Aerzte Zum Verlieben Band 59
sich gefühlt hatte, als sei er gestorben und begraben worden, glaubte wieder an das Leben. Nicht dass er es erklären konnte, aber das Gefühl, Ava so nahe bei sich zu haben, rückte seine Welt ins Lot.
Bei ihr war er sicher. Sie kannte ihn. Sie war der einzige Mensch, mit dem er zusammen sein wollte – und er wollte den Krebs nicht mehr allein besiegen müssen.
„Lass es uns wieder miteinander versuchen, ja?“, sagte er.
Einen Moment lang sah sie ihn an, während auf dem Bildschirm der Herzschlag ihres Babys zu sehen und zu hören war.
Dann lächelte sie liebevoll. „Ich kann es kaum erwarten.“
10. KAPITEL
Und sie schliefen wieder in einem Bett.
Nur das Eine passierte nicht.
Ava sehnte sich danach, wusste, dass es ihm genauso ging, doch damit mussten sie noch warten. Trotzdem war eine intime Vertrautheit da, die die Wunden der Trennung heilte.
Die ersten drei Tage nach der Chemo musste sich James ständig übergeben, und Ava musste sich sehr zusammenreißen, um nicht besorgt hinter der Tür zu warten. James wollte nicht, dass sie ihm den Kopf hielt, wollte nicht bemuttert werden. Doch er war dankbar für die kühlen Umschläge, in Eiswasser getauchte und ausgewrungene Tücher, mit denen sie ihn unablässig versorgte.
Auch trank er ihre Protein-Drinks, sobald er wieder etwas bei sich behielt, und aß Paranüsse, weil Ava meinte, dass sie gut für ihn wären.
Sie kochte für zwei.
Andere Mahlzeiten als vorher, und diesmal aßen beide das Gleiche. Ava hatte im Internet recherchiert, alle Informationen zusammengesucht, damit er sich richtig ernährte. Die Entschlossenheit, mit der sie vorher ihre Ernährung umgestellt hatte, übertrug sie nun auf ihn und verstand zum ersten Mal, was Veronica angetrieben hatte, für ihn zu kochen, etwas zu tun, was ihm gut tat.
Dadurch besserte sich auch das Verhältnis zu ihrer Schwiegermutter. Ava lächelte sie an, plauderte mit ihr, wenn sie zu Besuch kam – anders als früher, als sie nur widerwillig ein paar Worte mit ihr gewechselt hatte.
Dass sie über das Baby reden konnten, machte es noch einfacher.
Eines Abends, Veronica war gerade da, wurde James zu einem Patienten gerufen. „Richard hat Fieber bekommen“, erklärte er Ava und machte sich sofort auf den Weg.
Und statt sich wie sonst hastig zu verabschieden, blieb Veronica da. Die beiden Frauen unterhielten sich ein wenig unsicher, und dann kochte Ava Tee.
„Als du damals zu James wolltest …“, begann seine Mutter zögernd.
Ava ahnte, was jetzt kommen würde, und ihre Hand bebte, als sie die Teebeutel aus der Kanne zog.
„… wusstest du da schon, dass du schwanger bist?“
„Ja, ich hatte gerade den Test gemacht.“
„Du wolltest es ihm sagen?“ Veronica schluckte, als Ava nickte. „Das verzeiht er mir nie, wenn er davon erfährt.“
„Von mir hört er es nicht“, sagte Ava. „Außerdem irrst du dich, er würde dir vergeben.“
„Und du?“
„Das habe ich schon lange.“ Ava hatte viel nachgedacht – für Veronica, die früh ihren Mann verloren hatte, war das Leben sicher nicht einfach. Kein Wunder, dass sie sich an ihr einziges Kind klammerte. „Nicht gleich sofort, aber als James und ich getrennt waren …“ Sie suchte nach Worten.
Es war schwer zu erklären, und natürlich wollte sie nie wieder ohne James leben. Aber sie war seit ihrem achtzehnten Lebensjahr mit ihm zusammen. Vielleicht hatte sie sich etwas zu sehr auf seine Liebe, auf seine Kraft und Stärke verlassen. Inzwischen wusste sie, dass sie allein zurechtkommen würde, und James wusste es auch.
So seltsam es klang, aber es bot ihnen Halt in unsicheren Zeiten. Und sosehr sie ihren Mann liebte, sie würde seine Liebe nie wieder für selbstverständlich halten. Liebe entwickelte sich, Liebe wollte gehegt und gepflegt werden, nur dann blieb sie lebendig.
„Es hat uns stärker gemacht“, sagte sie schließlich.
Endlich gaben sich die beiden Frauen mehr Mühe miteinander. Immerhin hatten sie etwas Wichtiges gemeinsam – ihre Liebe zu James.
Und James liebte Ava. Deshalb ließ er sie Blaubeeren in sein Müsli mischen und reduzierte die Kohlenhydrate. Nur auf den Zucker im Kaffee bestand er nach wie vor. Nachts schliefen sie manchmal aneinandergekuschelt ein, manchmal jeder auf seiner Seite.
Sie verbrachten die folgenden zwei Wochen damit, das Zusammenleben neu zu lernen.
Bis auf eine Sache.
Gut, sie schliefen im selben Bett, und gelegentlich wachte Ava in seinen Armen auf. Aber sie war bisher nicht in
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