Aerzte Zum Verlieben Band 59
Tisch. Sie wechselten ein paar Worte, lachten, und dann nahm sie ihm gegenüber Platz.
Blöde Kuh, dachte Ava und schämte sich gleichzeitig. Früher hatte es sie nie gestört, wenn sich eine andere Frau zu James an den Tisch setzte.
„Hi, Ava, hast du Lust auf Gesellschaft?“
Sie blickte auf. Lily stand lächelnd neben ihr. Die Schwangerschaft stand ihr, Lily schien von innen heraus zu leuchten. „Klar.“ Verlegen erwiderte Ava ihr Lächeln. Sie hatte nicht vergessen, wie sie sich nach James’ OP verhalten hatte.
„Wie geht es dir?“, fragte Lily.
„So lala“, gestand sie. „Ich habe das Gefühl, dass jeder uns genau beobachtet, dass alle sich fragen, warum ich James ausgerechnet jetzt im Stich lasse.“
„Niemand denkt das. Wenn ich etwas höre, dann nur teilnahmsvolle Bemerkungen … dass es schlimm sein muss, für euch beide.“
„Danke.“ Allerdings mochte sie es nicht ganz glauben. Bei ihren Freunden, die sie näher kannten, vielleicht, aber bei den anderen? Tratsch konnte so giftig und gemein sein. „Lily, ich … ich muss mich bei dir entschuldigen.“
„Wieso das denn?“
„An dem Tag, als James operiert wurde, da war ich nicht besonders freundlich zu dir.“
Lily lachte hell auf. „Oh, ich bin sicher, dass du den Kopf voll hattest. Da hätte niemand erwartet, dass du besonders nett bist!“
„Ja, schon, aber trotzdem. Mir ging es ziemlich bescheiden, ich war sogar eifersüchtig auf dich, weil James dir gesagt hatte, dass er lieber im Krankenhaus bleiben wollte, als nach Hause zu fahren.“
Die Krankenschwester bestätigte es nicht und stritt es auch nicht ab, sondern drückte nur mitfühlend Avas Arm.
„Und dass du schwanger bist … ich weiß, es klingt völlig irrational, aber ich war neidisch. Meine Ehe war am Ende, ich hatte mehrere Fehlgeburten gehabt … da ist das Glück anderer schwer zu ertragen.“ Hilflos zuckte sie mit den Schultern. „Ich weiß nicht, ob du mich verstehst.“
„Oh doch.“ Lily lächelte aufmunternd. „Komm raus zur Farm, der Tapetenwechsel wird dir gut tun.“
Spontan wollte Ava ablehnen, wie bei den anderen Einladungen, die sie in letzter Zeit bekommen hatte. Sie war empfindlich und fürchtete, dass sie ihr Geheimnis ausplaudern könnte, bevor sie Gelegenheit hatte, James davon zu erzählen. Andererseits war es verlockend, einmal rauszukommen.
Lily und Luke besaßen eine Farm, keine Stunde von Sydney entfernt. Ava war auf ihrer Hochzeit gewesen, die dort in der freien Natur stattgefunden hatte. Es war ein traumhaftes Fest im Grünen gewesen.
„Luke hat Dienst“, fuhr Lily fort. „Wir hätten das ganze Wochenende für uns. Überleg es dir, du bist herzlich willkommen.“
Sie mochte nicht über Nacht bleiben, sagte aber für den nächsten Tag zu.
Bevor sie zur Farm aufbrach, kaufte sie ein Tomate-Mozzarella-Sandwich und zwei Schokoladen-Eclairs beim Bäcker und klopfte bei Finn. Sie war es leid, ihn zu ignorieren und so zu tun, als hätten sie nie ein persönliches Wort miteinander gewechselt.
„Finn?“, rief sie, als er nicht aufmachte. „Ich bin’s, Ava.“ Wieder klopfte sie. Aber anscheinend wollte er sie nicht sehen, oder er war ausgegangen, vielleicht auch bei Evie.
Ava aß das Sandwich selbst, legte die Eclairs in eine Plastikdose und fuhr zu Lily. Eine ungewohnte Freude durchzuckte sie. Es war schön, vom Krankenhaus und der einsamen Wohnung einmal wegzukommen.
Lily hatte ein Picknick vorbereitet, unter anderem eine große Schüssel Geflügelsalat mit Avocado und Mango, und alles in einem Korb verstaut. Für Avas Eclairs war gerade noch Platz.
Nachdem sie eine gute Stunde gegangen waren, suchten sie sich ein sonniges Plätzchen und breiteten ihre Picknickdecke im Gras aus. Die frische Luft hatte Ava hungrig gemacht, und sie ließ sich Lilys Köstlichkeiten schmecken.
Sie erfuhr, dass für James am Montag die nächste Chemotherapie anstand. Und es tat gut, mit Lily darüber zu reden, welche Sorgen sie sich um ihn machte. Aber sie redeten nicht nur, sondern legten sich irgendwann ins Gras und ließen sich von der warmen Sonne bescheinen.
Lily mit geschlossenen Augen, und ihr runder Bauch bewegte sich, wenn das Baby sich reckte und streckte. Ava betrachtete sie wehmütig und fragte sich, ob sie das jemals erleben würde. Oder wie James reagierte, wenn sie ihm von dem Kind erzählte.
Nein, sie wollte ihn damit nicht belasten, nicht, wenn er all seine Kraft für die Chemo brauchte.
„Wollen wir zurückgehen?“, sagte
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