Aerzte zum Verlieben Band 57
„Ich habe schon damit gerechnet, dass Sie heute kommen.“ Er war ein großer Mann Anfang vierzig, mit braunem Haar und wettergegerbtem Gesicht. „Meine Frau macht gerade ein paar Besorgungen, aber sie hat heute Morgen Haferplätzchen für uns gebacken. Wie wäre es mit einer Tasse Tee? Ich setze schnell den Kessel auf, und dann können wir es uns auf der Veranda gemütlich machen. Danach zeige ich Ihnen dann das Gut, Katie.“
„Danke. Das hört sich wundervoll an. Ich würde wirklich gern mit Ihnen über das Weingut und alles, was damit zusammenhängt, sprechen.“
Tobys Blick war ernst. „Das habe ich mir schon gedacht.“
„Wir wollten gerade losgehen“, erklärte Natascha, wobei sie es vermied, Katie anzusehen. „Es gibt ein oder zwei kleinere Dinge zu klären: ein paar kaputte Zäune, einige herabgewehte Dachziegel. Toby hat sich schon bereit erklärt, alles zu reparieren.“ Diesmal blickte sie Katie feindselig an. „Aber das ist ja jetzt wohl dein Zuständigkeitsbereich. Du bist schließlich ganz wild darauf, ein riesiges Weingut zu führen – also triff du ruhig ab jetzt diese Entscheidungen. Tom und ich sind nicht daran interessiert.“
Katie holte tief Luft. „Wenn es das ist, was ihr möchtet, dann mache ich es sehr gerne. Ich werde mich um alles kümmern und euch auf dem Laufenden halten.“ Natürlich war Katie enttäuscht über Nataschas kühlen Empfang, doch angesichts der Umstände war wohl nichts anderes zu erwarten gewesen.
In diesem Augenblick kam Sarah auf Katie zugetapst und blickte zu ihr hoch. Ihre niedlichen Locken glänzten in der Sonne. „Ssön“, sagte die Kleine, und einen kurzen Moment verstand Katie nicht, was sie meinte. Doch dann zeigte Sarah auf Katies Halskette. „Ssön!“
Katie lächelte. „Gefällt sie dir? Sie ist schön, nicht wahr?“ Sie öffnete den Verschluss der filigranen Silberkette und beugte sich zu Sarah hinunter, um ihr das Schmuckstück besser zeigen zu können. „Meine Mum hat es mir geschenkt. Deshalb bedeutet es mir sehr viel.“
„Dann solltest du es besser nicht von Sarah anfassen lassen“, bemerkte Natascha unfreundlich. „Sie will immer alles auseinandernehmen.“
„Oh. Na, dann sollte ich die Kette wohl besser wieder an mich nehmen.“ Vorsichtig nahm Katie sie dem Kind ab und sah Hilfe suchend zu Nick. Sie mussten Sarah irgendwie ablenken.
„Wenn du möchtest, kannst du mit meinen Schlüsseln spielen, Sarah“, schlug er vor und hielt ihr den glitzernden Schlüsselbund hin. Mit leuchtenden Augen griff das kleine Mädchen danach, doch Nick neckte sie ein wenig und zog das neue Spielzeug immer wieder im letzten Moment weg.
Erstaunlicherweise ging sie nicht auf das Spiel ein, sondern brach stattdessen in Tränen aus.
Betroffen sah Nick Natascha an. „Es tut mir leid! Ich wollte nur mit ihr spielen. Meinst du, ich kann sie auf den Arm nehmen, um sie zu trösten?“
„Versuch es ruhig“, erwiderte Natascha. „Es ist nicht deine Schuld. Sie ist schon seit einiger Zeit furchtbar zartbesaitet. Ständig weint sie wegen irgendwelcher Kleinigkeiten, und im nächsten Moment ist dann wieder alles gut. Bis jetzt habe ich den Grund für ihre ständigen Stimmungswechsel noch nicht herausgefunden. Wahrscheinlich ist sie nur müde. Sie schläft neuerdings viel länger und öfter als früher.“
Nick hob die Kleine hoch und wiegte sie beruhigend hin und her. Die gerade noch so heiß begehrten Schlüssel interessierten sie nicht mehr. Sie schluchzte herzerweichend.
„Es tut mir leid, mein Engel“, versuchte Nick sie zu beruhigen. „Ich wollte dich doch nur ein bisschen necken.“ Nachdenklich sah er sie an. „Wie wäre es, wenn wir Karussell spielen würden?“ Zuerst langsam, dann jedoch immer schneller drehte er sich im Kreis, bis Sarahs Schluchzen verstummte und sie glucksend lachte. Katie bemerkte, dass die Kleine sehr blass war.
Und noch etwas fiel ihr auf: Nick konnte wunderbar mit Kindern umgehen! Eine Welle der Zuneigung erfasste sie. Er war so fürsorglich und sanft, so offensichtlich besorgt um das Wohlergehen der Kleinen.
„Du hast wirklich den Bogen raus“, lachte Toby. „In Zukunft wird Natascha dich sicher immer anrufen, wenn sie einen Babysitter braucht.“
„Bloß nicht!“, erwiderte Nick entsetzt. „Ich habe keine Ahnung von Kindern. Bevor ich eine solche Herausforderung annähme, bräuchte ich erst einmal etwas Training.“ Dabei sah er Katie auf eine so merkwürdige Art und Weise an, dass ihre Knie weich
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