Aerzte Zum Verlieben Band 59
können wir leider nichts tun. Oder doch … fahren Sie nach unten und halten Sie den Fahrstuhl für die Sanitäter bereit?“
Sie dachte an Evie. Wie schrecklich musste es für sie sein, wenn sie heute Abend Dienst hatte und Finn unerwartet in diesem Zustand eingeliefert wurde? Ava griff wieder zum Telefon, ließ sich mit der Notaufnahme verbinden und verlangte die diensthabende Schwester.
„Nein, ich muss sie jetzt sprechen“, sagte sie bestimmt. „Hier ist Dr. Carmichael, es geht um einen Notfallpatienten, der auf dem Weg zu Ihnen ist.“
Die verantwortliche Schwester verhielt sich großartig, nachdem Ava sie informiert hatte.
„Wir bereiten alles vor, und ich spreche auch mit Evie“, versicherte sie. „Danke, dass Sie Bescheid gesagt haben.“
Auch die Sanitäter kamen Ava wie rettende Engel vor. Sie legten zwei Venenzugänge, um Finn mit Flüssigkeit zu versorgen, und gaben ihm Sauerstoff. Als sie ihn nach unten gebracht hatten und er die kühle Nachtluft spürte, kam er langsam zu sich.
Ava stieg hinten mit ein, um ihn auf dem kurzen Weg ins Sydney Harbour Hospital zu begleiten.
„Evie …“ Er war kaum zu verstehen, aber Ava wusste, dass er den gleichen Gedanken gehabt hatte wie sie.
„Sie weiß es, Finn.“ Ihm die Hand zu halten, ihn sanft zu beruhigen, das wäre Ava bei Finn nie eingefallen. Er hätte es auch nicht gewollt.
Stattdessen blickte sie aus dem dunkel getönten Fenster des Krankenwagens, der mit Blaulicht und Sirene durch die Straßen raste. Sie ärgerte sich immer noch über Finn, und sobald es ihm besser ging, würde sie es ihm klipp und klar sagen. Er hielt Evie auf Distanz, wollte sie nicht belasten, und merkte gar nicht, wie sehr er sie damit verletzte.
Während sie über Finn nachdachte, fiel ihr plötzlich auf, dass sie es nicht besser machte.
Als der Wagen vor der Notaufnahme hielt, hatte Ava einen Entschluss gefasst. Es mochte für James alles noch komplizierter und schwieriger machen, doch sie durfte ihm nicht länger verheimlichen, dass er Vater wurde.
Gleich nach der Arbeit fuhr sie zu James’ Apartment.
Finn ging es etwas besser, aber Ava wurde immer noch flau bei dem Gedanken, dass er seit gestern Abend hilflos auf dem Boden gelegen hatte. Wenn Gladys ihn nicht gefunden hätte …
Ihr wurde klar, dass sie nicht nur zu James wollte, um ihm von ihrem Baby zu erzählen oder um ihre Ehe zu kämpfen. Er war der Einzige, der verstehen würde, was sie gestern Abend durchgemacht hatte. Sie hatte nie mit Notfallpatienten zu tun, und es war schrecklich gewesen, nichts für Finn tun zu können.
Aber James war nicht zu Hause. Zuerst überlegte sie, ihn anzurufen, verwarf den Gedanken jedoch wieder. Mehr schlecht als recht geduldete sie sich bis zum anderen Morgen und machte sich als Erstes auf den Weg zur Onkologie. Falls er keine Zeit hatte, würde sie eben vor seinem Sprechzimmer warten.
Im Flur begegnete sie Evie.
„Ava! Danke, dass du dich gestern Abend um Finn gekümmert hast.“
„Keine Ursache. Ein Glück, dass Gladys ihn gefunden hat.“
Ava wollte weitergehen, wollte endlich zu James. Aber Evie war noch nicht fertig. „Er hat die Infektion zu Hause behandelt, kannst du dir das vorstellen?“, regte sie sich auf. „Hat keinen Ton gesagt, zu niemandem!“ Evie seufzte frustriert. „Und jetzt will er keinen sehen. Hayley wollte ihn in den OP bringen, um die Wunde zu säubern, aber Finn lässt das nicht zu. Er will sich auch nicht mehr operieren lassen, hat verlangt, dass sie den nächsten OP-Termin absagen. Als Chirurg taugt er nichts mehr, meinte er. Dann würde er eben Vorlesungen halten …“
„Evie“, unterbrach Ava sie ungeduldig. „Es tut mir leid, aber ich muss jetzt wirklich los.“
Mit Macht zog es sie zu James, alles andere zählte nicht mehr. Ava bremste sich nur mit Mühe, nicht zum Fahrstuhl zu rennen. Sie drückte den Knopf für die Onkologie und verließ eilig die Kabine, als der Lift hielt und die Türen auseinanderglitten.
Zu spät merkte sie, dass sie auf der Chirurgie gelandet war. Ava wandte sich wieder dem Aufzug zu, stutzte. Fahrstühle, die nicht funktionierten, Finn … in ihr lief ein Film ab, Gedanken überschlugen sich, und dann wusste sie, was sie zu tun hatte.
„Können Sie mir sagen, in welchem Zimmer Finn Kennedy liegt?“
„Er möchte keinen Besuch“, sagte die Schwester.
„Das wird er sich in diesem Fall noch einmal überlegen müssen!“ Ava sah der Schwester fest in die Augen.
„Tut mir leid, er war
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