Aerzte zum Verlieben Band 58
Schränke und Schubladen auf der Suche nach Platten und Schüsseln. Und doch war sie fasziniert von seinem Temperament und seinem charmanten Humor. Sie starrte auf seine breiten Schultern, beobachtete, wie sein Bizeps sich wölbte, wenn Marco den Arm zu den oberen Regalen ausstreckte.
Du deckst besser den Tisch, bevor er merkt, wie du ihn hier anhimmelst. Emily schnappte sich eine karierte Tischdecke und Besteck und eilte nach draußen.
Die frische Luft kühlte ihre erhitzten Wangen. Es war ein herrlicher Tag, nicht zu heiß und wie geschaffen dafür, sich im Freien aufzuhalten. Komisch, dass es ihr nicht schon heute Morgen aufgefallen war.
Sie blickte über die Schulter, als sie Marco singen hörte. Ein italienisches Lied, im schönsten Bariton, tief und volltönend. In ihrer Küche hatte noch nie ein Mann gesungen. Es brachte sie zum Lächeln, und sie schlug alle Bedenken in den Wind. Warum nicht ein bisschen Freude am Leben haben?
Beschwingt deckte sie den Tisch und überlegte, ob sie die Flasche Chablis aus dem Kühlschrank holen sollte. Ein Regenbogen-Lori flog an ihr vorbei, landete am Futtersilo und warf ihr einen Blick zu.
„Okay, okay, ich hole gleich welches.“ Gran hatte die bunten Loris immer gefüttert, und für das Kerlchen war es noch ein bisschen zu früh am Nachmittag. Aber vielleicht hatte er einen schlechten Tag und brauchte ein Trösterchen. Das konnte sie nachvollziehen – auch wenn sie dann lieber zu Schokolade griff.
Als sie sich umdrehte, wäre sie fast mit Marco zusammengestoßen. Er streckte die Hände nach ihr aus, um sie zu stützen. „Mit wem redest du?“
„Der Lori beschwert sich, dass kein Futter mehr da ist.“ Sie versuchte, nicht auf seine breite Brust zu starren, doch sie füllte ihr Sichtfeld beinahe aus. Emily hätte am liebsten ihre Nase darin vergraben, seinen männlichen Duft eingeatmet. „Brauchst du etwas?“
„Gläser. Ich habe Rotwein aus dem Piemont mitgebracht.“
Sie konnte nur daran denken, wie gut sich seine warmen Hände auf ihren Schultern anfühlten. „Musst du nicht fahren?“, fiel ihr dann ein.
„Noch nicht, und ein Glas schadet nicht. Du kannst trinken, so viel wie du möchtest.“
„Versuchst du wieder, meine Moral zu untergraben?“ Sie trat beiseite, und er ließ die Hände sinken.
„Deine Moral ist nicht in Gefahr, Emily. Ich freue mich darauf, mit dir Mittag zu essen.“
Warum war sie so garstig zu ihm? „Entschuldige bitte“, sagte sie zerknirscht. „Das habe ich nicht so gemeint.“
Marco sah ihr nach, als sie ins Haus ging, folgte ihr jedoch nicht. Er hatte das Gefühl, dass sie einen Moment für sich brauchte, um sich zu fangen. Er hätte nicht kommen sollen, aber es hatte ihn hierhergezogen, stark und unaufhaltsam.
Nachdenklich betrachtete er den farbenprächtigen Vogel, der sich an dem silbrig schimmernden Futterspender aus Edelstahl bediente. Leuchtendes Rot, Limonengrün und ein strahlendes Gelb mischten sich in seinem Gefieder, wie gemalt von einem Kind, das mit vollen Händen in die Farbtöpfe gegriffen hatte. So vieles in diesem Land war leuchtend bunt.
Ich sollte ihr helfen, das Essen aufzutragen, dachte er.
Kaum hatte er sich zum Haus gewandt, erschien sie mit der Weinflasche in der Hand. „Hier ist der Wein.“
„Hinterher gibt es noch Limoncello.“ Marco fragte sich, ob sie den zitronig herben Likör mochte. „Nektar der Götter sagen wir in Italien dazu. Ich hole die anderen Sachen.“
Bald saßen sie am Tisch, im lichten Schatten der Baumkrone, die vom Nachbargrundstück herüberragte. Marco empfand ein ungewohntes Gefühl von Frieden.
„Gran hat immer gesagt, dass dieser Baum wie ein Geschenk ist: Der Stamm nimmt hier im Garten keinen Platz weg, aber den Schatten haben wir trotzdem.“
Er blickte nach oben. Flinke braune Vögel tummelten sich im grünen Blätterdach. „Erzähl mir von deiner Großmutter. War sie verwitwet?“
„Mein Großvater starb im Vietnamkrieg. Seiner Familie gehörte der gesamte Häuserblock bis hinunter zum Wasser. Hinter dem Zaun dort liegt eine prachtvolle alte Villa, und dies war das Witwenhaus. Die Familie ist schon vor Jahren aus der Villa ausgezogen, aber dieses kleine Haus haben sie meiner Gran überlassen. Ich denke immer an sie, wenn ich hier sitze.“
Marco sah sich um, und das Gefühl friedlicher Gelassenheit verstärkte sich. „Weil sie bestimmt hier ist.“
„Eine schöne Vorstellung.“
Er lächelte. „Dein kleines Haus hat Charakter und ist sehr
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