Aerzte Zum Verlieben Band 59
ins Kissen und schloss die Augen, einerseits erleichtert, aber auch in Sorge um Finn.
Wie um James.
Und um sich selbst.
Am nächsten Morgen schickte James ihr eine SMS. Ob sie ihm einen Kaffee mitbringen könnte, wenn sie ihn abholte?
Ava machte einen Abstecher zur Cafeteria, wartete am Tresen. Ihre Hand zitterte, als sie der Kassiererin das Geld reichte.
Sie war nervös, und das gefiel ihr gar nicht.
„Oh, hallo, Tom“, sagte sie zu dem Mann, der neben ihr auftauchte. Und weil Tom blind war, fügte sie hinzu: „Ich bin’s, Ava.“
„Ava!“ Tom lächelte. „Hayley und ich haben uns zum Kaffee verabredet, damit Sasha ihre Mum sieht. Hayley hat das ganze Wochenende Dienst.“
Toms Frau war Chirurgin am Sydney Harbour. Ava entdeckte sie an einem der Tische, über ihr Baby gebeugt.
„Wie geht es dir?“, fragte Tom.
„Gut.“ Tom war Dozent an der Universität und wahrscheinlich der Einzige, der nicht Bescheid wusste. Ava hatte jedoch nicht die Kraft, von James’ Erkrankung zu erzählen, nicht heute. Und es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis der Kaffee endlich fertig war! Oh, bitte, beeil dich, flehte sie die Bedienung stumm an.
„Und James?“ Tom konnte die Verzweiflung in ihren Augen nicht sehen, sonst hätte er sich bestimmt diskret zurückgehalten.
„Ganz gut.“ Sie versuchte, unbefangen zu klingen, und lächelte, als sie ihr Wechselgeld zurückbekam. Doch es rutschte ihr durch die Finger und klimperte zu Boden. „Entschuldigung.“
Ava bückte sich, um die Münzen aufzusammeln, und sah Baxter, Toms Hund. Am liebsten hätte sie das Gesicht in seinem weichen Fell vergraben und einfach losgeheult. Stattdessen streichelte sie ihm den Kopf.
„Ava?“ Toms Stimme schien von weit her zu kommen. „Du kannst Baxter nicht streicheln.“
„Natürlich nicht, tut mir leid.“ Hastig zog sie die Hand zurück und stand auf.
„Wenn er sein Führgeschirr trägt, darf er nicht gestreichelt werden“, erklärte Tom, und selbstverständlich hatte er recht. Baxter arbeitete ja, sie hatte nur nicht daran gedacht. Doch auch wenn Tom sie freundlich darauf aufmerksam gemacht hatte, was er auch bei anderen bestimmt zig Mal am Tag tat, so fühlte es sich doch wie eine Zurückweisung an. Dabei meinte er es sicher nicht so, aber Ava war so empfindlich geworden, dass es wehtat wie ein barscher Vorwurf.
„Ich bringe Ihnen den Kaffee an den Tisch“, sagte die Bedienung zu Tom, und Ava verabschiedete sich, als er zu seiner Familie zurückkehrte.
Bevor sie ihren Kaffee nahm, sah sie, wie Hayley mit Tom sprach und er ein betroffenes Gesicht machte.
Da wusste Ava, dass sie ihrem Mann erzählt hatte, wie es um James stand.
Blake war bei James, und Lily auch.
Die Krankenschwester sah müde aus, lächelte aber Ava fröhlich an, als diese ins Zimmer kam. Blake gab die letzten Instruktionen, und dann schob Lily einen Rollstuhl ans Bett. Warum arbeitet sie eigentlich? dachte Ava. Hat sie doch nicht nötig, ihr Mann ist Chefarzt …
Sie verscheuchte die mürrischen Gedanken. Sie hatte doch auch immer gearbeitet, weil sie es für selbstverständlich hielt, dass Frauen berufstätig waren. Warum war sie nur so schrecklich neidisch und verbittert? Was war das für ein Gefühl, das sie nicht benennen konnte, das aber an ihr nagte wie giftgrüne Eifersucht?
„Lily hat dir sicher gesagt, was du bei der Wundpflege beachten solltest“, meinte Blake, und Ava versuchte, sich auf die Unterhaltung zu konzentrieren.
„Das schon“, sagte James. „Aber ich setze mich nicht in diesen Rollstuhl.“
„Keine Chance, mein Lieber.“ Lily schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. „Der Weg zum Ausgang ist lang.“
Widerstrebend ließ sich James im Rollstuhl nieder. Ava reichte ihm seinen Kaffee und wurde mit einem knappen: „Danke“, belohnt.
„Danke, Blake“, wandte sie sich an seinen Kollegen. Es war merkwürdig, mit dem Arzt Blake zu sprechen. Bisher hatte sie ihn nur bei privaten Anlässen erlebt, wenn er zum Beispiel mit seiner Frau Joan zum Abendessen zu ihnen gekommen war. „Ich denke, wir müssen jetzt einfach abwarten, bis wir die Ergebnisse haben“, erklärte er freundlich.
„Ja.“ James schien es eilig zu haben, endlich aus dem Krankenhaus zu kommen. „Ruf mich an, sobald sie da sind.“
„Sicher.“ Blake warf Ava einen flüchtigen Blick zu, und ihr stieg das Blut ins Gesicht. Nicht genug damit, dass die verräterische Röte für alle sichtbar war, spürte Ava, wie ihr die Tränen in die Augen
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