Aerzte zum Verlieben Band 57
bedeutete, dass der Abend allmählich seinem Ende zuging.
Die Musik verstummte, und drinnen applaudierten die Gäste.
„Komm.“ Charlie nahm ihre Hand und führte sie zum Tisch zurück. „Wir haben noch Zeit für einen letzten Drink.“
Der Champagner lag auf Eis, und Charlie füllte zwei Gläser. „Und?“, fragte er lächelnd, während er ihr eins reichte. „Habe ich deine Erwartungen für diesen Abend getroffen, oder kommt jetzt der Augenblick, in dem du mir sagst, dass du mich nie wiedersehen willst?“
Sie sah ihn über den Tisch hinweg an. „Es war eins der besten Dates, das ich je hatte.“ Bella mochte nicht eingestehen, dass es auch das einzige war. „Aber ehrlich gesagt, habe ich nicht viele Vergleichsmöglichkeiten.“
Charlie lachte. „Vorsicht, Frau, du stampfst gerade mein Ego in Grund und Boden. Ich hatte gehofft, den ersten Preis zu gewinnen, weil es ein wundervoller Abend war – und nicht, weil die Konkurrenz fehlt!“
„Nicht alle haben so viele Kerben im Bettpfosten wie du.“
„Es war nie etwas Ernstes dabei.“
„Nicht eine? Wie kommt das?“
„Einige waren schon toll, aber ich habe meine Beziehungen immer an meiner Leidenschaft fürs Surfen gemessen.“
„Wie meinst du das?“
„Draußen auf den Wellen habe ich mich gefragt, ob ich jetzt lieber mit ihr zusammen sein möchte. Wenn nicht, war es ziemlich bald aus zwischen uns. Keine Frau hat mir je so viel bedeutet, dass ich für sie mein morgendliches Surfen aufgegeben hätte. Surfen bedeutete für mich Leidenschaft, Freiheit. Als ich nicht mehr surfen konnte, brauchte ich eine neue Leidenschaft, und ich fand sie in der Medizin. Nicht in Beziehungen.“
„Ich kann verstehen, dass du mit Leib und Seele Arzt bist, aber was hat Medizin mit Freiheit zu tun?“
„Sehr viel. Wenn ich am OP-Tisch stehe, ist es ähnlich wie auf dem Surfbrett, bevor ich eine haushohe Welle angehe. Ich muss alles unter Kontrolle haben, schon die geringste Nachlässigkeit kann die ganze Operation gefährden. Während ich surfe, muss ich in der Lage sein, innerhalb von Sekunden die richtige Entscheidung zu treffen. Im OP auch. Also hängt alles von mir ab. Und das ist Freiheit.“
„Gilt das auch für deine Beziehungen? Willst du da auch absolute Kontrolle, jederzeit die Möglichkeit, aussteigen zu können?“, hörte sich Bella zu ihrem Erstaunen direkt fragen, was ihr in den Sinn kam. Das musste am Champagner liegen.
Täuschte sie sich, oder zögerte Charlie leicht, bevor er antwortete?
„Versteh mich nicht falsch“, sagte er. „Ich war nicht immer derjenige, der die Beziehung beendet hat. Manchmal sind auch die Frauen zuerst gegangen.“
Das hätte sie nicht gedacht. „Warum?“
„Meistens wegen meiner Dienstzeiten. Einige hatten wohl das Gefühl, dass sie mir nicht wichtig genug waren. Kann sein, dass das stimmt“, meinte er achselzuckend. „Aber ich habe nie einer meine ungeteilte Aufmerksamkeit versprochen. Die Frau, die mir mehr bedeutet als Surfen oder mein Beruf, die ist mir noch nicht begegnet.“
Bella hob ihr Glas an die Lippen und blickte ihn über den Rand hinweg an. Ihre Augen wirkten groß und verhangen. Flüchtig fragte sich Charlie, ob sie zu viel getrunken hatte, verwarf den Gedanken jedoch sofort wieder. Zwei Gläser Champagner, auf vier Stunden verteilt, war kaum der Rede wert. Und auch wenn sie Antibiotika nahm, sie hatte schließlich nicht auf leeren Magen getrunken.
Jetzt trank sie einen kleinen Schluck und lächelte Charlie an. Ihre grauen Augen schimmerten silbrig. Er entspannte sich. Vielleicht war sie einfach nur müde. Bald würde sie wieder zu Hause sein, im Bett.
Schade, dass sie allein darin liegt, dachte er unwillkürlich, während er ihre zarte helle Haut betrachtete, die kastanienbraunen Locken und die sanft geröteten Wangen.
Wo kam das jetzt her? Darum ging es doch heute Abend gar nicht.
Charlie hatte ihr diesen Abend geschenkt, weil er Bella etwas Gutes tun wollte. Und um Evie etwas zurückzugeben. Also ganz bestimmt nicht aus eigennützigen Motiven. Aber er konnte nicht leugnen, dass er Bella sehr anziehend fand. Evies kleine Schwester war erwachsen geworden.
Und das war das Problem. Bella war und blieb Evies kleine Schwester.
Zeit, sie nach Hause zu bringen.
Sie kam ihm etwas unsicher auf den Beinen vor, als sie das Schiff verließen. Charlie legte den Arm um sie und fragte sich noch einmal, ob es klug gewesen war, mit ihr Champagner zu trinken. Er war Arzt. Hatte er nicht
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