Aerzte Zum Verlieben Band 59
gegeben.“
„Na, das ging ja schnell.“
„Vor Jahren schon, James. Du könntest sie sowieso nicht mehr anziehen, sie wären total aus der Mode!“ Sie riss den Kleiderschrank auf, fand noch zwei schwarze Jeans, die eine Nummer kleiner waren, und James nahm einen Stapel T-Shirts heraus.
Er legte die Sachen in einen Umzugskarton und ging damit ins Arbeitszimmer.
„Möchtest du etwas essen?“
„Nein, mach dir keine Umstände“, rief er.
Sie folgte ihm. „Ich könnte Pizza bestellen.“
Aber er aß keine Pizza mehr und auch sonst kein Fast Food, obwohl es ihn hart ankam, sich an seine Vorsätze zu halten.
„Danke, ich habe keinen Hunger.“
„Wie ist es mit Kaffee?“
Sie würde sich totlachen, wenn er ihr verriet, dass er nur noch grünen Tee trank.
„Ein Glas Wasser wäre mir lieber, danke.“
James dachte an den Kühlschrank, der auf Knopfdruck kaltes Wasser ins Glas sprudelte oder zerstoßenes Eis, und fragte sich, ob er sie kränken würde, wenn er den Kühlschrank beanspruchte.
„Bitte.“ Sie reichte ihm das Glas und versuchte, Konversation zu machen, während er trank. „Wie geht es dir?“
„Ach, weißt du, diese Chemo hat komische Nebenwirkungen.“
„Welche denn?“
„Ich kann gerade nicht denken. Übel, was?“ Der sarkastische Unterton war nicht zu überhören. „Dabei liegt es mir auf der Zunge.“
„So schlimm?“ Ava konnte sich die ironische Antwort nicht verkneifen. Selbst schuld, dachte sie trotzig. Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.
James zuckte nur mit den Schultern und packte weiter seinen Karton. Als er ihn zuklappte, stand ihr Hochzeitsfoto noch auf dem Schreibtisch. Er nahm es also nicht mit.
„Donna war hier“, sagte Ava. „Sie rief letzte Woche an und als ich ihr von uns erzählte, war sie ziemlich verschnupft, dass ich ihr noch nicht Bescheid gesagt hatte.“
„Neil hat mich angerufen. Wahrscheinlich wusste er es von Donna. Er hat anscheinend gedacht, dass wir jetzt zusammen losziehen und einen draufmachen. Als ich ihm von meinem Krebs berichtete, klang er ziemlich enttäuscht.“ James sah sie an. „Wie geht es Donna?“
„Sie redet immer noch über Neil.“ Ava musste lachen, weil James lachte. Oder hatten sie gleichzeitig angefangen? „Beschwert sich über ihn. Ich hätte am liebsten gesagt: ‚He, meine Ehe ist jetzt am Ende, deine schon seit Jahren …‘“
Es sollte ihn nicht interessieren, und eigentlich ging es ihn nichts an, aber die Frage drängte sich ihm trotzdem auf. „Wie haben es deine Eltern aufgenommen?“
„Oh, Mum hat vorgeschlagen, ich soll in mein altes Kinderzimmer ziehen, damit sie mich ein bisschen verwöhnen und bemuttern kann …“
James betrachtete sie. Gut, seine Mutter ging ihm manchmal auf die Nerven mit ihrer gluckenhaften Besorgtheit, aber wie Ava von ihrer Familie behandelt wurde, das wünschte er niemandem. Es wäre so einfach, sie in die Arme zu nehmen, zu bleiben …
Sein Stolz war stärker. „So, ich denke, ich habe alles.“
Er ging ins Wohnzimmer, sah das Krankenhausgebäude, den Hafen von Sydney, ein Anblick, der ihm vertraut war. Hier bargen die Möbel, die Zimmer einen Duft, der für ihn Zuhause bedeutete, und er wollte nicht zurück in das unpersönliche möblierte Apartment, wo die Bettwäsche nach Chlorbleiche roch. Am liebsten wäre er ins Schlafzimmer gegangen, hätte sich hingelegt und die Augen zugemacht. Oder sich eine Weile auf dem Sofa ausgeruht. Aber ihm stand schon die nächste Chemo bevor, für zärtliche Versöhnungen war einfach keine Zeit.
Außerdem hatte Ava ihn nicht einmal gewollt, als er noch gesund gewesen war.
„Falls du irgendetwas brauchst …?“
„Den Kühlschrank“, sagte James.
Ihr Lachen klang etwas gezwungen, und dann sagte sie, was sie nicht zurückhalten konnte: „Du fehlst mir.“
Seine Mauer bekam einen feinen Riss. „Wie geht es dir?“ Das musste er einfach fragen.
„Keine Ahnung …“ Sie brach nicht mehr ständig in Tränen aus, und sie dachte nicht mehr rund um die Uhr daran, wie krank er war. Eine deutliche Verbesserung gegenüber der letzten Woche. „Ich bin müde“, sagte sie. „So müde wie noch nie.“
„Ich auch.“
Er war der einzige Mensch, der sie trösten konnte – nicht immer, weil sie es oft nicht zugelassen hatte, aber heute Abend spürte er ihre Sehnsucht. James setzte den Karton ab und zog Ava in seine Arme, ließ sie sich ausruhen, nur für einen Moment. Und entspannte sich auch.
„Komm zurück,
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