Aerzte zum Verlieben Band 57
Augen.
„So ist’s richtig, kleine Saufnase“, sagte Matt stolz, als Joshua hörbar aufstieß.
Amy musste lachen und blinzelte dabei die Tränen weg. Matt drehte sich zu ihr um und sagte unerwartet: „Danke.“
Er hatte ganz ernst geklungen, fast feierlich.
„Wofür?“, fragte sie verwirrt.
„Weil du mir dieses Kind geschenkt hast. Weil du alles allein durchgestanden hast, obwohl du sicher furchtbare Angst hattest. Weil du auf mich – wenn auch falsche – Rücksicht genommen hast, mir den Kummer ersparen wolltest, falls es so enden würde wie beim ersten Mal. All das ist Grund genug, dir dankbar zu sein, finde ich. Wofür ich dir aber nicht danken werde, ist, dass du mich ausgeschlossen hast. Ich wäre lieber die ganze Zeit für dich da gewesen, Amy.“
Sie verspürte wieder die Schuldgefühle, so wie schon während der Schwangerschaft. Aber sie hatte ihre Gründe gehabt. Wozu darüber diskutieren? „Unsinn, Matt“, sagte sie betont locker. „Du arbeitest in London. Du hättest dir ständig Sorgen gemacht und wärst Ben nur mit stündlichen Anrufen und Nachfragen auf die Nerven gegangen.“
Matt lächelte schief und legte ihr den Kleinen wieder in die Arme. „Kann sein. Aber du hättest es mir trotzdem erzählen müssen.“ Seufzend fuhr er sich durchs Haar.
Jetzt sah er ein bisschen zerzaust und sehr sexy aus, und Amy verspürte erneut dieses Verlangen nach ihm. Und als sie Joshua an die andere Brust legte, war sie sich des forschenden Blicks bewusst, mit dem Matt sie betrachtete.
Nicht wegen des Stillens, nein, sondern, weil ihre Haare bestimmt schrecklich aussahen, weil sie dunkle Ringe unter den Augen hatte und ihr Bauch meilenweit davon entfernt war, wieder straff und flach zu sein.
Andererseits schien ihn nichts davon groß zu interessieren. Er machte nicht den Eindruck, als würde er es überhaupt wahrnehmen. Stattdessen nahm er die Tassen und ging zur Tür.
„Ruf mich, wenn du fertig bist“, sagte er. „Ich kann ihn windeln und in sein Bettchen legen, das brauchst du nicht zu machen.“ Damit ließ er sie allein.
Matt trug die Tassen in die Küche, stellte sie in den Geschirrspüler und lehnte die Stirn gegen den Oberschrank, die Hände flach auf die Arbeitsplatte gepresst.
Er begehrte sie, er wollte sie. Sein Verlangen konnte er unterdrücken, schließlich hatte Amy sich noch nicht von der Eklampsie und dem Kaiserschnitt erholt. Aber die Sehnsucht, sich zu ihr ins Bett zu legen, sie in die Arme zu nehmen und einfach nur zu halten, während sie schlief … die war kaum zu bezähmen. Gestern Abend, auf dem Sofa, war sie in seinen Armen eingeschlafen, den Kopf an seiner Schulter.
Es hatte sich unbeschreiblich gut angefühlt, so selbstverständlich und richtig. Doch der Graben zwischen ihnen war zu tief. Sie hatten zu viel Traurigkeit, zu viel Kummer und Enttäuschung miteinander erlebt, und das Misstrauen war immer noch da.
Matt war klar, dass ein langer Weg vor ihnen lag, bis sie in der Lage sein würden, an früher anzuknüpfen. Sie hatten noch einiges zu klären, und davon hing ab, wie sich ihre Beziehung entwickelte.
Und nicht zuletzt hingen auch Glück und Wohlergehen ihres Sohnes davon ab.
Er hörte die Dielenbretter knarren. Mit einem schweren Seufzer richtete er sich auf und eilte, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hinauf. Er musste sich um das Baby kümmern, damit Amy sich ausruhen konnte.
Das zumindest war leicht zu bewältigen.
Alles andere brauchte einfach Zeit.
Am Samstagmorgen zog Daisy bei Amy die Fäden.
Als die beiden Frauen hinterher im Wintergarten saßen und Kaffee tranken, neben sich ihre Babys, da fühlte sich Amy zum ersten Mal seit Jahren wieder wie eine normale junge Frau. Nicht mehr wie jemand, der draußen in der Kälte stand, während drinnen, hinter dem hell erleuchteten Fenster, das Glück wohnte.
Zwar tat es immer noch weh, wenn sie an Samuel dachte. Er würde immer der Sohn bleiben, den sie sehnlich erwartet und dann verloren hatte.
Thomas fing an zu greinen, und Daisy ging mit ihm nach Hause. Amy ließ Josh, der in seinem Körbchen schlief, in Matts Obhut zurück, um oben die Sachen durchzusehen, die Matt gekauft hatte.
Sie stellte fest, dass die Liste, die sie ihm gegeben hatte, mehr als unvollständig gewesen war. Das Wichtigste, was noch fehlte, war ein Kinderwagen. Es war ein herrlicher Tag, und wir könnten im Park spazieren gehen, dachte sie, wenn wir nur einen Kinderwagen hätten …
Wenn ich einen hätte, sagte sie
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