Aerzte zum verlieben Band 48
„Wie kommst du denn darauf?“
„Weil ich daran gedacht habe“, gab sie mit einem reumütigen Lächeln zu. „Ich musste an uns denken, an die Vergangenheit und daran, wie wunderschön es war, mit dir zu schlafen. In der letzten Zeit hatte ich den Eindruck, dass du … na ja, nicht direkt meine Gedanken lesen konntest, aber so was Ähnliches. Ich glaubte, wieder die alte Verbindung zwischen uns zu spüren. Deshalb habe ich gefragt.“
Was sollte er darauf antworten?
Am liebsten hätte er „Oh, Caroline“, geseufzt und sie in seine Arme geschlossen, um ihr ins Ohr zu flüstern, was er später im Schlafzimmer gern mit ihr machen würde. Doch angesichts ihrer Vergangenheit war das wohl kaum eine angemessene Reaktion.
Er hatte sie einfach zu schlecht behandelt.
Andererseits hatte sie das Thema angeschnitten – die alten Zeiten und wie es gewesen war, wenn sie sich geliebt hatten …
Verlangen und Panik machten sich gleichzeitig in ihm breit. Verzweifelt versuchte Jorge, seine Gefühle wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Mein Vater ist schuld daran, dass wir über so was nachdenken. Er und seine lächerliche Forderung, dass wir heiraten sollten.“ Entschlossen setzte er den Spaziergang fort und zog Caroline mit sich.
Doch Caroline war noch nie der Typ Frau gewesen, den man einfach mitziehen konnte.
„Ha!“, rief sie und blieb stehen. „Du hast also auch daran gedacht, denn du hast gerade ‚wir‘ gesagt!“
„Natürlich habe ich daran gedacht“, brummte er. „Wie sollte ich auch nicht daran denken, wenn mein Körper mich die ganze Zeit daran erinnert, wie fantastisch es damals war! Körperliche Anziehung ist das Ergebnis eines schlichten chemischen Prozesses. Ungefähr so wie Magnetismus. Es ist einfach eine Tatsache, dass wir beide zufällig der positive und der negative Pol eines sehr starken Magneten zu sein scheinen.“
„Ach so“, war ihre lapidare Antwort, und obwohl er ihr Gesicht in der Dämmerung kaum erkennen konnte, hörte er ein Lächeln in ihrer Stimme.
Als sie dann noch „Nun, das erklärt natürlich alles“, hinzufügte, wusste er, dass sie lächelte, und keine Macht der Welt hätte es geschafft, ihn davon abzuhalten, sie zu küssen.
„Wir werden niemals bis zur plaza kommen“, flüsterte sie einige Zeit später, während sie ihre Wange sanft an seiner – der vernarbten – rieb. „Bestimmt fragt dein Vater mich nachher, ob ich es schön fand.“
„Sag ihm einfach, dass dir die Statue mit den drei Göttern am besten gefallen hat“, murmelte Jorge, der keine Sekunde verschwenden wollte. Caroline zu küssen erfüllte seine Seele mit einem Frieden, den er seit seinem Unfall nicht mehr gespürt hatte.
„Am besten gehen wir weiter“, erklärte sie und löste sich aus seiner Umarmung.
Ein schmerzliches Gefühl von Verlust breitete sich in Jorge aus, doch wenn er irgendetwas in den letzten vier Jahren gelernt hatte, dann, mit Verlusten umzugehen.
Also setzten sie ihren Spaziergang fort. Caroline mochte zwar denken, dass er ihre Gedanken lesen konnte, doch in Wahrheit hatte er nicht die geringste Idee, was gerade in ihrem Kopf vorging. Oder wie sie über den Kuss dachte.
Doch eins stand fest: Sie hatte seinen Kuss erwidert!
Sie hätte seinen Kuss niemals erwidern dürfen! Caroline schämte sich für ihre Schwäche, doch sie wusste, dass nichts und niemand es geschafft hätte, sie davon abzuhalten. In dem Moment, als seine Lippen ihren Mund berührt hatten, war sie verloren gewesen.
Was war mit ihr geschehen, seit sie in das Haus von Jorges Vater gekommen war? Wie konnte es sein, dass sie von einem angespannten, unglücklichen Menschen zu einer strahlenden, scherzenden, küssenden Frau geworden war? Zu der Frau, die sie vor vier Jahren gewesen war?
Hatte Carlos’ Forderung nach einer Hochzeit dafür gesorgt, dass sie ihre erzwungene Zurückhaltung aufgegeben hatte? Ihre selbst auferlegten Einschränkungen – Jorge nicht zu berühren, ihm ihre Gefühle nicht zu zeigen, sich nicht lächerlich zu machen?
Oder lag es an der entspannten Atmosphäre, der wunderschönen Umgebung, den freundlich lächelnden Menschen und der Musik, die aus dem Park erklang?
Caroline wusste es nicht, doch obwohl sie jede Sekunde genoss – und der Kuss einfach atemberaubend gewesen war –, war ihr klar, dass sie aufpassen musste. Nur weil sie und Jorge sich gerade gut verstanden, musste der Waffenstillstand nicht für immer anhalten. Ihr Selbsterhaltungstrieb zwang sie, ihre wahren
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