Aerzte Zum Verlieben Band 59
James“, murmelte sie an seiner Brust.
„Ich kann nicht.“ Ihr Haar duftete zart nach Lavendelblüten, und in diesem Moment, während er ihre Wärme spürte, ihren schlanken, biegsamen Körper, da konnte James ehrlich zu sich selbst sein.
Stumm gab er zu, dass ihm sein Stolz manchmal im Weg stand, dass er stur sein konnte, mehr als gut für ihn war, und Avas Bitte fühlte sich für ihn an wie ein Freifahrtschein ins Glück. Der nur einen Haken hatte: Er sollte alles entschuldigen, jeden Streit vorher vergessen machen, aus nur einem Grund – weil er krank, vielleicht sterbenskrank war.
Und James wollte keine Ehe, die auf Mitleid gebaut war, wollte Ava nicht zumuten, was ihn bei dieser Krankheit noch erwartete. Sie waren doch längst kein Paar mehr.
„Es geht nicht, Ava. Lass mich das allein durchstehen.“ Die Statistiken sprachen für ihn, dennoch war ihm klar, dass er nächstes Jahr um diese Zeit vielleicht schon nicht mehr leben würde.
Besser, sie nahmen jetzt schon Abschied voneinander, dann wäre es für sie später leichter. Sie hatte schon so viel Verlust ertragen müssen, noch mehr Kummer musste er ihr ersparen.
James suchte ihren Mund und küsste sie. Es war ein inniger, sinnlicher Kuss, der sie beide in eine Welt trug, wo Worte nicht nötig waren. Dann löste sich James von ihr, und sie barg den Kopf wieder an seiner Brust, verlegen und verwirrt von dem Verlangen, das immer noch zwischen ihnen schwelte.
„Ich muss gehen“, sagte er, ließ sie aber noch nicht los.
Als er schließlich die Arme sinken ließ, hielt sie ihn nicht zurück. Natürlich musste er gehen.
Aber es war schön gewesen, einander zu halten.
Während der folgenden Wochen klammerte Ava sich an ihre Arbeit wie an einen rettenden Strohhalm.
„Schön, Sie wiederzusehen“, sagte sie zu George und Elise, nachdem sie sie im Wartezimmer aufgerufen hatte.
Und sie freute sich aufrichtig. Sie liebte ihren Job und hatte sich noch nie davon beirren lassen, wenn Veronica und andere die Nase rümpften. Jeder Schritt und jeder Erfolg bestätigten sie darin, dass sie etwas Sinnvolles tat, weil sie Menschen ihre Lebensfreude zurückgab.
Heute war wieder ein solcher Erfolg sichtbar. Sie hatte die beiden reden und lachen hören, als sie nach vorn ging, um ihre Patientenakte zu holen. Und wie sie jetzt vor ihrem Schreibtisch saßen, verrieten allein ihre Körpersprache und Elises Lächeln, dass sich etwas verändert hatte.
Während der Unterhaltung fand sie heraus, dass ihre Vermutung richtig war. In mehr als einer Hinsicht!
„Wir hätten eher zu Ihnen kommen sollen“, meinte Elise.
„Das haben mir schon viele Paare gesagt. Die meisten schleppen ihre Probleme zu lange mit sich herum, ohne auf die Idee zu kommen, dass sie sich Hilfe holen können.“
„Ich wünschte, George hätte mir erzählt, was er durchmacht. Ich hätte ihm doch geholfen.“
„Vielleicht brauchte George Zeit, um sich über die Dinge klar zu werden“, antwortete Ava sanft.
„Aber Sie sagen immer, wir sollen miteinander reden …“
„Das stimmt. Gelegentlich nützt aber auch das Reden nichts. Dann können Sie nur darauf vertrauen, dass Ihre gemeinsame Geschichte, die Liebe, die Sie füreinander empfinden, stark genug ist, um mit der Zeit alle Wunden zu heilen. George musste vieles verarbeiten, bevor er sich in der Lage sah, seine Gedanken mit Ihnen zu teilen. Und sehen Sie sich jetzt an – Ihre Ehe scheint gefestigt, mehr noch als vor dem Unfall.“ Sie lächelte zuversichtlich. „Ich möchte Sie gern in drei Monaten wiedersehen. Und ich werde Ihre Medikation anpassen, George. Ihr nächster Termin wäre dann in einem Monat, ja?“
George nickte. In acht Wochen endete seine Krankschreibung, und Ava wollte sichergehen, dass er wieder arbeitsfähig war.
Ava begleitete das Ehepaar zur Tür. „Alles Gute“, sagte sie herzlich. „Ich habe mich wirklich gefreut, Sie zu sehen.“
„Das kann ich nur zurückgeben.“ Elise schenkte ihr ein wissendes Lächeln. „Sie sehen wohl aus.“
„Danke.“ Avas Wangen röteten sich leicht. Ob Elise ihren Zustand erahnte?
Vielleicht. Ava trug eine weiße Bluse, die an den oberen Knöpfen etwas spannte, um die Taille war sie voller geworden, und heute Morgen hatte sie den Reißverschluss ihres Rockes nicht zubekommen. Bald würde die Schwangerschaft auch für andere sichtbar werden. So lange hatte sie keins ihrer Babys behalten und das, obwohl sie schwimmen und reiten ging, obwohl sie arbeitete, sich große Sorgen
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