Aerzte zum Verlieben Band 57
war ja schon froh, wenn sie eine halbwegs normale Unterhaltung zustande brachte, ohne dass sie ständig rot wurde oder ihr die Worte fehlten.
„ Ciao , Bella, du siehst heute viel besser aus.“
Beim Klang der warmen Männerstimme zuckte sie unwillkürlich zusammen. Bella war in Gedanken weit weg gewesen, und im ersten Moment fragte sie sich, ob sie sich nur etwas einbildete. Doch als sie aufsah, stand Charlie lächelnd an ihrem Bett. Sofort geriet ihr Herz aus dem Takt.
Anscheinend kam er gerade aus dem OP. Er trug blaue OP-Kleidung, und das kurzärmelige Hemd zeigte seine muskulösen sonnengebräunten Unterarme. Bellas Blick fiel auf seine Hände mit den langen, schlanken Fingern. Chirurgenhände.
Sie holte tief Luft, um ihre Nervosität zu bekämpfen. Du kennst ihn seit Jahren, sagte sie sich. Er ist auch nur ein Mann.
Aber er sah atemberaubend aus. War es da ein Wunder, dass sie in seiner Nähe verlegen wurde? Er war so stark, so attraktiv und wahnsinnig sexy. Sie dagegen lag blass, mager und krank im Bett. Auf einer Skala von eins bis zehn würde sie sich für Sex-Appeal minus zehn geben! Vielleicht hätte sie das Negligé doch anlassen sollen. Alles war besser als dieser unförmige alte Schlafanzug.
Endlich fand sie ihre Stimme wieder. „Ich fühle mich auch besser.“
Charlie kam näher und brachte den Duft nach Sonnenschein mit sich, der den typischen Krankenhausgeruch nach Desinfektionsmitteln überdeckte. Sehnsüchtig atmete Bella ihn tief ein.
„Konntest du mit Sam über die Hochzeit sprechen?“
Sie nickte.
„Und?“ Er sah sie mit seinen dunkelbraunen Augen intensiv an.
Bella musste lächeln. „Er will mit Lexi reden, aber ganz wohl schien ihm bei dem Gedanken nicht zu sein. Für einen Topchirurgen, der vor nichts Angst hat, war er ziemlich nervös.“
Charlie fing schallend an zu lachen, so herzlich, so vergnügt, dass Bellas Lächeln breiter wurde. Der Mann hatte einfach ansteckend gute Laune.
„Er hat mir versprochen, dass er das Aufgebot bestellt. Dann könnten sie frühestens in einem Monat heiraten.“
„Na bitte, hört sich doch gut an.“ Er streckte die Hand aus und schob den Zeigefinger am Rand des fast leeren Eisschälchens entlang.
Wie magisch angezogen, verfolgte Bella mit den Augen, wie Charlie den Finger in den Mund steckte und genüsslich ablenkte.
„Schokoladeneis zum zweiten Frühstück?“, meinte er erstaunt. „Interessante Krankenkost.“
„Wusstest du das nicht? Für Patienten wie mich wird eine fettreiche Ernährung empfohlen.“
„Tatsächlich?“ Das Licht fiel in seine braunen Augen, und fasziniert sah Bella golden schimmernde Pünktchen in seiner Iris.
Sie nickte. „Etwas Gutes muss diese Krankheit ab und zu haben. Und wenn es nur das Vorrecht ist, zu jeder Tages- und Nachtzeit kalorienreiche Leckereien essen zu dürfen.“
Charlie hatte ihr Skizzenbuch entdeckt, das offen auf dem Bett lag. „Woran hast du gearbeitet?“, fragte er.
Sie warf einen Blick darauf, überrascht, dass die beiden Seiten mit Zeichnungen übersät waren. Ein Brautkleid mit weitem schwingendem Rock und einem pelzbesetzten Jäckchen nahm den größten Raum des einen Blatts ein. Daneben zwei ineinander verschlungene Trauringe. Bella erinnerte sich noch daran, dass sie angefangen hatte, ein Kleid zu zeichnen, aber nicht an die anderen Skizzen.
Das Kleid konnte sie für Lexis Brautkleid ausgeben, doch die anderen Zeichnungen hatten nichts mit ihrer Schwester zu tun. Während Bella sich in Tagträumen verlor, war ihre Hand wie von selbst über das schwere cremeweiße Papier geglitten und hatte mit bunten Stiften ihren Gedanken Gestalt verliehen. Sie sah einen Sonnenaufgang, der das Meer und einen feinen Sandstrand mit warmem mildem Licht beleuchtete. Und die Spuren nackter Füße führten zum Rand des Blatts, wo gerade noch der Zipfel einer mit Fransen besetzten karierten Picknickdecke zu sehen war.
In der Mitte der anderen Seite prangte ein zartgrünes Seidenkleid mit dem gleichen Mieder wie das Negligé, aber mit einem weiten Rock. Bella hatte ihn so gezeichnet, als würde er im Takt einer wundervollen Melodie schwingen. Rundherum rankten sich Noten und saftig rote Erdbeeren, und darüber funkelten Sterne.
Am unteren Rand der Seite reihte sich wie auf einer Bordüre ein Kussmund an den anderen. Es waren volle, weiche Lippen in allen Farbschattierungen von rosa bis dunkelrot. Bella errötete, als ihr bewusst wurde, dass sie Charlies Lippen zum Vorbild genommen hatte. Aber
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