeln wäre eine Niederlage. Sie zu berühren eine Kapitulation. Er durfte nicht schwach werden!
„Ich habe die Hütte gemeinsam mit einigen arbeitslosen Jugendlichen aus der Umgebung gebaut, damit wir alle die traditionelle Bauweise lernen konnten. Wir wollten möglichst wenig neue Materialien verwenden, vor allem kein neues Holz. Es wird uns zwar nicht gelingen, die Abholzung der Regenwälder zu stoppen, aber wir versuchen, nicht auch noch dazu beizutragen.“
Ihr liebevoller Blick ließ sein Herz heftig pochen. Ein deutliches Warnsignal! Auf keinen Fall durfte er seinen verschütteten Gefühlen nachgeben!
Zum Glück war Carolines Aufmerksamkeit abgelenkt, denn Ella kam den Bücherstapeln in Jorges Wohnraum gefährlich nahe.
„Pass auf, dass du nichts umwirfst!“ Doch die Ermahnung kam zu spät.
„Du bist in deinem Heimwerker-Buch wohl nicht bis zu dem Kapitel für Bücherregale gekommen?“, neckte Caroline ihn und half Ella, den Stapel wieder aufzuschichten.
Gegen seinen Willen musste Jorge lächeln. „Möbeltischlerei ist wesentlich anspruchsvoller“, erklärte er und wunderte sich darüber, dass er es schaffte, eine derart belanglose Unterhaltung mit ihr zu führen, während in seinem Inneren dieser unglaubliche Tumult herrschte.
Inzwischen hatte Caroline sich wieder aufgerichtet, und Ella setzte neugierig ihren Erkundungsgang durch seine Wohnung fort.
Obwohl jede einzelne Faser ihres Körpers bis zum Zerreißen gespannt war, gelang es Caroline, einen gelassenen Eindruck zu machen.
Diese Unterhaltung mit Jorge war völlig grotesk. Nach vier Jahren traf sie ihre große Liebe wieder, und ihnen fiel nichts Besseres ein, als sich über seine Hütte zu unterhalten!
Andererseits hätte es auch noch schlimmer sein können. Immerhin stritten sie sich nicht mehr. Früher hätten sie
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