Aerzte Zum Verlieben Band 59
Sie würde mit ihm reden, ihm klar sagen, dass er von ihr nichts zu befürchten hatte. Schließlich war sie ein erwachsener Mensch und daher in der Lage, souverän mit dieser Situation umzugehen. Von ihm erwartete sie das Gleiche.
Kendrick saß vor seinem Wohnwagen, schnitzte an einem Holzstück und pfiff dabei leise vor sich hin. Als er Elizabeth näherkommen sah, sprang er auf.
„Hallo, Lizzie. Wie geht’s dir?“
„Danke, gut.“ Sie holte tief Luft. „Kendrick, können wir miteinander reden?“
„Sicher.“ Er zog ihr einen Stuhl heran, mit einem wachsamen Ausdruck in den Augen, wie ihr schien.
„Nicht hier“, sagte sie. Zu viele Leute waren um sie herum. „Lass uns ein Stück gehen.“
Kendrick nickte stumm, und schweigend gingen sie in die Wüste, bis sie das Camp hinter sich gelassen hatten.
Elizabeth blieb stehen und wandte sich ihm zu. „Du gehst mir aus dem Weg“, begann sie ohne Umschweife. „Warum?“
„Lizzie …“ Er verstummte wieder. „Okay, du hast recht“, gab er zu. „Ich bin dir aus dem Weg gegangen.“
„Warum? Findest du, dass es ein Fehler war, mit mir zu schlafen?“
Kurz blitzte das alte Lächeln auf. „Nein, es war kein Fehler“, sagte er. „Es ist nur … Lizzie, ich dachte, wir könnten für eine Weile beide unseren Spaß daran haben. Wir sind erwachsen. Wir wissen, was wir tun.“
„Aber?“
„Das war, bevor ich von Charlie erfuhr.“
„Was hat Charlie damit zu tun?“
„Du bist verletzbar, Lizzie. Dein Kind ist erst vor ein paar Monaten gestorben. Hätte ich das gewusst, hätte ich mich nie mit dir eingelassen.“
Elizabeth wurde wütend. „Seit wann entscheidest du, was für mich richtig oder falsch ist? Kendrick, wenn du Schluss machen willst, dann sag es wenigstens ehrlich.“
„Ich wollte mit dir schlafen, Elizabeth, nicht Verantwortung übernehmen.“
Am liebsten hätte sie ihn geschlagen. „Habe ich das jemals von dir verlangt?“, fauchte sie. „Von Charlie habe ich dir erzählt, weil du danach gefragt hast. Hätte ich es verschweigen sollen? Hättest du dich dann besser gefühlt?“
„Lizzie …“ Er streckte die Hand aus, aber sie wich zurück. Sie war so zornig, dass ihr das Blut in den Ohren rauschte.
„Du hast mich in einem schwachen Moment erwischt, das gebe ich zu. Aber ich habe mit dir geschlafen, weil ich es wollte. Weil es mir half, meinen Schmerz zu vergessen.“
„Lizzie …“ Er machte einen Schritt auf sie zu, doch sie hob abwehrend die Hände.
„Falls du jetzt Angst hast, dass ich mehr von dir will, vergiss es. Nur weil ich Trost brauchte, will ich dich nicht gleich heiraten. Ich heirate nie wieder. Und ich will nie wieder Kinder haben.“ Sie musste Luft holen, weil der Druck auf ihrer Brust stärker wurde. „Wir hatten Sex, Kendrick. Mehr nicht. Mach es nicht zu etwas, was es nicht war.“
Sie wirbelte herum, wollte in ihren Wohnwagen, bevor sie vor Kendrick in Tränen ausbrach. Es würde ihn nur darin bestätigen, dass sie schwach und verletzlich war. Bei diesem Gedanken schwoll ihr Ärger wieder an, und sie drehte sich noch einmal um. „Und hör endlich auf, mich Lizzie zu nennen!“
7. KAPITEL
Erregte Stimmen erklangen, und Elizabeth blickte zur anderen Campseite hinüber. Eine schlanke Frau mit langen schwarzen Haaren stand vor Kendrick, redete wütend auf ihn ein und zeigte dabei immer wieder auf den Jeep hinter ihr. Selbst auf diese Entfernung sah Elizabeth, dass Kendrick nicht begeistert war.
Neugierig schlenderte Elizabeth in seine Richtung.
„Er ist auch dein Fleisch und Blut!“, rief die Frau aufgebracht. „Findest du nicht, dass du auch mal helfen könntest?“
„Ich arbeite.“ Kendrick verschränkte die Arme vor der Brust.
Wortlos beugte sich die Frau in den Wagen und hob einen kleinen Jungen heraus. Er mochte höchstens eineinhalb Jahre alt sein.
„Es ist doch nur für heute. Morgen kannst du ihn zur Ranch bringen, und ich hole ihn dort ab. Komm schon, Kendrick, das bist du mir schuldig!“
Elizabeth bekam einen trockenen Mund. Die Frau schien eine Exgeliebte zu sein. Und er hatte sie mit einem Kind sitzen lassen! Elizabeth fröstelte. Wenn sie einen Beweis gebraucht hätte, dass er nicht besser war als Simon, hier hatte sie ihn.
Ohne viel Federlesens drückte ihm die Frau das Kind in die Arme, und Kendrick musste es notgedrungen festhalten. Aber er hielt es auf Armeslänge von sich, mit unsicherer Miene.
Bestürzt sah Elizabeth, wie die Frau in ihren Jeep stieg und in einer
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