Aerzte zum Verlieben Band 58
wahnsinnig, frustrierte sie wie kein anderer, und doch wuchs ihre Liebe zu ihm und damit der Wunsch, ihn glücklich zu sehen, mit jedem Tag.
„Du hast die Wahl, Finn. Wirf die Chance nicht weg.“
Seine attraktiven männlichen Züge waren wie aus Stein gemeißelt, als er mit harter Stimme antwortete: „Ach, jetzt willst du dich um mich kümmern? Nur, weil wir ein Mal guten Sex hatten?“
Das tat weh, genauso weh wie der Moment, als er sie hinterher praktisch vor die Tür gesetzt hatte. Aber Evie ließ sich nichts anmerken. „Denk drüber nach“, sagte sie eindringlich.
Seine blauen Augen wurden schmal. „Warum interessiert es dich?“
„Ist eben so.“ Sie berührte seinen Arm, fühlte harte Muskeln unter ihren Fingern. „Ist das so schwer zu verstehen?“
Er schüttelte ihre Hand ab. „Ich kann allein auf mich aufpassen. Das habe ich mein Leben lang getan, und daran wird sich nichts ändern.“
Unbeirrt nahm sie seine Hand in ihre und sah ihm ins Gesicht. „Erzähl es mir.“
„Was?“ Das klang bissig, aber immerhin zog er seine Hand nicht weg.
„Meine Güte, Finn, schließ mich nicht aus!“
Endlich schien er zu begreifen. Sie las es in seinen Augen. „Du willst sie wirklich hören?“ Er lachte bitter. „Die ganze elende Geschichte?“
Evie rührte sich nicht. „Ja … bitte.“
Finn seufzte, und sie ließ seine Hand los, als er sich abwandte und aus dem Fenster starrte. Dann begann er mit flacher, tonloser Stimme: „Warum, Evie? Das meiste weißt du doch. Waisenkind. Pflegeheime, Pflegefamilien, nirgends richtig zu Hause. Die Armee hat noch am besten für mich gesorgt, aber Zuwendung und echte Bindungen findest du da auch nicht.“ Er lachte sarkastisch auf. „Vielleicht habe ich deswegen so gut dorthin gepasst.“
Sie wollte ihn umarmen, ihm die Wärme schenken, die ihm schon so lange fehlte. „Neulich abends hattest du keine Schwierigkeiten mit Bindung.“
Dafür erntete sie einen warnenden Blick. „Erinnere mich nicht daran, Evie.“ Als sie zusammenzuckte, seufzte er wieder. „Soll ich weitererzählen oder nicht?“
„Bitte.“
Er blickte sie an, und sie spürte seine Anspannung, als er versuchte, seine Gefühle zu beherrschen. Am liebsten hätte sie ihn berührt, ihm zugeflüstert, dass er sich bei ihr nicht zurückhalten musste. Aber sie wagte es nicht, ihn zu unterbrechen. Schon so lange hatte sie darauf gewartet, dass er von sich erzählte. Weil sie ihn verstehen wollte, weil sie sich Sorgen um ihn machte …
„Das mit Isaac weißt du. Ich musste mit ansehen, wie mein kleiner Bruder starb. Dieselbe Granate, die mich verwundet hat, nahm ihm das Leben. Als er starb, bin auch ich gestorben, Evie. Mit Isaac habe ich den einzigen Menschen verloren, dem ich wirklich wichtig war. Seitdem ist Liebe für mich ein hohles Wort. Ich kann nichts fühlen.“ Er zuckte mit den breiten Schultern. „Deshalb bin ich so, wie ich bin. Das kann ich keinem zumuten.“
Evie machte einen Schritt auf ihn zu und setzte alles auf eine Karte. Auch wenn sie wusste, dass er ihr sehr wehtun konnte. „Das muss nicht sein, Finn.“
Spöttisch hob er die Brauen. „Nein?“
„Nein.“ Sie kam noch näher.
„Und warum nicht, Evie?“, fragte er sarkastisch nach.
„Es ist mir nicht egal, wie es dir geht, Finn.“
Er schüttelte heftig den Kopf. „Komm mir nicht auf die Mitleidstour, Evie.“
Unwillkürlich lachte sie auf. „Du bist kein Mann, den man bemitleidet. Du behandelst andere so mies, dass sie gar nicht auf die Idee kommen. Mein Pech ist, dass ich so viel mehr für dich empfinde.“
Sie nahm all ihren Mut zusammen und stellte sich dicht vor ihn, blickte ihm in die Augen. „Ich liebe dich, Finn Kennedy. Was gerade in diesem Moment nicht gerade einfach ist.“
„Wie kannst du mich lieben?“
„Warum nicht, du Dummer? Ich denke in jeder Minute des Tages an dich und frage mich verzweifelt, warum du nicht endlich besser auf dich achtgibst.“
Finn ging um sie herum zur Tür und schloss sie lautlos, schloss das gesamte Krankenhaus aus, vielleicht zum ersten Mal, seit er hier war.
Dann kam er zu ihr zurück. „Was willst du mir sagen, Evie?“
„Ich liebe dich. Auch wenn du meistens unausstehlich bist.“
Mit seinen großen Händen umfasste er ihre Taille. „Das war nicht meine Absicht.“ Doch etwas in seiner Stimme hatte sich verändert. Etwas, das sie hoffen ließ.
„Ach? Meine auch nicht, das kannst du mir glauben.“ Evie betrachtete sein markantes Gesicht, das sie so
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