Aerzte zum Verlieben Band 58
Ordnung gewesen. Aber dieser schnelle Wechsel war typisch für diese Krankheit.
„Ich habe so einen Druck auf der Brust. Jetzt geht es mir ein wenig besser, weil Katie mir beim Abhusten geholfen hat.“ Sie blickte ihn an, Tränen in den Augen. Noch nie hatte er Lucy weinen sehen. „Ich muss doch nicht ins Krankenhaus, oder? Ich will nicht. Ich will hierbleiben. Bitte, Dr. Fabio.“
„Lass mich dich erst untersuchen, dann sehen wir weiter.“
Wie befürchtet hatte Lucy eine Brustinfektion. Fabio richtete sich auf. „Ich werde dir ein schleimlösendes Mittel für den Zerstäuber geben, dazu ein Antibiotikum. Und heute Abend sehe ich noch einmal nach dir. Geht es dir besser, kannst du hierbleiben, wenn nicht, musst du wohl doch ins Krankenhaus.“ Er drückte ihr sanft das Kinn hoch, als sie protestieren wollte. „Du vertraust mir doch, oder?“
Lucy nickte, ihre Lippen bebten.
„Schön. Mehr können wir im Moment nicht tun. Aber ihr könnt mich jederzeit auf dem Handy anrufen, okay?“
Mutter und Tochter nickten. Eigentlich wäre Fabio lieber den einfachen Weg gegangen und hätte Lucy eingewiesen, aber der einfache Weg war nicht immer der beste für das Kind.
Katie kam mit nach draußen. „Ich bleibe auch am Nachmittag hier und helfe ihr weiter beim Abhusten“, sagte sie.
Fabio war froh darüber. Sollte sich Lucys Zustand verschlechtern, würde sie ihn sofort informieren.
„Und deine anderen Termine?“, erkundigte er sich.
„Kein Problem. Lucy braucht mich jetzt am meisten.“
Etwas in ihrer Miene machte ihn stutzig, aber da schob sie ihn auch schon sanft Richtung Treppe. „Du musst zurück in die Praxis, also geh ruhig. Wenn ich dich brauche, rufe ich dich an.“
Schweren Herzens sah Katie Fabio wegfahren. Bewusst hatte sie ihm nicht erzählt, dass sie eigentlich nachher im Buckingham-Palast sein sollte. Suzy nahm heute die Ehrenmedaille für Richard entgegen. Ihre Eltern würden da sein, und Suzy wünschte sich, dass auch Katie sie begleitete.
Aber das ging nicht. Lucy war im Moment wichtiger, auch wenn es ein letzter Abschied von Richard sein sollte.
Langsam stieg sie die Stufen hinauf. Wie sehr sehnte sie sich danach, bei Fabio zu sein und in seinen Armen Trost zu suchen. Ihr tat das Herz weh, als sie an ihre Worte dachte. Wenn ich dich brauche, rufe ich dich an. Und das würde sie auch tun – für einen Patienten, aber niemals für sich selbst.
Eine unbestimmte Unruhe hatte ihn gepackt und ließ ihn nicht mehr los, während Fabio Patienten beriet und behandelte. Die meisten Beschwerden drehten sich um Halsentzündungen und Erkältungen.
Neben einem Brief von Lukes Chirurg, der ihn informierte, dass die Operation Ende der Woche stattfinden sollte, bekam Fabio auch einen Anruf von Luke selbst. Er berichtete von dem Gespräch mit seiner Verlobten und erzählte erleichtert, dass sie genau so reagiert hatte wie von Fabio vorausgesagt. Der junge Mann blickte optimistischer in die Zukunft.
Es klopfte, und Rose steckte den Kopf herein. „Fertig für heute?“
„Ich habe noch zwei Hausbesuche.“ Er erzählte von Lucy und davon, dass Katie bei ihr geblieben war.
Rose machte ein erstauntes Gesicht. „Aber dann verpasst sie doch die Medaillenverleihung.“
„Medaillenverleihung?“ Davon hörte er zum ersten Mal.
„Ja, für ihren Bruder. Er wird posthum mit dem Conspicuous Gallantry Cross ausgezeichnet, und heute Nachmittag ist die Zeremonie.“
Das war die zweithöchste Auszeichnung gleich nach dem Victoria-Kreuz. Aber noch viel mehr beeindruckte ihn, dass Katie wegen einer Patientin auf die Teilnahme an den Feierlichkeiten verzichtete.
„Es geht nicht, dass sie nicht dabei sein kann“, erklärte er entschlossen und stand auf. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Zwei. „Wann beginnt die Verleihung?“
„Gegen vier.“
„Hör mal, Rose, könntest du mir einen Gefallen tun und im Labor anrufen und dir Lucys Werte durchgeben lassen?“
„Kein Problem. Sonst noch was?“
Fabio zögerte. „Ich werde Katie bei Lucy abholen – sie braucht etwas Passendes zum Anziehen im Buckingham-Palast. Könntest du mir helfen, etwas auszusuchen? Und dann bei Lucy und Amelia bleiben, bis ich zurück bin? Ich setze dich ab, fahre Katie zur Medaillenverleihung und komme danach mit ihr zurück.“
Rose war schon auf dem Weg zur Tür. „Die Einladung war für sie und Begleitung. Das heißt, du kannst dableiben. Möglich, dass sie eine Schulter zum Anlehnen braucht.“ Sie lächelte vielsagend.
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