Aerzte Zum Verlieben Band 59
gewöhnen, dass Pippa nun zu seinem Team gehörte. Dass ihm das nicht unbedingt behagte, verriet er Harry lieber nicht. „Ich glaube, es ist besser, wenn sie erst mal zusieht.“
„Wieso? Sie kümmert sich doch auch um Amy und das Baby, das macht sie wirklich gut. Coral sagt, sie wäre sehr gut ausgebildet und hätte viel Erfahrung.“
„Das wird sich erst noch zeigen.“
Harry runzelte die Stirn. „Sag mal, was ist eigentlich mit dir los? Hast du ein Problem damit, dass Pippa jetzt zu uns gehört? Mir ist es jedenfalls ganz recht, dass wir so ’ne hübsche junge Krankenschwester bei uns haben, anstatt Cordelias schlechte Laune ertragen zu müssen.“
„Cordelia ist sehr kompetent.“
„Pippa etwa nicht?“
„Wie gesagt, das wird sich erst noch zeigen.“
Harry schüttelte den Kopf. „Mann, hast du ’ne Laune.“
Dazu sagte Riley nichts mehr, denn er hatte keine Lust zum Reden. Er wusste selbst nicht, was sein Problem war. Vielleicht störte es ihn, dass Pippa ihn zu sehr an Marguerite erinnerte. Aber das war im Grunde Unsinn. Was bedeutete schon ein ähnlicher Hintergrund? Nichts. Das wusste er genau.
Wahrscheinlich bin ich nur so durch den Wind, weil Lucy kommt, überlegte Riley weiter. Er zog seine Brieftasche hervor und betrachtete zum x-ten Mal das Foto, das Lucy ihm gemailt hatte. Sie war achtzehn Jahre alt und bildhübsch. Verdammt, warum hatte Marguerite ihm nie gesagt, dass er eine Tochter hatte? Bis vor drei Monaten hatte er nichts von Lucys Existenz gewusst, und jetzt tauchte sie plötzlich auf und wollte ihn kennenlernen.
Kurz nachdem Riley Lucys Mail erhalten hatte, war er nach England geflogen, um Marguerite zur Rede zu stellen. Sie war mit einem Finanzier verheiratet und lebte in einem luxuriösen Haus in einem noblen Londoner Stadtteil. Marguerite war noch fast genauso schön wie früher, doch ihr Hochmut und die Arroganz, mit der sie ihn behandelt hatte, machten sie für Riley alles andere als attraktiv. Er hatte sich sogar gefragt, wie er sich damals nur in sie hatte verlieben können.
„Ja, Lucy ist deine Tochter, aber nur auf dem Papier“, hatte sie ihm eiskalt ins Gesicht gesagt. „Wahrscheinlich hat sie dich nur kontaktiert, weil sie neugierig auf ihren unbekannten Vater ist. Jetzt weiß sie, wer du bist, und ist zufrieden. Warum sollte sie dich sehen wollen? Ich jedenfalls will nichts mit dir zu tun haben, und ich sage dir auch nicht, wo Lucy ist. Jetzt verschwinde, Riley Chase. Du hast keinen Platz in unserem Leben.“
Riley holte noch einmal tief Luft. Morgen kam Lucy, und er hatte keinen Schimmer, wie er ihr begegnen sollte. Zu allem Überfluss würde dann am Sonntag auch noch Pippa bei ihm einziehen. Na, das konnte heiter werden!
Als Pippa vom Flugzeug aus hinunter auf die Wüstenlandschaft blickte, meinte sie fast, auf einem anderen Planeten zu sein. Dry Gum Creek befand sich mitten im Nirgendwo, so jedenfalls kam es Pippa vor.
Nachdem das kleine Flugzeug auf der holprigen Piste gelandet war, öffnete Riley die Tür, und Pippa blickte sich neugierig um. Überall staubige rote Erde, knorrige Bäume, windgepeitschte Wellblechhütten und alte Häuser, die den Eindruck machten, als würden sie jeden Augenblick zusammenfallen. Weiter hinten entdeckte sie ein etwas solider wirkendes Gebäude, an dem ein Schild mit der Aufschrift „Supermarkt“ hing.
„Willkommen in Dry Gum Creek“, meinte Harry grinsend, während er Pippa beim Aussteigen half. Ein paar dürre Hunde liefen kläffend auf sie zu. Harry verscheuchte sie mit einer Handbewegung. „Ich hoffe, du hast keine Luxushotels, Einkaufszentren oder Nobelrestaurants erwartet.“
Pippa, plötzlich erfüllt von erwartungsvoller Vorfreude, lächelte. „Ganz und gar nicht. Ich hab sogar meine Kreditkarte zu Hause gelassen.“
Sie entdeckte vier dunkelhäutige Mädchen, die aus einer der armseligen Hütten spähten. „Habt ihr Amy mitgebracht?“, rief eins von ihnen.
„Ja! Kommt ruhig her und begrüßt eure Schwester“, erwiderte Riley. „Wir haben auch eure kleine Nichte dabei!“
Sofort kamen die Mädchen angelaufen und umringten Amy und das Baby aufgeregt.
„Amy sorgt wie eine Mutter für ihre jüngeren Geschwister“, erklärte Riley, an Pippa gewandt. „Ohne ihre große Schwester wären sie verloren.“
„Bleibst du jetzt bei uns zu Hause?“, wollte eines der größeren Mädchen wissen, doch Amy schüttelte den Kopf.
„Nein, ich bleibe eine Woche bei Schwester Joyce, dann ziehe ich mit Baby
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