Aerzte zum Verlieben Band 57
Klinik?“
Katie sah ihn scharf an. Machte er ihr gerade Vorwürfe, weil sie ihren Vater jahrelang nicht besucht hatte? Wieso glaubte er, dass ihn das alles etwas anging? Und wie kam er dazu, sich ein Urteil über sie zu erlauben? Er hatte schließlich keine Ahnung von ihrem Leben und den Qualen, die sie durchlitten hatte.
Mühsam versuchte sie, sich zu beruhigen. War sie vielleicht überempfindlich?
Seit ihrer Kindheit litt sie an der Trennung von ihrem Vater und der damit verbundenen emotionalen Distanz zwischen ihnen. Doch es war unrealistisch anzunehmen, dass ein Fremder ihren Schmerz verstehen würde. Nick war genau wie ihr Vater – er stellte bohrende Fragen zu Themen, die sie lieber für sich behalten wollte.
„Der Job war nur ein Aspekt“, erklärte sie vorsichtig. „Doch am meisten reizte mich die Aussicht, eine Weile im Ausland zu leben und zu arbeiten.“
Nun mischte Jack sich ein: „Die Wahrheit ist, dass Katie eine hässliche Trennung hinter sich hat. Sie war lange mit einem Mann zusammen, der sie hintergangen hat. Katie fand heraus, dass er mit einer anderen Frau ein Kind hat. Und um über diese Enttäuschung hinwegzukommen, hielt Katie einen Ortswechsel für eine gute Idee.“
Er vertilgte den letzten Bissen seines Steaks und legte seine Gabel neben den Teller. „Also packte sie ihre Sachen und reiste ab. Natürlich hat dieser Mann versucht, sie zurückzuhalten. Er hat sie angefleht, bei ihm zu bleiben, aber sie wollte nicht. Dieses Kind war ein zu großes Hindernis.“
Jack sah Nick vielsagend an.
Katie schnappte nach Luft. Sie fühlte sich wie betäubt. Wie um alles in der Welt konnte ihr Vater nur so indiskret sein? Noch dazu gegenüber jemandem, den sie gerade erst getroffen hatte? Sie spürte, wie leichte Übelkeit in ihr hochstieg.
„Nun, das erklärt natürlich alles.“ Nick sah sie mitleidig an. „Es tut mir leid. Das alles war sicher ein großer Schock für Sie.“ Er warf Jack einen Blick zu. „Dieser Mann muss Ihnen eine Menge bedeutet haben, wenn Sie seinetwegen sogar Ihr Zuhause und Ihr Heimatland verlassen haben. Sie hatten sicher eine schwere Zeit.“
Er zögerte und sah sie an; bemerkte ihr vorgestrecktes Kinn und den trotzigen Ausdruck in ihren Augen.
Beruhigend fügte er hinzu: „Doch bestimmt hat dieser Mann auch Sie sehr gern gehabt und alles versucht, Ihnen die Situation zu erklären. Obwohl ich mir nur schwer vorstellen kann, wie jemand Sie verletzen kann … Aber manchmal machen Menschen einfach Fehler und das Beste ist immer, in Ruhe miteinander zu reden und alles zu klären.“
Wieder hielt er inne, als würde er auf eine Antwort warten. Doch Katie blieb stumm. Ihr fehlten buchstäblich die Worte, und in ihrem Innern brodelte es.
Vielleicht hatte ihr anhaltendes Schweigen ihn aus dem Konzept gebracht, denn vorsichtig fügte er nun hinzu: „Es muss doch nicht notwendigerweise eine Katastrophe sein, wenn man ein uneheliches Kind hat. Diese Dinge passieren einfach manchmal. Es kommt darauf an, wie man mit seinen Fehlern umgeht und ob man die Verantwortung dafür übernimmt. Es gibt fast immer eine Lösung, und das Leben geht danach weiter.“
Katie holte tief Luft. „Sie haben also nicht nur Weinanbau, sondern auch noch Psychologie studiert, Herr Bellini?“ Ihr eisiger Blick ließ ihn erstarren. „Vielen Dank für Ihren Versuch, mir zu helfen. Bestimmt haben Sie es nur gut gemeint. Aber ich denke, ich habe genau das Richtige getan.“
Wütend spießte sie ein Stück grüne Paprika mit ihrer Gabel auf. „Mein Verlobter und ich waren fast vier Jahre zusammen und sein Kind war knapp zwei, als ich von dessen Existenz erfuhr. Obwohl es keinen Zweifel an James’ Untreue gab, habe ich mir die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht. Ich stimme Ihnen zu, dass das Leben weitergehen muss – und genau deshalb bin ich hier.“
Nick war völlig verdattert. „Es ist mir nie in den Sinn gekommen, dass irgendein Mann Sie betrügen könnte“, erklärte er verwirrt. „Ich nahm an, das Kind sei geboren worden, bevor Sie beide sich kennengelernt haben.“ Abwehrend hob er seine Hände. „Entschuldigen Sie bitte! Ich habe völlig danebengelegen. Ich sollte mich nicht immer in Dinge einmischen, die mich nichts angehen und von denen ich nichts verstehe. Und bitte – nennen Sie mich Nick.“
Katie gelang ein gequältes Lächeln. „Vielleicht wäre es am besten, wenn wir über etwas anderes reden würden.“ Sie sah ihren Vater an, der dieses leidige Thema
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