Aerzte Zum Verlieben Band 59
wurde. Was sollte sie tun? Aber ich kann es nicht vor ihm verheimlichen, er hat ein Recht darauf, es zu erfahren.
Nun hatte sie einen Grund, zu ihm zu gehen.
Vor der Wohnungstür wappnete sie sich, nahm sich vor, aufrichtig zu sein und sich so zu verhalten, wie sie es ihren Patienten immer riet.
Doch es war nicht James, sondern Veronica, die die Tür öffnete. Und ihrer Miene nach zu urteilen, war sie nicht gerade begeistert, Ava zu sehen. „Was willst du denn hier?“
„Ich möchte zu James.“
„Ihm war die ganze Nacht übel, er hat kaum geschlafen“, sagte Veronica kühl. „Und er hat gesagt, wenn du hier auftauchst, soll ich dich nicht reinlassen.“
„Veronica, ich muss mit ihm sprechen.“ Ava versuchte, ruhig zu bleiben.
„Wozu? Damit es ihm noch schlechter geht?“ Veronica trat in den Flur und zog die Tür hinter sich ran. „Was bist du nur für eine, dass du ihn in dieser Situation allein lässt?“, zischte sie.
„Er hat mich verlassen!“, verteidigte sie sich, obwohl sie ahnte, dass es keinen Zweck hatte. Auch im Krankenhaus hatte man sie mit schiefen Blicken bedacht, und für James’ Mutter war die Sache klar: Ava war die Böse, die ihrem Mann in schwierigen Zeiten den Rücken kehrte.
„James war immer für dich da, als du die Fehlgeburten hattest.“ Veronica redete sich in Rage. „Ich weiß nicht, was dein Problem ist, aber hättest du das nicht zurückstellen können? Gerade jetzt hätte er dich an seiner Seite gebraucht!“
„Ich muss mit ihm reden.“
„Nein. Das würde ihn noch mehr runterziehen“, sagte James’ Mutter nachdrücklich. „Ich meine es ernst, Ava. Ich habe ihm ein paar DVDs gekauft, und wir sehen uns gerade einen Film an. Positiv denken, optimistisch bleiben, das sagen alle. James muss jetzt auf sich achten, Stress ist Gift für ihn. Es würde ihn nur unnötig belasten, wenn er versucht, eine Ehe zu retten, die seit einem Jahr praktisch nicht mehr existiert.“ Sie musste gesehen haben, dass Ava blass geworden war. „Lass ihn in Ruhe, damit hilfst du ihm am besten“, fügte sie etwas milder hinzu.
So weh es tat, aber Veronica hatte recht.
Was sollte sie ihm auch sagen? Hey, ich bin schwanger! Damit würde sie ihn nur unter Druck setzen, weil er sich wieder Sorgen machen würde, um sie, um das Kind. Er würde sie unterstützen, ihr beistehen wollen und brauchte doch all seine Kraft und Zuversicht für seinen Kampf gegen den Krebs.
Und wenn sie es dann verlor wie die anderen Babys? Nächste Woche, im nächsten Monat? Wie sollte sie ihm das schonend beibringen?
„Wenn dir wirklich etwas an ihm liegt“, unterbrach Veronica sie in ihren Gedanken, „dann lass ihn einfach in Frieden.“
8. KAPITEL
Ava zerriss es das Herz, ihn leiden zu sehen.
James schleppte sich zur Arbeit, magerte ab, die Haare fielen ihm aus. Nicht dass der kahle Kopf ihn unattraktiv machte, im Gegenteil, er stand ihm. Manchmal sah sie James mit Kollegen reden und lachen, doch ihrem Blick wich er immer aus.
Bis auf eine Ausnahme. Ava hatte sich am Tresen gerade einen Kaffee bestellt und sah auf. Direkt in James’ Augen, und diesmal schaute er nicht weg, sondern kam sogar zu ihr.
„Ich muss ein paar Sachen aus der Wohnung holen.“
„Klar.“ Sie hatte das Gefühl, dass alle in der Kantine sie anstarrten. „Wann wolltest du kommen?“
„Heute Abend, falls du nichts vorhast.“
„Ja, das passt mir gut.“
Es wäre die Gelegenheit, ihm von der Schwangerschaft zu erzählen, aber sie verwarf den Gedanken sofort wieder. Er hatte genug mit sich zu tun, mehr Stress konnte er nicht gebrauchen. Und sosehr es sie auch belastete, in dieser schweren Zeit nicht bei ihm sein zu können, andererseits war sie froh darüber. Ihr Körper veränderte sich, ihr Bauch wurde runder, und James hätte schnell gemerkt, was los war.
Also zog sie abends Leggins an und ein altes ausgeleiertes Sweatshirt und hoffte, dass ihm nichts auffiel.
Er kam pünktlich, wie verabredet, um acht.
Nicht mit vier Kumpeln und einem Kleinlaster, wie sie erwartet hatte, sondern allein.
„Ich brauche nur einige Bücher“, sagte James. Etwas befremdet betrachtete er ihr nachlässiges Outfit und ärgerte sich gleichzeitig darüber, dass es ihn wurmte. Wenn es ihr egal war, wie sie vor ihm herumlief, na schön, wieso nicht? „Und Kleidung …“ Seine Sachen schlotterten ihm am Körper. „Da müssten noch Jeans sein, aus der Zeit, bevor ich zugenommen habe.“
„Die habe ich in die Altkleider
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