Aerzte zum Verlieben Band 57
vergessen.“
Wieder küsste er sie – es war ein sanfter, vielversprechender Kuss, der in ihr das Verlangen weckte, ihm durch sein seidiges Haar zu streichen. Sie musste sich vor ihm in Acht nehmen, denn wahrscheinlich hatte Nick Bellini seinen Plan, sich ihr Erbe einzuverleiben, noch nicht aufgegeben. Oder was hatte er gemeint, als er sagte, es sei gerade keine gute Zeit, um Entscheidungen zu treffen?
Katie war hin- und hergerissen. Einerseits spürte sie, dass Nick die Macht besaß, ihr Leben vollkommen durcheinanderzubringen. Würde er seine Wirkung auf sie ausnutzen und ihr das Weingut abspenstig machen? Andererseits konnte sie nicht genug von ihm bekommen. Am liebsten würde sie für immer in seinen Armen bleiben, denn nur bei ihm fühlte sie sich sicher und geborgen.
Der magische Moment war jedoch nur von kurzer Dauer, denn schon bald richtete Nick sich auf und rückte ein Stück von ihr ab. Enttäuscht und benommen sah Katie ihn an. Dann jedoch realisierte sie, weshalb er ihren Kuss unterbrochen hatte. Es näherte sich jemand mit knirschenden Schritten.
„Ich dachte, Sie wüssten vielleicht gern, dass Ihre Patientin aus der Angiografie zurück ist“, verkündete eine Schwester. „Dr. Wainwright bereitet schon die OP vor. Der anderen Lady geht es ebenfalls nicht besonders gut. Einer der Unfallchirurgen ist schon auf dem Weg zu ihr.“
„Danke“, murmelte Katie leise. „Ich komme mit hinein und sehe mir die Aufnahmen an.“ Wieder einmal hatte die Wirklichkeit sie eingeholt. Sie fühlte sich, als sei sie nur knapp einer Gefahr entronnen, und dies leider nicht ganz unbeschadet. Ihre gesamte Energie schien auf rätselhafte Weise verpufft zu sein.
Nick beugte sich hinunter, um ihren Kaffeebecher aufzuheben. Dann richtete er sich auf und sah sie erwartungsvoll an. „Wollen wir gehen?“
Sie nickte, auch wenn sie sich kein bisschen in der Lage fühlte, wieder an die Arbeit zu gehen. Nach diesem Kuss war sie noch verwirrter als zuvor.
9. KAPITEL
Es klingelte an der Tür. Verwundert warf Katie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Halb vier. Eigentlich erwartete sie niemanden. Wer mochte das sein? Vielleicht Tom oder Natascha, die noch einmal mit ihr sprechen wollten? Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass ihre Halbgeschwister mit ihr Kontakt aufnahmen. Es wäre so schön, wenn sie sich einigen könnten.
Doch es war keiner von den beiden. Als sie die Tür öffnete, stand Nick vor ihr – lässig an den Türrahmen gelehnt, schaute er ungeniert in ihren Flur hinein.
„Katie“, begrüßte er sie und richtete sich auf. „Schön, dass ich dich zu Hause antreffe.“
Er betrachtete sie eingehend von Kopf bis Fuß, sodass Katie sofort auf der Hut war. Er sah wie immer einfach umwerfend aus in seinen dunklen Jeans und dem lässigen T-Shirt, das seine breiten Schultern betonte. Nick war viel zu attraktiv, um ihm gelassen begegnen zu können.
Katie war entschlossen, nicht länger so verfänglichen Gedanken nachzuhängen, und stieß die Tür weit auf. „Komm herein. Dein Besuch überrascht mich. Ist etwas passiert? Gibt es ein Problem in der Klinik?“ Sie führte ihn ins Wohnzimmer und versuchte, nicht daran zu denken, wie er sie erst vor wenigen Tagen im Arm gehalten hatte. Von seinen Küssen einmal ganz zu schweigen.
„Nein, alles in Ordnung. Ich dachte nur, du wüsstest vielleicht gern, wie es den Delaney-Schwestern geht.“
Sie nickte. „Ich hatte mich schon telefonisch nach ihnen erkundigt, aber man konnte mir keine genauen Auskünfte geben.“
„Die Situation war recht kompliziert“, erklärte Nick. „Maria hatte eine Leber- und eine Milzruptur, aber dem Viszeralchirurgen ist es gelungen, beides einigermaßen in den Griff zu bekommen. Leider wurde auch die Bauchspeicheldrüse verletzt, sodass ihr Zustand noch immer äußerst kritisch ist.“
Katie hielt die Luft an. „Die arme Maria!“ Sie wusste, dass man jetzt nur noch warten und hoffen konnte.
„Danke, dass du vorbeigekommen bist und es mir gesagt hast. Ich hatte gehofft, dass du mich auf dem Laufenden halten würdest.“
Liebevoll sah Nick sie an. „Das ist eine der Eigenschaften, die ich am meisten an dir liebe. Du machst dir immer wirkliche Sorgen um die Leute. Sie sind nie nur Patienten für dich, sondern immer auch Menschen mit einer individuellen Geschichte.“ Dann wurde er wieder ernster. „Andererseits kann dieser positive Charakterzug aber auch sehr anstrengend sein. Ein etwas größerer professioneller Abstand
Weitere Kostenlose Bücher