Aerzte zum Verlieben Band 57
packte die Kleidung, die sie im Arm hielt, auf die nächste Kleiderstange und umarmte Amy. „Oh, Liebes, es wird gut gehen, ganz bestimmt. Ben sagt, es sieht alles wunderbar aus. Na komm, freu dich, du kannst glücklich sein.“
Glücklich? Warum eigentlich nicht, dachte Amy, nachdem Daisy sie in ein Café gelotst, heiße Schokolade und Zimtparfait-Törtchen bestellt und ihr mit ihrer herzerfrischenden Art Mut gemacht hatte. Es konnte nicht schaden, sich etwas Nettes zum Anziehen zu kaufen. Damit forderte sie ja wohl kaum das Schicksal heraus. Und ihre BHs brachten sie wirklich fast um!
Eine halbe Stunde später verließen Daisy und Amy satt und zufrieden das Café und stürzten sich erneut ins Einkaufsgetümmel.
Die Wochen vergingen, und je näher ihr Termin rückte, umso öfter wagte Amy es, dieses erwartungsvolle, sprudelnde Glücksgefühl zuzulassen, das sie immer wieder packte. Und dann passierte, was sie nie für möglich gehalten hatte: Sie dachte weniger mit Sorgen als vielmehr aufgeregt und voller Vorfreude an die Geburt.
Allerdings würde sie allein sein.
Es sei denn, sie sagte es Matt endlich.
Bei dem Gedanken spürte sie einen Knoten im Magen. Es war Anfang April, und bis zum Geburtstermin waren es noch neun Wochen. Eigentlich müsste sie ihm von seinem Baby erzählen, alles andere wäre unfair. Wie zur Bestätigung bekam sie einen heftigen Tritt gegen die Bauchdecke – das Kleine schien derselben Ansicht zu sein.
Aber wie sollte sie es ihm sagen? Sie hatte das Gefühl, am Fuß eines gigantischen Bergs zu stehen, den sie unmöglich überwinden konnte. Andererseits hatte Matt ein Recht darauf, es zu erfahren. Mit Ben und Daisy hatte sie während dieser Schwangerschaft Freud und Leid geteilt, etwas, das eigentlich dem Vater des Kindes zustand. Das war einfach nicht richtig.
Zwei Wochen später wurde ihr peinlich bewusst, wie falsch es war. Sie stand mit Daisy und Ben in dem Kinderzimmer, das die beiden für ihr Baby eingerichtet hatten. Scherzend redete Amy davon, dass Ben nicht nur Daisys, sondern auch ihr Kind auf die Welt holen würde, und dann fragte sie ihre Freundin, ob sie sich Ben gelegentlich ausleihen könnte.
Die beiden tauschten einen Blick, und Ben seufzte leise. „Amy, ich bin nicht mein Bruder“, sagte er sanft. „Ich helfe dir gern, das weißt du, aber ich kann nicht seinen Platz einnehmen. Es ist nicht fair, mich das zu fragen, für keinen von uns … Und am wenigsten Matt gegenüber.“
Heiß schoss ihr das Blut ins Gesicht, und sie wirbelte herum, lief blindlings die Treppe hinunter und hinaus in den Garten. Was hatte sie sich nur gedacht? Sie mutete Ben und Daisy schon genug zu, und Matt … Sie hinterging ihn die ganze Zeit …
„Amy, warte!“ Ben holte sie an der Gartenpforte ein und legte ihr die Hand auf die Schulter. „Ich wollte dir nicht wehtun, aber es ist nicht mein Baby, Sweetheart. Es braucht seinen Vater. Und der sollte endlich von ihm erfahren.“
Sie nickte, während sie sich hastig die Tränen abwischte. „Du hast recht, das weiß ich ja. Ich tue es bald. Wenn ich nur wüsste, wie …“
„Soll ich dir helfen?“
„Nein, das muss ich allein schaffen. Ich rufe ihn an.“
„Versprochen?“
Amy unterdrückte ein Schluchzen. „Ja.“
Zu Hause verkroch sie sich in ihr Schlafzimmer, presste sich ein Kissen vor den Mund und weinte herzzerreißend.
Irgendwann versiegten die Tränen. Amy schämte sich, als ihr klar wurde, wie sehr sie sich auf Ben gestützt hatte. Nicht nur, weil er Matts Zwillingsbruder, sondern auch, weil er immer für sie da gewesen war … freundlich, großzügig und hilfsbereit.
Doch im Grunde hatte sie sich die ganze Zeit nach Matt gesehnt … und auf einmal dämmerte ihr, warum sie das Gespräch mit ihm hinauszögerte. Solange sie schwanger war und er nichts davon wusste, brauchte sie sich nicht damit zu befassen, wie es später sein würde. Wenn sie ein Kind mit einem Mann hätte, der sie nicht wirklich liebte.
Anfangs war es wundervoll gewesen. Sie hätte sich keinen besseren Mann, keinen leidenschaftlicheren Liebhaber wünschen können. Aber für Schicksalsschläge, die das Leben für jeden Menschen bereithielt, war seine Liebe nicht stark genug. Sie wollte nicht, dass er das Gleiche tat wie damals und ihr wieder anbot, sie zu heiraten, weil ein Kind unterwegs war.
Na ja, das stimmte so auch nicht. Sie hatten schon vor ihrer Schwangerschaft vom Heiraten gesprochen und in gewisser Weise Zukunftspläne geschmiedet. Zwar
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