Aerzte Zum Verlieben Band 59
Verbandsmaterial zurückkam.
Ava wusste, dass sie sich kindisch verhielt. Sie mochte Lily sehr, die wie sie Pferde liebte und mit Begeisterung zu Weihnachten ihr Zuhause festlich schmückte. Und heute war sie wie immer nett und freundlich gewesen, doch Ava schäumte insgeheim.
„Blake kommt gleich noch mal zu ihm“, sagte Lily.
„Wieso?“, entfuhr es ihr heftiger als beabsichtigt. Blake war Onkologe wie James, und die Operation war Sache des Chirurgenteams gewesen.
„Er will sich ihn nur ansehen.“
„Kann er dann nach Hause?“ Sie wünschte sich nichts mehr, als endlich mit allein zu sein. Ava überlegte sogar, ob sie Veronica anrufen sollte, sobald sie in ihrer Wohnung waren. James schläft, du brauchst nicht rüberzukommen, würde sie ihr sagen.
Doch statt zu antworten, lächelte Lily nur unverbindlich und verschwand wieder in James’ Zimmer.
Ava blieb zurück, in ihren Augen brannten Tränen.
Sie konnte sich nicht helfen, aber sie war neidisch auf Lily – weil sie ein Baby bekam, weil sie glücklich verheiratet und ihr Mann gesund war. Ava hatte geglaubt, dass sie damit zurechtkam, keine Kinder bekommen zu können. Heute allerdings rissen alte Wunden wieder auf, und sie war sogar eifersüchtig auf Lily, weil sie bei James sein durfte und sie selbst nicht. Und wahrscheinlich hat sie von Anfang an eine Bilderbuchschwangerschaft gehabt!
Oh, was war nur mit ihr los? Warum dachte sie so schlimme Sachen? Was war in sie gefahren?
Als Blake den Flur entlangkam, brachte sie mit Mühe ein Lächeln zustande.
„Ich sehe ihn mir nur kurz an, Ava“, sagte er.
Keine Minute später wurde sie ins Zimmer gerufen. Ihr Unbehagen verstärkte sich, während sie an James’ Bett trat.
„Die Kollegen von der Chirurgie sind mit dem Eingriff zufrieden, es lief alles nach Plan“, begann Blake. „Aber James hat starke Schmerzen, und die Übelkeit lässt auch nicht nach. Zur Sicherheit behalten wir ihn heute Nacht hier.“
Avas Misstrauen wuchs. Sie ahnte, was hier hinter verschlossenen Türen ausgeheckt worden war.
„Morgen früh kann er aber sicher nach Hause“, fügte der Onkologe hinzu.
„Danke, Blake.“ James schüttelte ihm die Hand, und Blake verließ das Zimmer.
„Ich hole eben die Spritze“, sagte Lily und ließ sie allein.
„Hattest du nicht gesagt, du hättest kaum Schmerzen?“
„Ich wollte nicht jammern“, antwortete James. „Geh ruhig nach Hause, Ava.“
„Aber ich kann bleiben.“
„Nicht nötig. Sobald das Schmerzmittel wirkt, werde ich schlafen wie ein Stein. Rufst du bitte Mum an und sagst ihr, dass sie mich noch eine Nacht dabehalten?“
„Sie will dich bestimmt besuchen.“
„Natürlich will sie das, ich bin ihr Sohn.“
„Hier kommt dein Pieks ins Reich der Träume“, verkündete Lily munter, als sie das Zimmer betrat, in der Hand eine Nierenschale mit allem Nötigen für die Injektion.
Jeden Moment würde sie den Vorhang zuziehen und Ava bitten, nach draußen zu gehen. Doch dann sagte James: „Bis morgen, Ava.“
Sie war entlassen. Ava sparte sich den Gutenachtkuss, es wäre doch nur eine wenig willkommene Geste, um den Schein zu wahren.
Sicher, James mochte Schmerzen haben, aber im Grunde ihres Herzens war ihr klar, dass sie eine kleine Inszenierung erlebt hatte. Er hatte Lily und Blake gesagt, dass er lieber im Krankenhaus blieb, als nach Hause zu fahren.
Sie rief seine Mutter an, und wie erwartet beschloss Veronica, ihren Sohn gleich zu besuchen. „Ich könnte ihm etwas Leckeres zum Abendessen mitbringen.“
Ava ließ das Essen ausfallen. Sie hatte keinen Hunger und Appetit erst recht nicht.
Nach einer heißen Dusche schlüpfte sie in ihren weiten Flanellpyjama und kroch völlig erschöpft ins Bett. Doch in ihrem Kopf drehte sich das Gedankenkarussell, und sie kam nicht zur Ruhe. Als ihr Handy eine SMS meldete, fuhr sie zusammen. James! dachte sie und rief sie schnell auf.
Aber die Nachricht war von Evie, und Ava bekam sofort ein schlechtes Gewissen. An Finn hatte sie überhaupt nicht mehr gedacht!
Finn hat die OP hinter sich und liegt auf der Intensiv. Noch zu früh, um zu sagen, wie es gelaufen ist, aber die OP ist zum Glück überstanden.
Es war eine Serien-SMS. Sie hatte auch eine an ihre Familien und Freunde geschickt, als James zur Station zurückgebracht wurde. So schön es war, dass Menschen an sie dachten, so überwältigend waren die vielen Rückmeldungen und Fragen. Also tat Ava Evie den Gefallen und ließ die SMS unbeantwortet.
Sie sank
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