Aerzte Zum Verlieben Band 59
zog sich die Decke über den Kopf. „In meinem Zustand kann ich mich nicht sehen lassen. Also, falls nicht jemand schwer krank ist und dringend meine Hilfe braucht, geh wieder … bitte!“
„Ich habe dir eine Kanne Tee mitgebracht. Und ich wollte dir sagen, dass außer dir und Jack noch zehn andere erkrankt sind. Aber wir kümmern uns um sie, also mach dir keine Sorgen.“
Einen Moment lang herrschte Stille, und Elizabeth fragte sich schon, ob er gegangen war. Als sie unter der Bettdecke hervorlugte, blieb ihr fast das Herz stehen. Er hatte das Foto von Charlie vom Nachttisch genommen und betrachtete sie eingehend.
„Wer ist das?“
Elizabeth musste sich beherrschen, ihm das Bild nicht aus der Hand zu reißen. Normalerweise legte sie es in die Schublade, damit es keiner ansehen konnte. Aber weil sie sich so schlecht gefühlt hatte, hatte sie es mit ins Bett genommen und irgendwann einfach auf den Nachtisch gelegt.
„Meine Tochter. Charlie.“
„Das ist also Charlie. Wo ist sie jetzt?“
Sie streckte die Hand nach der Fotografie aus, und als Kendrick sie ihr gab, strich sie zärtlich darüber. Ihr Hals war wie zugeschnürt. „Sie ist tot.“
„Oh, Lizzie, das tut mir so leid.“ Kendrick setzte sich auf die Bettkante und zog Elizabeth an sich. „Du musst nichts sagen.“
Aber sie erzählte es ihm. „Sie wurde mit Gaucher-Syndrom geboren. Eine Krankheit, die meistens tödlich verläuft. Ich wusste von Anfang an, dass sie nicht lange bei mir bleibt.“
Kendrick sagte nichts, sondern drückte sie nur liebevoll an sich.
„Ich gab meine Arbeit auf, um bei ihr sein zu können“, fuhr Elizabeth fort. „Sie brauchte rund um die Uhr Betreuung und Pflege. Und ich wollte jeden Moment ihres Lebens mit ihr verbringen.“ Ihre Stimme stockte. „Vor drei Monaten ist sie gestorben. Sie wurde nicht einmal zwei Jahre alt. Kendrick, keine Mutter sollte ihr Kind überleben. Deswegen will ich nie wieder Kinder haben. Ich könnte es nicht ertragen, so etwas noch einmal durchmachen zu müssen.“
„Was ist mit ihrem Vater? Du hast gesagt, dass du verheiratet warst.“
Elizabeth seufzte. „Simon? Er ertrug es nicht, ein behindertes Kind zu haben. Kannst du dir vorstellen, dass er mir vorschlug, sie zur Adoption freizugeben? Und danach sollten wir versuchen, ein gesundes Kind zu bekommen. Als wäre sie ein Spielzeug, das man weiterverschenkt, weil es einem nicht gefällt“, sagte sie aufgewühlt. „Ich dachte, Simon würde Charlie irgendwann akzeptieren, aber als ich sie nicht in ein Pflegeheim geben wollte, ist er gegangen.“
„Er hat dich und Charlie im Stich gelassen?“, fragte er ungläubig.
„Wir haben es auch allein geschafft. Simon habe ich erst wieder bei Charlies Beerdigung gesehen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Wenn er wenigstens ab und an zu Besuch gekommen wäre, um Charlie zu sehen, hätte ich ihm verzeihen können. Aber es war, als würden wir beide für ihn einfach nicht mehr existieren.“ Sie holte bebend Luft. „Jetzt verstehst du sicher, warum ich nie wieder heiraten will. Lieber bleibe ich allein, als so etwas noch einmal durchzumachen.“
„Nicht alle Männer sind wie dein Exmann“, antwortete er, hörte sich jedoch plötzlich ungewohnt distanziert an. „Ich gehe jetzt besser. Später sehe ich noch mal nach dir.“
Vierundzwanzig Stunden später hatten sich alle, wie Elizabeth vermutet hatte, von ihrer Erkrankung erholt. Nur Jack ließ sich nicht blicken. Die anderen waren jedoch vollzählig am Set. Es herrschte eine erwartungsvolle Stimmung nach der kurzen Drehpause.
„Okay, Leute, alle mal herkommen!“, rief Philip, der heute ungewohnt gut gelaunt wirkte, ins Megafon. Als jeder sich eingefunden hatte, senkte er es und verkündete: „In ungefähr zwei Wochen sollten wir fertig sein.“
Beifall brandete auf, aber Elizabeth wurde unerwartet wehmütig zumute. Mit Abschluss der Dreharbeiten würde auch Kendrick aus ihrem Leben verschwinden. Sie wusste noch nicht, wie es für sie weitergehen sollte. Zur Sicherheit hatte sie bei ihrem früheren Arbeitgeber schriftlich angefragt, ob man sie wieder einstellen würde.
Die Aufnahmen begannen, und Elizabeth ging zu ihrem Ambulanzwagen.
Dort warteten bereits Patienten, mehr als sonst üblich. Einer hatte sich den Knöchel gezerrt, ein anderer klagte über hartnäckigen Husten, eine junge Frau hatte einen hässlichen Ausschlag im Gesicht. Nachdem der letzte Patient gegangen war, klopfte es an der Tür.
Es war Tara. „Hi,
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