Aerzte zum verlieben Band 48
unerwartet, dass Caroline sich vor Schreck verschluckte.
„Tja, mein Vater redet nicht lange um den heißen Brei herum“, bemerkte Jorge trocken, und Caroline wusste plötzlich, was ihn die ganze Zeit so beunruhigt hatte. Er hatte keine Sekunde geglaubt, sein Vater würde entsetzt sein oder seine Enkelin nicht anerkennen. Im Gegenteil.
„Ihr wollt doch wohl nicht, dass meine Enkelin als ein Bastard aufwächst?“, fuhr Carlos im Plauderton fort, als wäre diese Unterhaltung die normalste der Welt.
„Aber Papá “, protestierte Jorge. „So was interessiert heute doch niemanden mehr.“
„Mich schon“, gab Carlos ruhig zurück. So ruhig und entschlossen, dass kein Zweifel daran bestand, wie ernst es ihm war.
„Caroline und ich werden uns etwas einfallen lassen. Es geht hier schließlich um unser Leben.“
„Und um das meiner Enkelin“, bemerkte Carlos. In diesem Augenblick wusste Caroline, dass sie verloren hatte.
Aber war das so schlimm?
Sie hatte sich längst eingestanden, dass sie Jorge noch immer liebte. Eine Heirat mit ihm dürfte also aus ihrer Sicht kein Problem darstellen.
Doch würde sie es ertragen können, dass er sie nicht liebte? Konnte sie damit leben?
Es bestand kein Zweifel daran, dass noch immer eine starke körperliche Anziehungskraft zwischen ihnen bestand. Caroline konnte es in jeder Faser ihres Körpers spüren, wenn Jorge in der Nähe war. Und seine Reaktionen auf sie waren ebenfalls unmissverständlich. Schon ein paar Mal wäre es fast zu einem Kuss gekommen. Zumindest hatte sie sich das eingebildet. Aber …
Jorge musterte Caroline prüfend. Was mochte sie gerade denken? Seitdem sein Vater diesen absurden Vorschlag gemacht hatte, war sie stumm geblieben. Obwohl Carlos Vorschlag sie mit Sicherheit entsetzt hatte, machte sie keine Anstalten, seinem Vater zu widersprechen oder mit ihm zu diskutieren.
„Ich würde Ella niemals wehtun, aber es geht hier auch um Caroline“, erklärte Jorge seinem Vater. „Deshalb müssen sie und ich gemeinsam entscheiden, wie wir das Problem am besten lösen.“
„Du weißt ganz genau, was die beste Lösung ist, mein Sohn“, sagte Carlos. „So, jetzt muss ich mit Antoinette das Abendessen besprechen. Und noch einmal nach meiner kleinen Prinzessin sehen. Wie wäre es, wenn du vor dem Abendessen mit Caroline einen Spaziergang machen würdest? Du könntest ihr die plaza zeigen.“
Carlos stand auf und ging ins Haus, während Jorge darüber nachdachte, was er nun sagen sollte.
Caroline beendete das peinliche Schweigen. „Ich hoffe, es macht Antoinette nicht zu viele Umstände, dass wir jetzt hier bei euch wohnen?“
Ihre Worte schockierten ihn fast noch mehr als der Vorschlag seines Vaters.
„Ist es wirklich so weit mit uns gekommen? Höfliche Konversation über Antoinette und das Abendessen?“
Zu seiner Überraschung lachte Caroline. „Was hast du denn erwartet? Dass ich entrüstet darüber bin, wie sehr dein Vater sich in unser Leben einmischt? Er meint es doch nur gut. Wie könnte ich es ihm übel nehmen, dass er sich auf der Stelle in Ella verliebt hat und nur das Beste für seine Enkelin will? Und erzähl mir nicht, dass du überrascht warst. Du warst nur deshalb so nervös, weil du genau diese Reaktion erwartet hast.“
Verblüfft starrte Jorge sie an – diese außergewöhnliche Frau in ihrer schlichten Jeans und dem engen Top, das silbrige Haar locker im Nacken zusammengebunden.
Sie lächelte ihm zu und stand auf. „Na komm, du hast schließlich den Auftrag bekommen, mir die plaza zu zeigen.“
Zu überrumpelt, um zu protestieren, folgte Jorge ihr durch die große Eingangshalle und öffnete ihr die Tür. Auf der Treppe hakte er sie unter und führte sie die Allee hinab.
Das war ein Fehler. Als sie aneinandergeschmiegt die Straße entlanggingen, musste er wieder an den Vorschlag seines Vaters denken. Plötzlich fand er, dass er schon lange keine so gute Idee mehr gehört hatte.
Die körperliche Anziehungskraft zwischen ihnen war langsam gewachsen – damals. Sie hatten von Anfang an gewusst, dass zwischen ihnen etwas Besonders war, doch zunächst waren sie nur Freunde gewesen. Sie hatten sich großartig verstanden, nächtelang diskutiert und sich immer besser kennengelernt. Irgendwann war es nur noch eine logische Konsequenz gewesen, dass sie im Bett gelandet waren.
„Denkst du gerade an Sex?“
Ihre Frage verblüffte ihn so sehr, dass er unvermittelt stehen blieb. Erst wollte er es bestreiten, doch dann lachte er.
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