Aerzte zum Verlieben Band 57
dir, Amy. Und es war nicht das erste Mal, dass du so etwas zu mir gesagt hast. Erinnerst du dich, damals, als es für uns am schlimmsten war? Damals habe ich getan, was du wolltest, und bin gegangen. Das war ein Fehler.“
„Damals war es auch nicht so gemeint, Matt“, sagte sie leise. „Ich hatte nur keine Kraft mehr, und der Gedanke, eine Hochzeit zu feiern, war einfach nur schrecklich. Später wurde mir klar, dass wir uns nicht gut genug gekannt haben. Sonst wären wir zusammen damit fertig geworden. Aber wir haben uns jeder für sich in unserem Kummer vergraben und sind den einfachen Weg gegangen.“
„Einfach?“
Sie lächelte matt. „Nein, natürlich nicht. Einfach war gar nichts. Aber es fiel mir leichter, stumm zu trauern, als mit einem praktisch Fremden über alles zu reden. Und im Grunde waren wir uns fremd. Wir kannten uns doch höchstens ein Jahr, als ich schwanger wurde, und durch den Schichtdienst und die Arbeit in verschiedenen Abteilungen haben wir uns in der Klinik und auch zu Hause selten gesehen.“
Es stimmt, dachte er. Auch wenn es von Anfang an heftig zwischen ihnen gefunkt hatte, auch wenn sie einander begehrten, sogar heiraten wollten, so hatte ihnen doch die tiefe Vertrautheit gefehlt. Ihre Beziehung war nicht stark genug gewesen, um einen Schicksalsschlag wie den Tod eines Kindes auszuhalten. Aber heute …
„Lass uns noch einmal von vorn anfangen“, sagte er ruhig.
Amy blickte auf. Matt füllte den Türrahmen fast aus mit seiner großen, breitschultrigen Gestalt. Er wirkte rau und männlich und gleichzeitig liebevoll und ungewohnt unsicher. Ihr wurde warm und ein bisschen flatterig ums Herz.
Wenn sie Ja sagte und ihn wieder in ihr Leben ließ, riskierte sie, dass sie ihn eines Tages erneut verlor. Und wenn sie ablehnte, würde er jetzt für immer gehen.
Bebend holte sie tief Luft. „Wir können es versuchen.“ Es würde nicht einfach werden, das war ihr klar – und ihm sicher auch. Sie konnten die letzten Jahre nicht ausblenden und an die guten Zeiten anknüpfen, als wäre nichts passiert.
„Montag muss ich für ein paar Tage nach London“, sagte er. „Danach sehen wir weiter, ja? Ich möchte für dich da sein, wenn du mich brauchst, aber ich will nicht, dass du dich bedrängt fühlst. Falls es dir mal zu viel wird, kann ich immer noch zu Ben und Daisy gehen oder nach London fahren. Einverstanden?“
Forschend sah Amy ihm in die Augen. Sie las Aufrichtigkeit und den ehrlichen Wunsch darin, alles zu tun, damit es klappte. Das war erst einmal das Wichtigste.
„Einverstanden“, wiederholte sie und lächelte ihn an. „Kann ich jetzt den Tee haben? Ich verdurste gleich.“
Später kamen Daisy und Ben mit Thomas vorbei und mit Tellern voller Häppchen und einer Flasche Mineralwasser.
„Wir wollten mit euch auf unsere Jungs anstoßen, aber da die Hälfte von uns stillt, gibt’s Gänsewein statt Sekt“, meinte Daisy vergnügt und umarmte Amy, ehe sie sich über Joshs Körbchen beugte. „Ist der winzig! Er sieht aus wie ein Mini-Thomas. Oh, ich möchte ihn mal halten. Los, wach auf, kleiner Mann.“
„Nein! Er ist gerade erst eingeschlafen“, sagte Amy gespielt streng. „Komm, erzähl mir von Thomas. Es tut mir immer noch leid, dass ich so kurz nach seiner Geburt nicht für dich da war.“
„Ach, Amy!“ Daisy drückte sie fest an sich und bat dann Ben, die Flasche zu öffnen, und Matt, Gläser zu holen. Währenddessen saß Amy mit Thomas im Arm da und war … einfach glücklich.
Die Verzweiflung, die sie vor zwei Tagen noch bedrückt hatte, verblasste wie ein böser Traum. Sie war wieder zu Hause, ihre liebsten Freunde waren bei ihr, und Matt … Sie verspürte ein prickelndes Gefühl im Bauch, als sie daran dachte, was sie abgemacht hatten.
Noch wollte sie sich nicht zu große Hoffnungen machen, aber wenigstens den Moment genießen. Schritt für Schritt, sagte sie sich, als jeder sein Glas hob, um auf die Babys zu trinken. Über den Rand ihres Glases hinweg fing sie Matts Blick auf. Er zwinkerte ihr zu, und ihr Herz machte einen kleinen Satz.
Es wird gut gehen, dachte sie. Wir schaffen es. Ganz bestimmt.
„Das waren meine Eltern. Schöne Grüße.“
Ben und Daisy waren längst nach Hause gegangen, und Amy hatte Josh gerade in sein Körbchen gelegt, als Matt wieder ins Zimmer kam. Er schob sein Handy in die Hosentasche.
Amy hatte es klingeln hören, jetzt blickte sie erstaunt auf. „Sie wissen Bescheid, dass du bei mir
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