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Aerzte zum Verlieben Band 57

Aerzte zum Verlieben Band 57

Titel: Aerzte zum Verlieben Band 57 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Anderson , Joanna Neil , Emily Forbes
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meine, wenn …“, berichtigte sie sich. „… passende Spenderorgane für Bella zur Verfügung stehen, würdest du dann Sam bei der Operation assistieren?“
    „Warum? Sam ist ein erstklassiger Chirurg.“
    „Ich weiß, aber ich würde mich wohler fühlen, wenn ihr beide operiert. Ihr seid die Besten.“
    „Normalerweise würde Joe Minnillo assistieren. Was willst du ihm sagen? Dass er überflüssig ist?“
    „Nein, er kann ja auch dabei sein. Mir wäre es nur lieber, wenn du bei der Transplantation anwesend bist.“
    „Hier geht es nicht um dich, Prinzessin.“
    Sie hasste es, wenn er sie so nannte. „Das weiß ich“, entgegnete sie kühl, obwohl sie drauf und dran war, mit dem Fuß aufzustampfen oder Finn am Kragen seines Kittels zu packen und ordentlich zu schütteln. Musste der Mann so stur sein? „Es geht um meine kleine Schwester. Eine Organtransplantation ist kein Ausflug ins Grüne. Du und Sam, ihr seid die fähigsten Operateure, die das Harbour hat. Was tätest du an meiner Stelle? Würdest du nicht alles unternehmen, um deine Schwester oder deinen Bruder zu retten?“
    Evies Worte waren wie ein Messerstich mitten ins Herz. Finn blieb für Sekunden die Luft weg. Sie weiß, dass ich meinen Bruder verloren habe. Wie kann sie es wagen, das gegen mich ins Feld zu führen?
    Erinnerungen überfluteten ihn, quälten ihn mit Sinneseindrücken, die er für alle Zeit vergessen wollte. Finn spürte den heißen Wüstenwind im Gesicht und schmeckte Sand zwischen den Zähnen. Staubfeiner Sand, der durch jede Ritze drang und alles mit einer erstickenden Schicht zudeckte. Der Sand machte ihnen das Leben schwer, behinderte sie in ihrer Arbeit. Aber in diesem Moment waren die Hitze, der Lärm und auch der Sand nicht Finns größtes Problem.
    Isaacs Gesicht tauchte vor ihm auf. Finn schloss die Augen, aber das machte die Erinnerungen noch lebendiger.
    Er hörte das Pfeifen der Granaten, die auf die Militärbasis niedergingen. Krachende Explosionen folgten, als sie in Gebäude und auf freiem Gelände einschlugen und Menschen in den Tod rissen, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Der Boden unter seinen Füßen bebte, die Schreie der Verwundeten und das Stöhnen der Sterbenden dröhnten ihm in den Ohren.
    Finn roch den Tod, den süßlichen Geruch nach Blut. Warm und klebrig rann es ihm über die Hände. Wohin er auch blickte, sah er Zerstörung, Häuser, die in Schutt und Asche lagen, und Tote und Verletzte in den Trümmern.
    Er wusste genau, wie es sich anfühlte, einen geliebten Menschen im Arm zu halten und zusehen zu müssen, wie er starb. Er hörte sich betteln, flehen, Isaac möge durchhalten, nur ein bisschen noch, bis Hilfe kam.
    Vergebens. Er musste mit ansehen, wie sein Bruder den letzten Atemzug tat, wie seine Augen schließlich stumpf ins Leere starrten. Er erinnerte sich wieder an die grenzenlose Hilflosigkeit, die schreckliche Ohnmacht, die er empfunden hatte.
    Weil er nichts tun konnte.
    „Finn? Was ist los?“
    Er öffnete die Augen. Evie stand vor ihm und musterte ihn besorgt mit ihren warmen braunen Augen. Wahrscheinlich fragte sie sich, was in ihn gefahren war.
    Isaac ist schon lange tot.
    Ein stechender Schmerz fuhr ihm in den Nacken und strahlte in den Arm aus. Er war Finns täglicher Begleiter, erinnerte ihn immer wieder an den Verlust. Finn spürte, wie sein Daumen taub wurde und spreizte die Hand, schloss sie zur Faust, spreizte sie wieder, um die Durchblutung anzuregen. Eine reflexhafte Bewegung, die ihm nicht viel nützte, weil es nicht am Kreislauf lag.
    „Alles okay“, antwortete er.
    Was gelogen war. Finn hatte gedacht, dass er in all den Jahren gelernt hätte, seine Trauer im Griff zu haben. Umso mehr überraschte ihn, wie sehr Isaacs Tod ihn immer noch schmerzte, wie intensiv die hässlichen Erinnerungen waren. Deshalb konnte er nachempfinden, was Evie gesagt hatte. Er konnte es ihr nicht verdenken, dass sie alles versuchen würde, um ihre Schwester zu retten.
    „Wenn es so weit ist, rede ich mit Sam“, sagte er knapp.
    Finn wusste, wie abweisend das klang. Genauso gut hätte er Evie eigenhändig aus dem Raum bugsieren können. Aber der Schmerz in seinem Arm brachte ihn fast um, er musste dringend von den Tabletten nehmen, die er in seiner Kitteltasche hatte – bevor der Schmerz zusätzlich unerträgliche Kopfschmerzen auslöste. Und um nichts in der Welt wollte er vor den Augen anderer Schmerzmittel schlucken. Erst recht nicht vor Evie. Sie würde Fragen stellen, die er

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