Aerzte Zum Verlieben Band 59
aus dem Wagen und starrte auf das hektische Treiben vor ihr. Die Wüstenhitze Kaliforniens lag wie eine Decke auf ihrer Haut, die Bluse klebte ihr am Rücken. Schweiß rann in schmalen Rinnsalen zwischen ihren Brüsten entlang.
Was tue ich hier eigentlich? schoss es ihr durch den Kopf. Wehmütig warf sie einen Blick auf das Gepäck, das der Fahrer gerade aus dem Kofferraum hob. Einen Moment war sie versucht, ihm zu sagen, er solle sie zum Los Angeles International Airport zurückbringen. Damit sie den nächsten Flug nach London nehmen konnte.
Aber das ging nicht.
Müde wischte sie sich den Staub vom Gesicht und atmete einmal tief durch. Der Regisseur musste dort irgendwo in der Menge sein. Sie packte den Koffergriff und zerrte ihr Gepäck hinter sich her, so gut es auf den ungewohnten High Heels ging. Das hier hatte sie nicht erwartet. Wurden Filme nicht in Studios gedreht? Hier draußen offenbar nicht, in diesem heruntergekommenen Minenstädtchen in der Nähe von Palm Desert. Nicht ein Hauch von Glanz und Glamour.
Allerdings wäre sie in London irgendwann durchgedreht. Dann schon lieber als Bereitschaftsärztin am Set eines Hollywoodfilms arbeiten. Hier würden sie wenigstens nicht ständig die Erinnerungen quälen.
Sie kniff die Augen gegen die gleißende Mittagssonne zusammen. Die Dreharbeiten waren in vollem Gange. Kameramänner hockten hoch auf mobilen Kameras, überall standen Gruppen von Leuten zusammen, und um den Drehort zog sich eine lange Reihe von Wohnwagen aus blitzendem Aluminium.
Genau in diesem Augenblick bockte eins der Pferde und schlug heftig aus. Der Reiter klammerte sich an das widerspenstige Tier, verlor jedoch das Gleichgewicht und flog in hohem Bogen durch die Luft, ehe er mit einem dumpfen Geräusch auf dem harten, staubigen Boden landete.
Sofort griff Elizabeth nach ihrem Arztkoffer. Der Mann war so heftig aufgeprallt, dass er sich schlimm verletzt haben musste.
Aber noch ehe sie die wenigen Schritte zu ihm hin geschafft hatte, war er schon wieder auf den Beinen und klopfte sich mit seinem Cowboyhut lässig den Staub von der Hose.
„Wie war es, Philip?“, rief er mit amerikanischem Akzent. „War es dir realistisch genug?“
Elizabeth ging langsamer. Der Mann war groß, ungefähr einsneunzig und muskelbepackt. Er trug eine eng sitzende ausgeblichene Jeans und Cowboystiefel mit Sporen. Mit seinem kurzen dunklen Haar und dem breiten Mund strahlte er eine totale maskuline Selbstsicherheit aus. Elizabeth wusste instinktiv, dass dieser Mann ein Herzensbrecher war. War er einer der Schauspieler? Dumme Frage, was denn sonst?
Er musterte sie ungeniert, während sie auf ihn zukam. Dann grinste er, zeigte dabei strahlend weiße Zähne. Wenn er weiter so reitet, hat er sie nicht mehr lange, dachte sie leicht gereizt.
„Hi, Ma’am. Ich glaube, wir kennen uns nicht. Ich bin Kendrick.“ Er streckte die Hand aus.
Kräftige, schlanke Finger umschlossen ihre. Unerwartet fing ihr Herz an zu rasen, als er ihr in die Augen schaute.
„Dr. Elizabeth Morgan. Ich bin die Ärztin hier bei den Dreharbeiten. Haben Sie Schmerzen? Vielleicht sollte ich Sie mir mal ansehen.“
Sein Grinsen wurde breiter. „Wenn ich es mir richtig überlege, Ma’am, tut mir die Schulter weh. Werfen Sie einen kurzen Blick drauf?“
Bevor sie antworten konnte, streifte er sich das staubige Hemd ab und stand mit nacktem Oberkörper da. Elizabeth sah bronzebraune Haut, starke Muskeln und ein paar Narben. Der Mann hatte einen Waschbrettbauch mit feinen dunklen Härchen, die unter dem Gürtel der Jeans verschwanden. Unwillkürlich musste sie schlucken.
Er weiß genau, wie er auf Frauen wirkt. Aber nicht mit mir, sagte sie sich bestimmt.
„Nach einem solchen Sturz sollten Sie sich lieber hinsetzen, Mr …?“, sagte sie. So verrückt wie ihr Puls schlug, könnte man meinen, sie wäre gerade vom Pferd gefallen und nicht er.
„Ich heiße Kendrick. Niemand hier spricht sich mit dem Nachnamen an. In England ist man wohl so förmlich.“ Er zog eine Augenbraue hoch. „Sie sind doch aus England, oder?“ Als sie nickte, fuhr er fort: „Aber hier nennen wir uns alle beim Vornamen, Lizzie.“
„Mein Name ist Elizabeth. Und ich möchte Sie bitten, mich Dr. Morgan zu nennen“, erwiderte sie steif. „Also, welche Schulter tut Ihnen weh?“
Er kam näher, so dicht, dass sie nur mit Mühe das Bedürfnis unterdrückte, zurückzuweichen. „Keine, war nur Spaß.“ Seine Augen blitzten.
„Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie
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